„Zerbombt“ - Sarah Kane
Samstag, 05. November 2011 - 20:00 Uhr
Theater Nestroyhof Hamakom
Premiere der Eigenproduktion „Zerbombt“ von Sarah Kane in der Inszenierung von Frederic Lion
Mit: Christian Higer, Jakob Schneider und Merle Wasmuth
Der Krieg ist der Vater aller Dinge sagt Heraklit. Die zwischenmenschlichen Abgründe sind die vielen Väter des Krieges sagt Sarah Kane.
Ein Hotelzimmer. Zwei Personen: Ian und Cate. Augenscheinlich ein Liebespaar oder Nicht-mehr-Liebespaar oder beides. Ein Kammerspiel, ein well-made play. Ein Machtungleichgewicht, das in einer Vergewaltigung resultiert. Krieg. Im Privaten. Im Kleinen.
Dann der Bruch: das Außen dringt in den Mikrokosmos des Hotelzimmers. Der Krieg dringt in der Person eines Soldaten ein. Die Machtverhältnisse werden umgestürzt. Eine Bombe fällt. Die Hyperrealität eines draußen herrschenden Krieges trifft auf die Bühnenrealität des Hotelzimmers. Ersetzt sie.
Eineinhalb Jahrzehnte nach der Uraufführung von „Zerbombt“, das zunächst vom Skandalon der tabulosen Darstellung von Gewalt und Sex überlagert rezipiert wurde, tritt die Gültigkeit des Stückes als Gewaltparabel für ein Innen- und Außenverhältnis von kompromissloser Beziehung in den Vordergrund.
„Zerbombt“, der dramatische Erstling der britischen Autorin Sarah Kane, wurde 1995 am Royal Court Theatre in London uraufgeführt und seither an zahlreichen deutschen Bühnen gespielt – sehr selten allerdings in Österreich. Das einstmalige Skandalstück läutete eine neue Strömung des englischen Theaters ein – u.a. als „in-yer-face-Theatre“ bezeichnet – die geprägt war von jungen radikalen Dramatikerinnen und Dramatikern wie Sarah Kane, Mark Ravenhill oder Rebecca Prichard. Ohne Antworten im Bereich der Moral oder Antimoral zu suchen, entblößt das Stück die schmerzlichste Ebene menschlicher Existenz. Bei aller Drastik der gezeigten Vorgänge ist „Zerbombt“ ein starkes Bekenntnis von Sarah Kane, zu dem tiefsten Beweggrund in der Beziehung zweier Menschen: der Liebe. Ein Thema, dass die Autorin in der Folge variantenreich und kompromisslos in all ihren Stücken abgehandelt hat.
Mit „Zerbombt“ von Sarah Kane verfolgt das Theater Nestroyhof Hamakom weiterhin eine Spur der Wechselwirkung persönlicher Beziehungen, im Spiegel äußerer Gewaltvorgänge.