Katalogpräsentation Nicolás Robbio
Mittwoch, 17. September 2014 - 19:00 Uhr
Krinzinger Schottenfeld
NICOLÀS ROBBIO: "The sum of imperfect movements, approaching perfection."
Es werden Wein und Brötchen gereicht.
Der in São Paolo, Brasilien lebende Künstler Nicolás Robbio verbrachte einen Monat auf Einladung von Ursula Krinzinger und Adriano Pedrosa in den Atelierräumlichkeiten der KRINZINGER PROJEKTE. Geistiger Ausgangspunkt der während des Aufenthaltes entstandenen Werke ist Robbios Beschäftigung mit kristallinen Formen als originäre Grundstrukturen aller natürlichen Materie: Mit Bezug auf Robert Smithson’s 1966 verfassten Text „Entropy and the New Monuments“ inkorporiert der Künstler mathematische Muster und geometrische Grundformen in seine Arbeit. Fasziniert von der Tatsache, dass gänzlich verschiedene Phänomene – wie etwa die physikalischen Wellenlängen menschlichen Lachens und die grundlegenden Strukturen von Kristallen – mittels künstlerischer Praktiken auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden können, lässt er sehr poetisch anmutende und in ihrer Farbigkeit stark reduzierte Werke entstehen, die dem/der BetrachterIn zunächst auf rein ästhetischer Ebene einen Zugang ermöglichen. Erst nach vertiefender Auseinandersetzung erschließen sich dann die komplexen Denkmuster, welche die einzelnen Arbeiten als kleine Teile eines noch im Reifungsprozess befindlichen gedanklichen Überbaus ausweisen und eine Verbindung zur langen Tradition der Konzeptkunst erkennen lassen.
Eine wesentliche Rolle für Robbios Arbeitsprozess spielen dabei semiotische Überlegungen: Die Tatsache, dass Menschen innerhalb eines Kulturkreises bestimmte Zeichen auf eine bestimmte Art und Weise zu lesen gelernt haben, dass also die Kategorisierung von Bildern eine anthropologische Konstante geworden ist, nimmt der Künstler zum Anlass, diese Symbole zu entfernen, zu modifizieren oder zu deplatzieren um dadurch die subjektive Wahrnehmung des/der Rezipienten/in zu erweitern. So führen etwa die mit einem N als geographische Orientierungspunkte markierten Linien einer Serie von Tuschezeichnungen die mit der Kartographie verbundene Präzision insofern ad absurdum, als dass sie auf jedem der einzelnen Blätter in eine andere Richtung zeigen.
In intensiver Auseinandersetzung mit naturwissenschaftlichen, religiösen und philosophischen Konzepten entwickelte Robbio die Idee einer sich stetig wandelnden menschlichen Wahrnehmung, die je nach eingenommener Perspektive entsprechende Auswirkungen auf das betrachtete Objekt haben kann. So führt ihn jeder Weg vom Kleinen in das Große und vice versa, vom Inneren in das Äußere und umgekehrt. Robbios Arbeit ist nach eigenen Aussagen von Zufällen und dem stetigen Wechselspiel von „trial“ und „error“ bestimmt. Den von Peter Sloterdijk geprägten Begriff der „Anthropotechnik“, der den Menschen als ständig in Übung befindliches Wesen versteht, nennt er als zentrales Leitmotiv seiner Arbeit. Es ist für den Künstler schließlich die Summe der unvollkommenen Bewegungen, die eine Annäherung an die Perfektion überhaupt erst möglich macht.
Nicolás Robbio (*Mar del Plata, Argentinien, 1975, lebt und arbeitet in São Paulo, Brasilien)
Einzelausstellungen (Auswahl) 2014 „Repeticão da Ordem“, Galeria Vermelho, São Paulo, Brasilien; 2013 „Algunas cuestiones al trazar una linea“, Ruth Benzacar Galeria de Arte, Buenos Aires, Argentinien; „Every Body Knows“, Galerie Invaliden1, Berlin, Deutschland; 2012 „A força é limitada pela necessidade“, Galeria Vermelho, São Paulo, Brasilien;
Gruppenausstellungen (Auswahl) 2014 „Medos Modernos“, Instituto Tomie Ohtake, São Pauolo, Basilien; 2013 „Museum ad nauseam: Ensayos en Critica Institucional“, La Ene [Nuevo Museo Energía de Arte Contemporáneo], Buenos Aires, Argentinien; „Imagine Brazil“, Astrup Fearnley Museet, Oslo, Norwegen; „Memorias de la obsolescencia: selection de videos em la Colección Ella Fontanals“, Cisneros, Havana, Cuba; „In Lines and Realignments“, Simon Lee Gallery, London, Großbritannien; „Blind Field“, Broad Art Museum, East Lansing, USA; „Una posibilidad de escape“, Espai d'Art Contemporani de Castellóm, Castellón, Spanien; „El Arte Contemporaneo de la X Bienal Monterrey FEMSA“, Antiguo Colegio de San Ildefonso, México City, México; „Tomie Ohtake Correspondências“, Instituto Tomie Ohtake, São Paulo, Brasilien; „Blind Field“, Krannert Art Museum, Champaign, USA; 2012 „In Situ: Arte en el espacio público“, Bariloche, Argentinien; „When Attitudes Became Form Become Attitudes“, CCA Wattis Institute for Contemporary Art, San Francisco, USA; „Expansivo“, Galeria Vermelho, São Paulo, Brasilien; „Exercícios do olhar“, Museu Lasar Segall, São Paulo, Brasilien; „Território de Contato [Modulo 02]“, SESC Pompéia, São Paulo, Brasilien; „Sextanisqatsi: desordem habitável“, Museo de Arte Contemporáneo de Monterrey [MARCO], Monterrey, México; „X Bienal Monterrey FEMSA“; Museo de Arte Contemporáneo de Monterrey [MARCO], Monterrey, México;