Brigitte Kovacs - Musenanruf

Donnerstag, 13. Oktober 2011 - 19:00 Uhr

Wien Museum MUSA


Eröffnung und Konzert der Ausstellung "Musenanruf"

zur Eröffnung spricht: Margit Neuhold
Konzert: Thalia live

Was könnte es bedeuten die Figur der Muse einer Neubewertung zu unterziehen?

Inspiration durch den Musenkuss ist eine romantische und gleichzeitig realitätsferne Vorstellung der Kunstproduktion. Die von Brigitte Kovacs für die Startgalerie im MUSA entwickelte Arbeit "Musenanruf" untersucht und aktualisiert dieses althergebrachte Sinnbild. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen gegenwärtige Bedingungen künstlerischer Produktion, die von prekären Arbeitsverhältnissen gekennzeichnet sind und unternehmerische Qualitäten von Kunstschaffenden fordern. So hat das symbolisch aufgeladene Fremdbild der passiven KünstlerIn, die auf Inspiration in Form eines Musenkusses wartet, mit dem tatsächlichen Alltag und der Arbeit von Kunstschaffenden wenig zu tun. Vielmehr fordert kognitiver Kapitalismus, dass fürdie KünstlerIn als immaterielle ArbeiterIn (Maurizio Lazzarato) die Unterscheidungzwischen Leben und Arbeit immer obsoleter wird. Es werden Ereignisse anstatt materieller Güter geschaffen – ein Versuch, der Verdinglichung der Arbeit und deren Zuführung in die Warenwelt zu entgehen. Unter Bezugnahme auf Musenanrufe in den antik-griechischen Epen lud Brigitte Kovacs Persönlichkeiten aus dem Kunstbetrieb ein, in die Rolle der Muse zu schlüpfen und sie als Künstlerin zu küssen. Demzufolge sind althergebrachte Geschlechterzuschreibungen, männlicher Künstler und weiblicher Musen, hinfällig. Wird in der griechischen Mythologie jeder der neun Musen eine Allegorie zugeordnet, so wählt Brigitte Kovacs neun Akteure aus den verschiedenen Bereichen des Kunstbetriebs: Einen Galeristen, einen Kulturpolitiker, eine Sammlerin, einen Museumsdirektor, eine Rektorin u.a., deren Arbeitsplatz auchals Schauplatz des Musenkusses gewählt wurde. Die Dramaturgie der einzelnen Fotoserien dokumentiert den intimen Moment des Geküsstwerdens, der jedoch ganz klar mit einer Bedeutung belegt ist: Es ist nicht mehr Inspiration, die auf diesem Wege der Künstlerin eingehaucht wird, sondern vielmehr eine poetische Form der Sichtbarmachung eines exemplarischen Netzwerkes, das notwendig ist, um im Kunstbetrieb zu bestehen. Prozesse der Wertbildung und Machtverhältnissedes Kunstbetriebes stehen in diesem institutionskritischen Ansatz zur Diskussion. Einen Teil dieses Betriebes bildet die kunstinteressierte Öffentlichkeit, die unter 0699 100 611 05 zu einem Musenanruf aufgefordert wird.Das Produzieren von Ereignissen innerhalb existierender Ordnungen scheint für das Werk von Brigitte Kovacs zentral; sie bedient sich Verfahren und Medien wie Video, Grafik, Fotografie, Performance und Sprache. Durch die Strategie künstlerischen Handelns verharren die Arbeiten nie nur auf der Ebene der Analyse, sondern machen Strukturen und Mechanismen gesellschaftlicher Verhältnisse mittels künstlerischer Methoden sichtbar und stellen sie zur Diskussion.
Margit Neuhold



KURZBIOGRAPHIE
BRIGITTE KOVACS geboren 1980 in Eisenstadt | 1999 - 2005 Akademie der bildenden Künste, bildnerische Erziehung (Herwig Zens, Eva Schlegel) und Germanistik an der Universität Wien | 2000 - 2006 Universität für angewandte Kunst, Meisterklasse für Fotografie (Gabriele Rothemann) | 2002-2003 Studium der bildenden Kunst am Royal College of Art, Stockholm/SE

Termin

Public Access
Ausstellung, Video, Grafik, Fotografie, Performance, Sprache. Muse,
Donnerstag, 13.10.2011 19:00
bis Samstag, 05.11.2011
Wien Museum MUSA
Felderstraße 6-8
1010 Wien
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