Wi-Fi and Watercolors

Zeitgenössische Kunst Gruppenausstellung Ausstellung
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1 Termin
bis Samstag 15. März
bis Sa,
15. März
Ausstellung
Wi-Fi and Watercolors

Am 21. Jänner, 2025 eröffnen wir die von Xenia Lesniewski kuratierte Ausstellung mit dem Arbeitstitel Wi-Fi and Watercolors, die durch eine eigens von ihr entwickelte künstlerische Intervention erweitert wird.

Zu sehen sind unter anderem Werke von Sarah Bogner, Mike Bouchet, Valie Export, Nschotschi Haslinger, Angelika Loderer, Lazar Lyutakov, Michèle Pagel, Gunter Reski, Charlotte Thrane, Julian Turner und Kay Walkowiak.

Unser Alltag ist ein Geflecht aus Routinen und Ritualen, eine unsichtbare Struktur, die unser Leben zusammenhält – und erst spürbar wird, wenn wir sie durchbrechen. Doch Alltag ist weit mehr als ein Set von Gewohnheiten: Er ist ein politischer, poetischer und gestaltender Raum.

An diesen Gedanken anknüpfend ist das Gewöhnliche nicht als bloße Selbstverständlichkeit zu sehen, sondern als ästhetischer und kultureller Resonanzraum. Die Objekte, die unseren Wohnraum füllen, die Gesten und Muster, die unseren Tag strukturieren, sind weit mehr als nur funktionale Notwendigkeiten. Sie tragen Schichten von Bedeutungen in sich, die tief in gesellschaftliche, kulturelle und politische Strukturen verwoben sind.

Wände, Türgriffe, Scheren oder zerknittertes Bettzeug – diese Dinge unseres alltäglichen Seins sind der Ursprung für eine ästhetische und diskursive Erkundung, die über das Offensichtliche hinausgeht. Die Werke verweisen auf die unsichtbaren Dynamiken, die unsere Beziehungen zu Objekten und Räumen prägen, und sie deuten gewöhnliche Gebrauchsgegenstände um, um deren kulturelle, soziale oder utopische Dimensionen sichtbar zu machen.

Die Ausstellung verortet sich bewusst in einem Setting, das einem Wohnbereich verwandt ist– Rückzugsorte, die zugleich Projektionsflächen für gesellschaftliche und politische Fragen sind. Schlaf-, Wohn- oder Badezimmer sind nicht nur Orte der Intimität, sondern Bühnen, auf denen Machtstrukturen und soziale Rollen verhandelt werden.

Die Vorstellung, dass der Privatraum unberührt von gesellschaftlichen Dynamiken existieren kann, wird dabei konsequent verneint. In einer Zeit, in der Online-Communities, Social Media und Messenger die Grenzen zwischen Öffentlichkeit und Privatsphäre zunehmend durchlässig machen, wird deutlich, wie eng selbst unsere intimsten Räume in globale Diskurse eingebunden werden.

Das Private ist politisch, wie der feministische Leitsatz aus den 1960er Jahren betont. Fragen zu Geschlechterrollen, Arbeitsteilung und familiären Strukturen sind nicht isoliert zu betrachten, sondern immer Teil eines umfassenderen Geflechts aus kulturellen Normen und Machtverhältnissen. Ebenso sind unsere Privaträume nicht selten von kolonialen und imperialistischen Narrativen geprägt – sei es durch die Aneignung von Ressourcen, die Marginalisierung alternativer Lebensentwürfe oder die Durchsetzung westlicher Normen als universelle Standards.

Im Spannungsfeld von Tradition und Fortschritt, Vergangenheit und Zukunft, Utopie und Dystopie, entfaltet sich das Narrativ der Schau. Diese Gegensätze spiegeln sich nicht nur in den ausgewählten Werken wider, sondern reflektieren auch die Dynamiken, die unser tägliches Leben prägen. Die Künstler:innen nehmen diese Spannungen auf und verdeutlichen so wie vielschichtig selbst das Gewöhnlichste sein kann. Zwischen Ironie und Poesie, zwischen Dekonstruktion und Reflexion, befragen die Werke den Alltag nicht als neutralen Hintergrund, sondern als aktiven Raum, der uns prägt, während wir ihn zugleich gestalten.

Diese Auseinandersetzung mit dem Gewöhnlichen offenbart die transformative Kraft des Alltäglichen: Es ist kein statisches Gefüge, sondern eine dynamische Sphäre, in der gesellschaftliche Werte und Identitäten fortwährend neu verhandelt werden. Aber wie oft hinterfragen wir bewusst unsere täglichen Routinen, um unsere Perspektiven auf das Gewohnte zu ändern? Wie Roland Barthes formulierte, ist das Alltägliche keine Selbstverständlichkeit, sondern eine stetige Herausforderung, die gelesen, und gedeutet werden will.

Xenia Lesniweski, 2025

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