Warten auf die Barbaren
Dienstag, 30. April 2024 - 19:00 Uhr
Volkskundemuseum Wien
WARTEN AUF DIE BARBAREN
Eine Performance-Installation im Luftschutzbunker
Mo 29. April – So 12. Mai 2024
Vorstellungen: 29./30. April sowie 2./3./7./8./10. Mai 2024 19 + 21 Uhr
1./4./9./11. Mai: 16 + 18 + 20 Uhr
5./12. Mai: 11 + 13 Uhr
Anmeldung erforderlich unter: volkskundemuseum.at/termine/filter
Pay as you wish – Preisempfehlung: € 20,- / € 15,- / € 10,-
In einem Bunker unter der Erde, in einer nicht näher benannten Stadt, versammeln sich die Bürgerinnen und Bürger eines Staates. Ängstlich erwarten sie die Ankunft einer Horde unbenannter und unbekannter „Barbaren“. Die Kultur der Angst hat den Optimismus ersetzt, der einst die in der Stadt die vorherrschende Geisteshaltung war. Jene Barbaren, so wird der Menge weisgemacht, sind imstande, die Macht im Land zu übernehmen.
Wer sind diese Barbaren? Weshalb ängstigt uns ihre Ankunft so sehr? Warum brauchen wir sie, um unsere eigene Güte, Kultur, Identität zu definieren? Wie würden wir uns definieren, gäbe es sie nicht (mehr)? Und schließlich: Warum warten und verharren wir, anstatt dieses Reich der Paranoia, das wir unsere Heimat nennen, neu zu errichten?
Inspiriert vom gleichnamigen Gedicht des griechischen Lyrikers Konstantinos Kavafis aus dem Jahr 1904 führt Warten auf die Barbaren das Publikum in einen Luftschutzbunker aus dem 2. Weltkrieg, unterhalb des Schönbornparks im 8. Wiener Gemeindebezirk.
Die 44 unterirdischen Bunkerkojen und ihr langer Verbindungsgang werden von toxic dreams zu einem Labyrinth aus Klängen, Texten, Bildern und Live-Aktionen umgestaltet, die das Publikum auf eine Fahrt durch jene absurde Paranoia mitnimmt, die unglücklicherweise zum vorherrschenden Diskurs unserer Zeit geworden ist.
Jede Besuchergruppe (aka die Bürgerinnen und Bürger) durchläuft unter Anleitung von zwölf Spieler:innen eine Art „Trainingsprogramm“ für den Fall des Eintreffens der Barbaren. Dieses erfolgt in zwei Abteilungen:
In der Ideologieabteilung werden die nötigen geistigen, kulturellen, ideologischen Grundlagen ausgelegt, wird mit den Mechanismen der Propagandamaschine operiert – die Konstruktion von nativistischen Narrativen, von Hate Speech, von Parolen, von verdecktem Rassismus, das Operieren mit Symbolen und Klängen, das Schaffen von identitären Zugehörigkeitsgefühlen.
Die folgende Praxisabteilung bietet dem Publikum eine Art Marktplatz der Praktiken verschiedenster Überlebenstechniken – Instruktionen zur Subsistenzwirtschaft im Untergrund samt Entsorgungslösungen, das Erlernen von Geheimsprachen und Selbstverteidigungstechniken, von Gesängen zur Gemeinschaftserhaltung bis zum Kolonialpuzzlespiel oder meditativen Entspannungstechniken in der Krise.
Nach absolviertem Bunkerprogramm werden die Besucher:innen in einem dritten Teil zu einer gemeinsamen Konversation in den Hof des Volkskundemuseums Zum Heurigen der letzten Tage (Kuratierung: Thomas Marschall) geladen, um das Trainingsprogramm bei Wasser und Wein in geselliger Atmosphäre zu verdauen.