Michael Riedel

Donnerstag, 13. November 2014 - 18:00 Uhr

Galerie Gabriele Senn

record, label, playback (Missverständnis, Ignoranz, doppelte Unschärfe)

Anlässlich der Eröffnung spricht Michael Riedel mit Bärbel Vischer (Kuratorin MAK Wien)

MAK NITE LAB mit Michael Riedel am 18.11.14, 20.00 - 24.00 Uhr im MAK Wien

Anfang der weitergeleiteten E-Mail:
Von: Michael Riedel
Datum: 01. November 2014 19:25:04 MESZ
An: Gabriele Senn


Liebe Gabi,

die siebte gemeinsame Ausstellung seit 2001. Ich nehme an, Du freust Dich genauso wie ich. Titel der Ausstellung: „record, label, play back“ (Missverständnis, Ignoranz, doppelte Unschärfe) Werke aus dem Archiv der „Oskar-von-Miller Strasse 16“ (2000-2011).

2003 erschien zur Ausstellung „Kontext-Form-Troja“ in der Wiener Secession, in der der Nachbau des Kunstraums „Oskar-von-Miller Strasse 16“ stand, die dazugehörige Publikation „Oskar“, die die Aktivitäten der Jahre 2000-2003 dokumentierte. Anfang dieses Jahres erschien nun die überarbeitete Neuauflage von „Oskar“, ergänzt um die Jahre 2003-2011. Insofern macht auch die Neuauflage der Ausstellung für mich Sinn, reicher an Material und Reflektion.

Die Ausstellung ist auf Tournee und macht Station in Wien. Start war in London, wo im Mai bei David Zwirner die Werke unter dem Titel „Laws of Form“ ausgestellt waren. Vom Artist Talk mit Gregor Miur vom ICA ist mir nichts Erwähnenswertes in Erinnerung geblieben. Time Out London machte den Vorschlag „ich hätte einen ähnlichen Effekt mit der Ausstellung erzielen können, wenn ich einen gigantischen Penis mit einer Krone ausgestellt hätte“. Mehr Zeit zum Nachdenken hatte Adam Romple, dessen Artikel bei Daily Serving ich an dieser Stelle sehr empfehlen möchte. Anfang 2015 wird die nächste Station dann Paris sein, wo ich mich schon auf das Gespräch mit Jean-Pierre Criqui im Centre Pompidou freue.

„Oskar“ lässt sich mit kurzen werbenden Worten wie folgt zusammenfassen: „Dies ist die Geschichte der Oskar-von-Miller Strasse 16 (2000 – 2011), einem Kunstraum der bekannt wurde als gigantisches Abspielgerät. Mit der Ansage „Aufnehmen – Labeln – Abspielen“ wurden hier von einer Gruppe junger Künstler die Sprachen des öffentlichen Kulturangebots nachgesprochen, oftmals ohne Verständnis für das Gesagte, dafür mit einem ästhetischen Interesse am Fehler der Übertragung. Das Buch selbst macht hiervon keine Ausnahme. Anhand von zahlreichen Bild- und Tonaufnahmen, letztere in Form eines Transkripts zweier Anekdotenkonferenzen, wird ihr langjähriges Troja hier nun wiedergegeben. Ein Naturerlebnis inmitten zahlloser Kulturanstrengungen!“

Als Display für das Buch dient die Installation „Warhol shooting“ (2001), ein Nachbau der Räumlichkeiten Warhols zweiter Factory, wie sie dem Foto von Cecil Beaton „Andy Warhol and the members of the factory“ (1969) zu entnehmen sind, und uns bereits 2001 als Kulisse für ein nachgestelltes Gruppenfoto diente. Teil der Installation ist auch eine aufgestellte Fotokamera, die in etwa Cecil Beatons damalige Perspektive einnimmt, und mit automatischer Aufnahmefunktion, Bilder von lesenden Besuchern der Ausstellung macht. Zu den Lesern gehört auch Andy Warhol, der auf dem Cover den vor ihm schwebenden Titel zu entziffern versucht. Die Umschlaggestaltung ist eine Umformulierung der 1998 erschienenen Neuauflage seines Romans „a – a novel“ (Groove Press).
Umschrieben mit O s k r ließ sich aus a einfach Oskar machen. Wie sich überhaupt aus allem eine B-C-D-E…-Version machen lässt, die im Gegensatz zum Gemachten als das nicht Gemachte gelesen werden kann. Das ist der Einstieg in die Thematik, die die “Oskar-von-Miller Strasse 16“ über Jahre in zahlreichen Variationen durchgespielt hat. Die Fülle an Material sollte nicht erschrecken. Kennt man die Spielregeln, lässt sich die Vielzahl an Spielzügen entspannt verfolgen. In dem Vorwort Re-entry habe ich das Vorgehen als Nullpunkt der Kreativität bezeichnet, was aus anderer Sicht vielversprechend aber auch Kunst als Thema bedeutet.

Zusätzlich zum Buch sind zahlreiche Papierarbeiten ausgestellt, die im Zusammenhang mit den Veranstaltungen der “Oskar-von-Miller Strasse 16“ stehen, wie z. B. Poster und Flyer, für deren Herstellung oftmals existierendes Werbematerial überdruckt und beklebt wurde, um es dann erneut in Umlauf zu bringen und so die Übertragung von andernorts stattfindender Originalität anzukündigen. Das Archiv der „Oskar-von-Miller Strasse 16“ beinhaltet noch weiteres Bild-, Ton- und Installationsmaterial, das aus Platzgründen nicht gezeigt werden kann. Anhand dessen sich aber die rasante Entwicklung von Aufnahmekapazitäten darstellt. In der Zeit von 1997 - 2007 entstanden z. B. Tonaufnahmen von insgesamt 85.645 Minuten (ca. 60 Tage), wovon bisher 12.235 Minuten (ca. 9 Tage) transkribiert wurden, was wiederum ca. 45 Tage gedauert hat und sich entspannt in 4 - 5 Tagen lesen lässt. Je nachdem wie man liest. „Michael Riedel liest Oskar“ (was ich tatsächlich nie gemacht habe) ist der Titel der Veranstaltung, die am 18.11. im MAK Wien stattfindet. Dort werde ich den Kunstraum als formlose Stoffhülle schlaff von der Decke hängen lassen und gemeinsam mit Marcus Hurttig (Kurator, Museum der bildenden Künste Leipzig) darüber sprechen, wie sich basierend auf der falschen Veranstaltung die Dokumentation der „Oskar-von-Miller Strasse 16“ überhaupt als Kunst lesen lässt.


Beste Grüße

Michael Riedel


PS.: Alles unter der Zumutung, dass es sich vor dem Hintergrund weiterer möglichen Formen behaupten muss.

Termin

hAmSteR Events
Eröffnung, Michael Riedel, Bärbel Vischer, Gespräch, Buch, Papier, Installation
Donnerstag, 13.11.2014 18:00
bis Dienstag, 23.12.2014
Galerie Gabriele Senn
Schleifmühlgasse 1a
1040 Wien
Merken
Links
Schließen
Zum eSeL Twitter Kanal


Mehr Informationen finden Sie in unserer Daten­schutz­erklärung
Schließen
Zur eSeL Facebook Page


Mehr Informationen finden Sie in unserer Daten­schutz­erklärung
Die Webanalyse durch Google Analytics wurde deaktiviert.