Von Asketen zu Gartenzwergen

Montag, 07. Mai 2018 - 18:15 Uhr

IFK

Wenn man an Gartenzwerge denkt, fallen einem unmittelbar sympathische (und kitschige) Gestalten ein, die man mit Märchen und Gartenhäusern in Verbindung bringt. Was wäre aber, wenn diese Figuren eine noch viel engere Verwandtschaft mit den Hauptvertretern der christlich-asketischen Tradition – wie Eremiten und Anachoreten – hätten?

In der westlichen Kulturgeschichte wurden Figuren wie die pythagoreischen Philosophen und die christlichen Anachoreten und Einsiedler immer mit Respekt und Bewunderung wahrgenommen: Weltflucht, Askese und Verzicht waren wichtige (Gegen-)Werte der jeweiligen Gesellschaften. Obwohl die Geschichte der westlichen Askese sehr unterschiedliche historische Konfigurationen und Ausprägungen aufweist, könnte man trotzdem behaupten, dass die Askese jahrhundertelang eine zentrale Rolle als kulturkritische Kraft innerhalb einer gesellschaftlichen Ordnung ausgeübt hat: denkt man z. B. an die provozierenden Gesten der Kyniker in Athen oder an die "aufständischen" Armutsbewegungen im Mittelalter. Wann und vor allem warum hat man aufgehört, die Askese als Praxis zu bewundern? Ist die Askese aus der westlichen Gesellschaft komplett verschwunden, oder hat sie nur andere Formen angenommen?
Ausgehend vom Beispiel der "Schmuckeremiten" – Angestellte, die bezahlt wurden, damit sie in den englischen Gärten als Eremiten leben – wird es im Vortrag um die Frage nach der Aktualität, der Form und der möglichen Ausprägung der Askese in unserer heutigen Gesellschaft gehen.


Antonio Lucci ist Projektfellow am Forschungsinstitut für Philosophie Hannover und derzeit IFK_Gast des Direktors. Davor vertrat er die Professur für Kulturtheorie und kulturwissenschaftliche Ästhetik (Sommersemester 2016 und Wintersemester 2017/18) an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seine aktuellen Forschungsschwerpunkte sind u. a. die Biopolitik, die Kulturgeschichte der Askese sowie die Geschichte der italienischen Philosophie und der Kulturwissenschaften.

Publikationen (u. a.): gem. mit Thomas Skowronek (Hg.), Potential regieren. Zur Genealogie des möglichen Menschen, Paderborn 2018; gem. mit Andrea Borsari (Hg.), How to do Things with Cultures? (= Azimuth 8, 2016, Heft 5); Un?acrobatica del pensiero. La filosofia dell?esercizio di Peter Sloterdijk, Rom 2014.

Termin

Uhu Diskurs
Vortrag, Antonio Lucci
Montag, 07.05.2018 18:15
IFK
Reichsratsstraße 17
1010 Wien
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