Social Media – wie gestalten sie Beziehungen zwischen öffentlich, privat und intim?

Montag, 20. Oktober 2014 - 19:00 Uhr

Radiokulturhaus

Podiumsgespräch mit: Andrea Maria Dusl, Jana Herwig
Moderation: Hubert Christian Ehalt

Hubert Christian Ehalt:

Das Internet hat die prinzipielle Möglichkeit einer ununterbrochenen und räumlich unbegrenzten weltweiten Kommunikation zur Gestaltung von geschäftlichen, öffentlichen und privaten Angelegenheiten geschaffen. Die 'Social Media' bilden ein ständig elaboriertes Subsystem des WWW als Netzwerk von sogenannten "FreundInnen"; Menschen, die einander wohlgesinnt sind, oder das wollen, oder es - mit anderen handfesten ökonomischen und sozialen Gründen - jedenfalls vortäuschen wollen.
Es ist rein optional unmöglich, mit mehr als ein paar hundert Leuten ständig in einer realen Verbindung und mit mehr als 20 Leuten in einer richtigen freundschaftlichen Verbindung zu stehen. Der Wunsch nach Freundschaft und Verbindung ist keinesfalls verwerflich, ganz im Gegenteil. Und vermutlich kommt es eher auf die Möglichkeit als auf die Wirklichkeit an. Die Kommunikationsstrukturen, die das Internet bietet, sind unüberschaubar und in ihrer realen Öffentlichkeit nicht transparent. Obwohl die meisten elektronischen Mitteilungen in einer Situation verfasst werden, in der der/die Schreiber/in sich allein vor einem Monitor befindet, ist das Geschriebene, das häufig persönlich und bisweilen sehr privat ist, tendenziell "eine Veröffentlichung". Das, was dem/der Schreiber/in aufgrund der Schreibsituation häufig als private Mitteilung erscheint, ist in der Realität eine öffentliche. Nicht nur die NSA, sondern zahlreiche andere Einrichtungen wissen Bescheid, hören mit, zeichnen auf und werten gegebenenfalls aus. Die Gründe dafür sind politisch, wirtschaftlich und sozial. Die 'Öffentlichkeit', die so entsteht, hat oft Disziplinierungs- und Zwangscharakter.
Die Diskussion der Wiener Vorlesungen analysiert das jedenfalls merkwürdige Crossover von öffentlich, beruflich, privat und intim in den Texten des Internets und die Frage, welche Auswirkungen es auf die realen Beziehungen der Menschen hat.

Andrea Maria Dusl:

Geize nicht mit der Publikation von Sonnenuntergängen, lautet der Rat an den Facebook-Novizen, nicht mit der Veröffentlichung deiner braungebrannten Fußspitzen vor dem Weltmeer oder der frisch gebackenen Spinatlasagne im selbstgekneteten Römertopf. Sei ganz Künstlerin, ganz Künstler, schieb den Facebook-Deinen rüber, wenn du am Weltschmerz leidest, an einem logorrhoischem Schub oder dich eins fühlst mit dem Universum. Auf einschlägigen Seiten - Gleichgesinnte posten sie täglich - gibt es zu jeder Seelenbefindlichkeit einen passenden Konfuzius-Spruch. Schreibe den nicht bloß hin, sondern mach daraus ein Bild. Ein Schriftbild. Deine Freundinnen und Freunde werden es dir danken und die Erkenntnis zum Tag mit ihresgleichen teilen.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit Ö1 und ORF RadioKulturhaus

Anmeldungen: Tel. (01) 501 70 377

Termin

Nerz Techleben
Social Media, Wiener Vorlesung, Podiumsgespräch
Montag, 20.10.2014 19:00
Radiokulturhaus
Argentinierstraße 30a
1040 Wien
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