das weisse haus Sommerfest

Samstag, 20. Juli 2013 - 16:00 Uhr

das weisse haus

Finissage mit Screenings von Martin Music & Lisa Weber, Abschlußpräsentation der Artists in Residence: Helen Zeru Araya, Yida He, Hope Tucker und Federico Maddalozzo
+++ Barbecue / Grillage, Süßes von den Future Sailors & DJ Stefan Draschan +++


ab 16h:
Finissage mit Screenings von Martin Musi? und Lisa Weber.
Abschlußpräsentation der Artists in Residence (Helen Zeru Araya, Yida He, Hope Tucker und Federico Maddalozzo)
BBQ/Grillage, Süsses von Future Sailors, DJ Stefan Draschan und vieles mehr…!

Im Rahmen von der Finissage der Ausstellung Phantoms & Ghosts von Karin Fisslthaler und Bernd Oppl, können Sie sich auf das Screening der folgenden Filme freuen:

Lisa Weber: “Twinni oder so”
AT / 2012
11 min.

Dieser Film ist ein kleines Radikal-Monument. Ein paar Momente aus dem Leben zweier Mädels, denen einfach nur „urfad“ ist. Die eine hat einen „Fetzen“ in der Schule kassiert und hat Hausarrest. Die andere sitzt ihn mit ihrer Freundin ab, im Buchladen der Mutter. Sie tanzen und verarschen einen Mitschüler am Telefon. Als dann doch ein Kunde den Laden betritt, entspinnt sich ein kurzes Gespräch. Er, der für seine Oma irgendein Buch kaufen will, steigt die Jugendliche an. Recht offensiv sogar. Schwimmen würde er gerne mit ihr gehen. Dann ist’s wieder urfad. Musik donnert über den Abspann. Regisseurin Lisa Weber hat eine Gabe: sie spielt ihre Figuren aus all den Zuschreibungen und Bedeutungsebenen frei und betritt damit eine Terra Incognita des österreichischen Gegenwartskinos. Den Jugendfilm. Keinen, in dem die Gefühle, Gedanken, Idiome, Milieus hinterfragt werden. Sondern einen, der einfach ist, in all seiner schnöden Alltäglichkeit und Bedeutungslosigkeit. Das Leben halt. „Twinni oder Jolly, is mir scheißegal“, raunzt die eine ihrer Mutter ins Telefon, wenn’s darum geht, ein Eis mitzubringen. „Tschusch“ sagt sie zum Abschied. Radikal ist Webers Kurzfilm, da er dem bildungsbürgerlichen, sozialhygienischen Mief, der immer dann ruchbar wird, wenn das Kino Jugend verhandeln will, nicht einmal etwas entgegensetzt. Sondern ihn schlicht ignoriert. Twinni oder so ist ein Bauchfilm. Die Regisseurin dankt im Abspann „jedem Herzklopfen, das das Hirn übertönt“. Vorintellektuelle Unschuld, könnte man das nennen. Einen Urzustand des Erzählkinos, wie herbei teleportiert aus einer fremd gewordenen Vergangenheit. Hoffentlich verlernt die selbst noch sehr jugendliche Lisa Weber diese Unschuld nie. Hoffentlich bleiben ihre Filme so frei und unverschämt und selbstverloren wie Twinni oder so. Das wäre ein Glücksfall für das österreichische Erzählkino. Und außerdem ursuper. Oder so.
(Markus Keuschnigg)

Martin Music: “Drauf”
AT / 2009
43 min.

Zu Beginn haben die Bilder keinen festen Grund unter den Füßen: Ein bewölkter Himmel flackert, schwankt, verschwimmt, dann erst senkt sich die Kamera in einer gleichmäßigen Bewegung hinab auf den Boden des Faktischen. "Weißt eh, so eine Dokumentation über drogenabhängige Jugendliche, Subventionsfilm", erklärt Regisseur Martin Music dem jungen Mann vor seinem Kameraobjektiv die Aufgabenstellung: Harald, 24, suchtkrank und nunmehr Teilnehmer eines Substitutionsprogramms, soll seine Erfahrungen anderen Jugendlichen "mitgeben".
Diese Herstellung eines dokumentarischen Exempels wird in Drauf mehrfach verkompliziert: Erstens ist Harald kein authentischer Zeuge, sondern ein fiktionales Kondensat aus den Interview-Erzählungen mehrerer drogenabhängiger Jugendlicher, dem Künstler Ingo Leindecker Körper (schlaksig) und Stimme (schleppend) leiht. Und zweitens macht der Film den Prozess transparent, durch den aus disparaten Erinnerungen, Haltungen und Gefühlslagen eine soziale "Fallgeschichte" immer erst hergestellt werden muss: Das Stationendrama einer Abhängigkeit - Probleme mit dem Vater, Frust im Lehrberuf, Party-Wochenenden mit der Clique als Rettungsanker - nimmt nur allmählich Gestalt an, im Hin und Her zwischen Haralds grummelnden, tastenden Selbsterklärungen und den Interpretationsangeboten, die Musi? in einfühlendem bis verkrampftem Sozialarbeiterduktus vorbringt. Das Interviewszenario - ein Nachmittag zu zweit auf einem Tretboot auf der Steyr - weist in Richtung Kammerspiel, die Scope-Bilder und satten Farbwerte drängen in die Weite. Drei Intermezzi brechen den fingierten Dokumentarismus weiter auf, schlagen alternative filmische Übersetzung vor für das, was sich im Gespräch nicht so ohne Weiteres benennen lässt: Die erste, flamboyanteste dieser Sequenzen folgt Harald in ein Möbelhaus, wo er bitter den Showmaster einer Werbesendung gibt, der kleinbürgerliches design for living anpreist. So wird Musics "Subventionsfilm" - in Auftrag gegeben von der Projektgruppe "flow akut", die sich mit Sucht und Suchtprävention im Raum Steyr auseinandersetzt - gerade im Spielerischen seinem Thema gerecht.
(Joachim Schätz)

Termin

hAmSteR Events
Finissage, Screening, Artist in Residence, Sommerfest
Samstag, 20.07.2013 16:00
das weisse haus
Hegelgasse 14
1010 Wien
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