Buch- und Filmpräsentation: Schweb heran! zu Brigitte Schweiger

Dienstag, 22. Februar 2011 - 19:30 Uhr

Filmhaus Kino am Spittelberg

Czernin Verlag präsentiert Brigitte Schwaigers Buch „Lange Abwesenheit. Die Galizianerin. Malstunde.“ Dazu zeigt der Filmemacher Michael Pilz das Interview-Portrait „28 April 1995 Aus Liebe“. Diskussion nach der Vorführung.

"Ich kenne Brigitte seit etwa 1974. Wir wurden gute Freunde. Ich kenne ihre Geschichte, natürlich auch die ihrer Ehe mit einem Angehörigen des spanischen Militärs Ende der 60er–Jahre. Sie hat sie mir oft und ausführlich erzählt und sie hat einige Bücher darüber geschrieben (zuletzt Ich suchte das Leben und fand nur dich, Verlag Langen Müller, München 2000). Jahre vergingen und wir verloren uns aus den Augen.
Anfang der 90er–Jahre lebte sie in Südböhmen (unweit der Stadt meiner Kindheit). Ich wollte sie besuchen, es kam nicht dazu. Erst als sie wieder in Wien wohnte, trafen wir uns wieder öfters, sprachen auch über gemeinsame Filmpläne. Sie erzählte von einer langen Reise nach Kolumbien und nach Madrid und dass sie versucht hatte, die Geschichte ihrer unglücklichen Ehe ins spanische Fernsehen zu bringen. Doch man glaubte sie ihr nicht, man unterstellte ihr, weil sie Schriftstellerin ist, sie erfunden zu haben.
Kurz darauf machten wir dann die Aufnahmen zu 28 April 1995 Aus Liebe / For Love. In deutscher und dann auch noch in spanischer Sprache. Doch nachdem sich auch das Österreichische Fernsehen dafür nicht erwärmen wollte, überließ ich Brigitte die Videobänder, im Glauben daran, sie würde sie eines Tages nützen können. Wieder verging viel Zeit, wieder gingen unsere Wege auseinander, bis wir uns im Vorjahr zufällig trafen und ich sie dabei an die damaligen Aufnahmen erinnerte. Sie gab sie mir mit den Worten, „mach daraus, was Du willst, ich vertraue Dir“.
Kürzlich schrieb sie mir in einem Brief, daß sie die Flucht nach vorne angetreten hatte, um ihre Angst vor dem Mann zu überwinden und sie hatte sich schließlich, nach ausführlichen Telefongesprächen nach Madrid, mit Miguel versöhnt. Er schrieb ihr mehrere Briefe und sagte ganz von sich aus, „wir könnten ins Fernsehen gehen, und jeder erzählt über den anderen, wie schrecklich er war“. Das mit dem Fernsehen ist vielleicht keine schlechte Idee, unabhängig davon aber wollte ich unsere historischen Aufnahmen endlich fertig machen, nicht nur, weil es jetzt nicht mehr die Bedenken gab, Miguel könnte etwas dagegen haben, sondern auch weil die Aufnahmen trotz ihres Alters sehr lebensnah und berührend und über das persönliche Schicksal Brigittes hinausgehend allgemein gültige Aussagen und Wahrheiten enthalten.
So wurde 28 April 1995 Aus Liebe / For Love vor wenigen Tagen fertig. Zuerst dachte ich an einen Titel wie "Ich habe es erlebt", oder "Es gefällt mir, wenn du schweigst" (ein Zitat aus einem spanischen Gedicht), oder einfach "Luboka" (das ist der Berg in Böhmen, von dem Brigitte erzählt und vermutet, daß darunter eine alte, vielleicht keltische Stadt begraben ist). Auch dachte ich an jene Passage ihrer Rede, in der sie davon spricht, wie folgenschwer es ist, wenn Gefühle, Handlungen und Sprache vor allem junger Menschen mißachtet oder gar schlecht gemacht werden. Und ich fand in ihrem jüngsten Buch die Worte, „Ich suchte einmal, ja, ich suchte die Liebe im Kino. Und den Kuß, der nie enden wird, den unendlichen Kuß. Und am Vormittag Kirche, und am Nachmittag Kino.
Ich suchte, ja, ich suchte einmal vielleicht sogar das Leben. Aber ich glaube, ich habe nur die Ferne von daheim gesucht. Die Ferne vom Verbot“. Sloterdijk schreibt, „für den, der wirklich sieht, ist das Auge ein Ohr des Lichts“.
Schließlich wollte ich, an die Versöhnung nach 35 Jahren denkend, unter all dem Leid und den Klagen darüber, an die lebendige Kraft der Liebe erinnern."
Michael Pilz

Termin

Public Access
Dienstag, 22.02.2011 19:30
Filmhaus Kino am Spittelberg
Spittelberggasse 3
1070 Wien
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