Künstlergespräch und Buchpräsentation mit anschließendem Apéro
Nele Ströbel zum Stellenwert des Leporellos als „offenes Buch“ in ihrer künstlerischen Arbeit:
„Über das Zeichnen in der orientalischen Stadt bin ich zum Leporello, dem „offenen Buch“. gekommen. Durch die Beidseitigkeit ist es für mich ein äußerst lebendiges, analoges Medium um Geschichten zu erzählen. In Damaskus wurde gerade die Wasserleitung erneuert und so waren die Straßen große Baustellen mit Sandbergen von Aushub, alles ungesichert. Ich stieg auf diese Aussichtsplateaus mit gefalteten Papierbögen und skizzierte die Stadt in mein improvisiertes Skizzenbuch trotz Wind und Staub. Bald begann ich auch die Rückseiten zu bezeichnen. Seither bereite ich handgroße Faltungen aus dickem Papier für jede Reise, jede Erkundung vor. In Aleppo, Kairo, Genua und auch in Neukölln entstanden Leporellos. Zur Ausstellung „Der andere Garten“ schuf ich einen ganzen Museumsraum mit Leporellowänden in Aquarell und Tusche die teilweise auch Cut-Outs hatten. Als räumlicher Verwandter zum Bildhauer-Buch, ist es Relief, Fläche oder geschlossene, runde Form, wenn sich die beiden Enden berühren fasziniert es mich sehr.“
Im Gespräch
Nele Ströbel mit Jan Svenungsson
Nele Ströbel, geb. 1957 in Stuttgart ist in München und Minneapolis aufgewachsen. Von 1979 bis 85 studierte sie Bildhauerei und Neue Medien bei Prof. Wander Bertoni, Oswald Oberhuber und Peter Weibel an der Universität für angewandte Kunst Wien.
Ihre Themenschwerpunkte sind: „Die Stadt als Werkstatt“, „Reparaturen der Welt“, „Der andere Garten“. Sie ist u.a. Mitglied des BBK Berlin und BBK München, des Deutschen Künstlerbundes und im Vorstand des Internationalen Künstlergremiums (IKG). Lebt und arbeitet in ihrem Atelier in München und Berlin.
Seit 1998 arbeitet Nele Ströbel mit dem Medium Buch und Leporello. Neben zahlreichen ausstellungsbegleitenden Katalogen entstand die 60 bändige „Kunstbuch-Bibliothek für Dr Hertha Einstein-Nathorff“ und viele Leporellos in Mischtechnik.