In epischen Comic-Romanen reflektiert Ulli Lust ihre eigene Identität und die Rolle der Frau. Und im neuesten Werk verfolgt sie diese Themen im Kontext der Menschheits- und Naturgeschichte.
Die gebürtige Österreicherin Ulli Lust wurde mit ihren autobiografischen Comic-Romanen zur international bedeutenden Comic-Künstlerin. In „Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens“ und „Wie ich versuchte, ein guter Mensch zu sein“ erzählt sie einerseits gute Geschichten, auf der anderen Seite thematisiert sie Fragen der Identität, der Geschlechterrollen und die Suche nach der Freiheit fern vorgegebener Konventionen. Unterstützt wird die Erzählung durch die zeichnerische Umsetzung. Nur Schwarz auf Weiß, eine Schmuckfarbe und eine stark variierende Gestaltung bilden das jeweilige Handlungsgeschehen ab. Übermächtiges erscheint groß, Gedanken und Überlegungen werden zu Bildern.
Vom Individuum zur Menschheit
Auf die individuelle Lebenslust und Sinnsuche als Frau folgt nun das große Gesamtbild: Ulli Lusts Arbeit an ihrem essayistischen Comic „Die Frau als Mensch“ geht bis 1997 zurück. Seit damals sammelt sie Material von Frühgeschichte bis zur Evolutionsbiologie. Ihre gezeichneten Streifzüge führen die Künstlerin auch in die Wachau, ins Weinviertel und nach Tschechien: Die Darstellung und Entwicklung der Frau als Mensch setzt ganz konkret bei der Figur der Venus von Willendorf und vergleichbaren Funden an. Aus welcher Welt kommen sie? Wie war die Rolle der Frau damals? Wie war das Verhältnis von Mensch und (weiblicher) Natur?
Preisgekrönte Professorin
Geboren wurde Ulli Lust 1967 in Wien, seit 1995 ist ihr Lebensmittelpunkt Berlin, wo sie an der Kunsthochschule Berlin Weißensee studierte. Sie lehrt als Professorin Zeichnung und Comic an der Hochschule in Hannover. Für ihre Comic-Romane wurde sie mit mehreren Preisen ausgezeichnet, wie dem Ignatz Award 2013 oder dem Outstanding Artist Award 2014.
Kurator:innen: Gottfried Gusenbauer und Anna Steinmair