Symposium: entfalten

Montag, 18. Dezember 2017 - 11:00 Uhr

Medienwerkstatt Wien

Unkostenbeitrag 20,- – ; Anmeldung unter: office@ima.or.at

Re-interpretation als radikale Strategie zur Erhaltung und Vermittlung zeitbasierter Medienkunst.
Das Projekt wurde von LIMA Amsterdam initiiert und 2016 in mehreren interdisziplinären Netzwerktreffen weiterentwickelt. Die grundlegende Fragestellung ist: Wie katapultieren wir ephemere analoge/digitale Kunst ins nächste Jahrtausend? Medien sind vom Aussterben bedroht, Daten können nicht mehr ausgelesen werden und unsere Kultur versinkt im digitalen Nirvana. Neben permanenter Migration von Daten und der Erhaltung und Pflege aussterbender Hardware ist Re-interpretation, oder einfach Interpretation – wie es die Muusik seit Urzeiten bereits tut, eine vielversprechende Strategie. Was bedeutet das im musealen Kontext, in Fragen der Preservierung?
Wann sprechen wir bei einer Re-interpretation von einem neuen Werk?
Diesen und anderen Fragen wird in weiteren interdisziplinären Netzwerktreffen nachgegangen und anhand von Aufträgen an KünstlerInnen Medienkunstwerke zu interpretieren praktisch umgesetzt und analysiert.

Vorträge und Kunstbeiträge von: Franziska Butze-Rios, Serena Cangiano, Sandro Dukic, Thomas Gorbach, Seppo Gründler, Richard Kriesche, Gerda Lampalzer, Lilo Nein, Veronika Liebl, Hillevi Munthe, Roeck, Alexandra Schantl, Elisabeth Schimana, Claudia Slanar, Andrey Smirnov, Michaela Stock, Axel Stockburger, Claudia Marlies Surtmann, Eveline Wandl-Vogt, Gaby Wijers, u.a.

Entfalten ist eine Kooperation von Medienwerkstatt Wien, IMA Institut für Medienarchäologie und LIMA ( Mediation by reinterpretation).


Block I 11:00 – 14:00

Begrüßung
Gerda Lampalzer, Elisabeth Schimana

Gaby Wijers
Strategische Bedeutung von Re-interpretation für Medienkunst Mediation und Conservation

UNFOLD: mediation by reinterpretation ist ein Forschungsprojekt und ein kooperatives, internationales, interdisziplinäres Netzwerk, das Re-interpretation als neu entstehende Praxis für die künstlerische Produktion, Präsentation und Bewahrung von Medienkunstwerken untersucht.

Künstlerische Praxis

Seppo Gründler | WHITEOUT
Reinterpretation von Richard Kriesches ?Blackout?

Richard Kriesche
media_arts_revision

ich stelle das Projekt ?staubmaske? (joanneum research, graz) an der schnittstelle zwischen ?space-based? und ?time-based? zur diskussion. bei der wiederherstellung der originalen, authentischen vergangenheit geht es nicht mehr um eine originalgetreue rekonstruktion des projekts, sondern um das freilegen der in der rekonstruktion gegebenen potentiale zu gunsten einer originären, authentischen, ästhetischen einschreibung der gegenwart.

Axel Stockburger | ?translation / read my lips?
Re-interpretation von Gerda Lampalzers ?translation?

Elisabeth Schimana, Hillevi Munthe, Claudia Roeck
You Never Know notiert

Die Künstlerinnen Elisabeth Schimana und Hillevi Munthe entwerfen in einer viertägigen Klausur gemeinsam mit der Präservatorin Claudia Röck, spezialisiert auf Softwarebased Art, eine Notation für die interaktive Skulptur You Never Know. Hard- und Software werden unter die Lupe genommen, Prozesse analysiert und in eine Metasprache transferiert, die auch in 10000 Jahren noch Bestand haben sollte.
elise.at/projekt/You-Never-Know

Lilo Nein
(Re)Interpretation als kollaborative Strategie innerhalb künstlerischer Praktiken

Lilo Nein wird in ihrem Beitrag anhand von drei Projekten aus ihrer eigenen künstlerischen Praxis über (Re)Interpretation als kollaborative Strategie sprechen. Die Projekte umfassen die künstlerische Publikation Selbst übersetzen! Ein Performance-Lesebuch zum Aufführen (Eigenverlag, Wien, 2009), die Ausstellung The Spaces between Concepts and Realizations (Gemak, Den Haag, 2014) und das mehrjährige Forschungs- und Ausstellungprojekt Writing Performance.

Sandro Dukic´

Thomas Gorbach
Die Entwicklung einer Notation zur Interpretation akusmatischer Musik

Das Wiener Akusmonium – ist ein multikanal-Instrument zur Verräumlichung computergenerierter Kompositionen. Um eine dem Kunstwerk verpflichtete Interpretation auszuführen, müssen Raumfiguren und Gesten sowie musikalische Strukturen mit den Klängen der Komposition kombiniert werden. Somit ist es möglich, dass in naher Zukunft ein Notationssystem zur Interpretation vorliegend ist.

Mittagspause 14:00 – 15:30

Block II 15:30 – 19:00
Bewahrung, Archive, Sammlungen, Galerien

Michaela Stock
Fragilität versus Stabilität
Präsentation, Dokumentation und Verkauf von Medienkunst in einer Kunstgalerie

In diesem Vortrag wird die Frage diskutiert, wie zeitbasierte Medienkunst, insbesondere Performancekunst, in einer Kunstgalerie funktionieren kann und welche Probleme dabei entstehen können. Performance, analoge Fotografie und Videokunst sind hochkomplexe Kunstwerke, die sich im Laufe der Zeit verändern und auch ihren Zustand selbst verändern.

Wie konserviert man solche Werke? Kann man die Zeit anhalten und die dynamischen Effekte eines solch zerbrechlichen Materials festhalten und wie entwickelt sich aus diesem Prozess heraus vielleicht sogar ein neues Kunstwerk?

Claudia Roeck

Dieser Vortrag befasst sich mit der Erhaltung eines computergenerierten Kunstwerks. Ich habe mich mit Erhaltungsstrategien auseinandergesetzt, die Werk-Re-interpretationen nur in einem engen Rahmen zulassen. Trotzdem stellen sich auch in diesem Rahmen Fragen zum Kern des Werks, insbesonders beim Einnehmen einer Langzeitperspektive.

Alexandra Schantl
?Reset? versus ?Remake?

Ausgehend von der Kunstsammlung des Landes Niederösterreich möchte ich anhand von konkreten Werkbeispielen zeitbasierter Medienkunstwerke die museale und kuratorische Praxis erörtern. In Anbetracht der Heterogenität der Sammlung wird dabei den vielfältigen Problemstellungen und der Frage nach den erforderlichen Ressourcen besonderes Augenmerk gelten. Nicht zuletzt sollen auch Aspekte der Konservierung und Restaurierung zur Diskussion gestellt werden.

Franziska Butze-Rios

Seit 35 Jahren sammelt die Kunstsammlung des Landes Niederösterreich Medienkunst und besitzt heute mehr als 300 Videos und Filme, