Regime | Wie Dominanz organisiert und Ausdruck formalisiert wird

Samstag, 29. Mai 2010 - 10:00 Uhr

Akademie der bildenden Künste Wien

Regime | Wie Dominanz organisiert und Ausdruck formalisiert wird
Datum | 28.05.2010 - 29.05.2010


Ein öffentlicher Workshop entlang verschiedener Versuchsanordnungen. Veranstaltet von einer Arbeitsgruppe mit Mitarbeiter_innen des IKW, IBK und IKL, initiiert durch CAK (Center for Art/Knowledge).

Der Workshop mit Gästen aus unterschiedlichen Wissens- und Praxisfeldern wird veranstaltet von einer Arbeits- und Forschungsgruppe, die sich an der Akademie seit Mitte 2009 mit dem Begriff des Regimes sowie der Möglichkeit beschäftigt, diesen Begriff, auch und gerade angesichts der gegenwärtigen Krise der ökonomischen und politischen Regime, die sich z.B. an der Akademie in den Protesten gegen das neoliberale Bildungsregime manifestiert, ins Zentrum einer öffentlichen Veranstaltung zu stellen. Ein erstes Ergebnis dieser Reflexions- und Planungsprozesse ist die Ausgabe "Regimestörungen" des Bildpunkt. Zeitschrift der IG Bildende Kunst, Frühjahr 2010. Der nächste Schritt ist die zweitägige Veranstaltung am 28. und 29. März mit Vorträgen, Screenings, Diskussionen rund um die Frage nach der ästhetischen Organisation von Dominanz (und Kritik).

Ein Auszug aus der Textproduktion der "Regimegruppe":

Bei jüngeren Versuchen, die Organisation von Macht und Aspekte von Herrschaft zu beschreiben, wird immer wieder der Begriff des Regimes zur Hilfe genommen: Vom Akkumulationsregime und Migrationsregime bis zum Blickregime und ästhetischen Regime. Was macht diese besondere Anziehungskraft aus, für wen und warum gilt der Regimebegriff als nützlich und produktiv?

Darauf lässt sich unterschiedlich antworten: Zum einen besitzt der Begriff des Regimes das Potential, Politik- und Ökonomietheorie, visuelle Kultur und Ästhetik aufeinander zu beziehen und in ihrer Wechselwirkung zu verstehen. Er kann deshalb möglicherweise verwandte Konzepte wie ,,Hegemonie" oder ,,Empire" ergänzen und schärfen.

Zudem kann die Rede vom Regime dem jeweiligen Diskurs so etwas wie eine kritische Note geben, denn oft bezeichnet der Begriff eine überwundene oder zu überwindende Ordnung. Zu fragen wäre, ob dieser kritische ,,Vorschuss" begründet ist. Weiters erscheint der Begriff vielsagend und suggestiv, sein Gebrauch sehr weitläufig und oft ungenau und spekulativ, seine Bedeutung nur schwer zu fassen.

Die Effekte der Rede vom Regime - die Versorgung eines Diskurses mit kritischem Gewicht ebenso wie eine relative Bedeutungsoffenheit - hängen damit zusammen, dass der Begriff in unterschiedlichen Kontexten verwendet wird und zwischen diesen unterschiedlichen Kontexten Austauschprozesse und metaphorische Verlagerungen stattfinden. Welchen diskursiven und politischen Gewinn verspricht diese Flexibilität? Und was bringt sie tatsächlich? Denn sie könnte ja auch vor allem die Flexibilität der Herrschaftsverhältnisse, die durch den Regimebegriff bezeichnet werden, meinen. So oder so vermuten wir, dass gerade detaillierte Analysen der Formen von Regimen etwas Spezifisches ermöglichen.

