Publikumsgewinn statt „Siegerkunst“

eSeL Foto: „nominiert …“. Vordemberge-Gildewart Stipendium 2022 (mumok, 01.06.-21.08.2022) eSeL Foto: „nominiert …“. Vordemberge-Gildewart Stipendium 2022 (mumok, 01.06.-21.08.2022)

Beim Ringen um Kunst-Preise für „junge Künstler:innen“ zeigt sich im Rahmen von Wettbewerben durch Institutionen eine neue Herangehensweise, dank der alle mehr davon haben.

Kurzer Rückblick: Zuletzt präsentierte die Kunsthalle Wien für den „PreisderKunsthalleWien2022“ nicht mehr die beiden „Sieger:innen“ aus Angewandte und Akademie – also jene, die von der Jury dann für Preisgeld und Zusatzwürdigungen auserkoren wurden – sondern alle nominierten Kunststudierenden in einer gemeinsamen, abwechslungsreichen Gruppenausstellung, die damit zugleich einen feinen Überblick über Formensprache und aktuelle Themenwelten in den Kunst-Unis bieten konnte.

In der gestern im mumok eröffneten Ausstellung zum Vordemberge-Gildewart Stipendium darf das Publikum selbst in die Perspektive der angereisten Schweizer Jury schlüpfen, die alle Nominierten erst gestern bei der Pressekonferenz erstmals zur Schau gestellt bekamen.

Anhand von je zwei Arbeiten wurde gruppendynamisch bis zur Ausstellungseröffnung vor Ort entschieden, wer „am meisten Potenzial“ habe, und daher heuer in Österreich das Jahresstipendium in der unfassbaren Höhe von 60 000 Franken erhalten wird. Durch Zusammenarbeit mit dem mumok-Museum wurden österreichweit Kunst-Professor:innen um Tipps gebeten, und aus 80 Vorschlägen vom kuratorischen Team des mumoks jene 20 Künstler:innen erwählt, die nun in einer schönen Schau jedermensch die Freude der eigenen Wahl bieten Die Entscheidung dürfte dementsprechend nicht leicht gefallen sein, denn erst knapp vor dem Eröffnungsabend wurde die in Damaskus geborene Huda Takriti als glückliche Gewinnerin verlautbart. eSeL ist gespannt, wie sehr ihre Position (Tipp: es ist auch eine Videokoje dabei) als „Gewinnerin“ ge-highlighted sein wird, oder ob’s wie noch gestern stärker eigene Entdeckungsreisen anregt.

eSeL kannte kaum jemanden und fand es herrlich zu erforschen, wer mit welchen Formen (und vermutlichem welchem Kunstbegriff potenzialverheissend die nächsten Schritte der Kunstheitsgeschichte weiter zu wandeln verspricht. Dass die Wettkampfsituation selbst in mindestens zwei Arbeiten thematisiert wurde, beweist dem eSeL nur, dass aktuelle Künstler:innen, die sich gezielt präsentieren, keineswegs so kontextfrei agieren, wie es das als „autonomen Kunstwerke“ im White Cube Gezeigte vermuten lässt. Auch die Bedingungen im Museum haben Regeln – und dass nebst ausgestellt auch gesammelt, aber vor allem auch nachgedacht und verhandelt wird, welche Kriterien für Auszeichnungen bzw. Qualitätszuweisungen „als Kunst“ gelten, darf man den Institutionen schon anrechnen. (Diese persönliche Präferenz verrät vermutlich mehr über mich als über die Ausstellung, aber derlei Gedanken kann man dort anhand der Kunstwerke am eigenen Leib ergründen. Oder gerne auch ganz was anderes erleben) >;e)

„nominiert …“. Vordemberge-Gildewart Stipendium 2022

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