Der Workshop will ,,Regime" daher als ein konzeptuelles Instrument erproben, mit dem sich spezifische Gestalten und Gestaltungen des Politischen untersuchen lassen. In Formen, hier verstanden als ästhetische Materialisierungen von Ausdruck, spiegelt und verkörpert sich die Performativität konkreter gesellschaftlich-institutioneller Arrangements und politischer Kräfteverhältnisse, welche wiederum als ,,Regime" beschrieben werden können. Es sollen Versuchsanordnungen angeboten und hergestellt werden, in denen entlang verschiedener Theorielinien, die sich um unterschiedliches Material ranken, diskutiert wird, ob sich der Ansatz, vom Regime her zu denken, für macht- und herrschaftskritische Analysen bewährt oder nicht.

Mit Beiträgen von:
Manuela Bojadzijev ist Politologin und lehrt an der Humboldt Uni Berlin.
Ulrich Brand ist Politologe und lehrt an der Universität Wien.
Lina Dokuzovic ist Künstlerin und forscht zu Bildungsregimen. Plattform Geschichtspolitik, angesiedelt an der Akademie der bildenden Künste, beschäftigt sich mit der Herstellung eines kontinuierlichen Prozesses, in dem die Teilhabe der Akademie der bildenden Künste an Kolonialismus, (Austro-)Faschismus und National- sozialismus kritisch reflektiert und öffentlich verhandelt wird.
Libertina Bomba ist Aktivist_in und ein Pseudonym für viele(s).

Samstag, 29. Mai 2010 [Wie sprechen wir in Regimen?]

10:00-18:00 Uhr

Ruth Sonderegger
Ästhetische Regime (im Ausgang von Jacques Rancière) Wie verhalten sich die drei Regime der Kunst, die Rancière ausgemacht hat, zu jener ,,ersten oder allge- meinen" Ästhetik, die regelt, was in einer bestimmten Epoche sag-, denk- und wahrnehmbar ist? Ist diese erste Ästhetik tatsächlich der Schauplatz, auf dem Kunst und Politik sich treffen und streiten? Mit Blick auf den Beitrag der Plattform Geschichtspolitik.
Plattform Geschichtspolitik

Die Plattform Geschichtspolitik nimmt mit einem geschichtspolitischen Rundgang, einer Präsentation ihrer Arbeit sowie anschließender Diskussion am Symposium teil.

13:00-14:00 Pause

Marlene Streeruwitz
Film ,,Son et lumière" (Streeruwitz, A 2010) und Diskussion
nicht so gedacht werden zu wollen. darum geht es. also. son et lumière über die entbitterung von geschlechtsentwürfen. diesmal anhand von frauenleben. und es ist ein versuch.

Libertina Bomba
Handlungsspielräume aufreissen - Regime verschrotten Frühlingsaktion - die Regimeverschrottungsprämie: Verschrotten Sie ihre Handlungsregime und erhalten sie dafür neuwertige Handlungsspielräume! Alle Regime auf die Schrottplätze der Geschichte!

Lina Dokuzovic?
Europe's regime of a higher education area and its mobility of commodified knowledge While the so-called European Higher Education Area promotes the maximal mobility of higher education within Europe, it supports structural discrimination, the result of which is two classes of movement, mobility and migration, creating a growing regime of knowledge production.

Der Workshop wird gemeinsam organisiert von Petja Dimitrova, Eva Egermann, Maren Grimm, Tom Holert, Jens Kastner und Johanna Schaffer. Alle lehren an der Akademie der bildenden Künste Wien und sind entweder KünstlerInnen und/oder KunsttheoretikerInnen.
Ruth Sonderegger ist Philosophin und lehrt an der Akademie der bildenden Künste Wien.
Marlene Streeruwitz ist Schriftstellerin und lebt in Wien.

Termin

Public Access
Samstag, 29.05.2010 10:00
bis Dienstag, 27.03.2018
Akademie der bildenden Künste Wien
Schillerplatz 3
1010 Wien
Akademie der bildenden Künste Wien Schillerplatz 3 1010 Wien
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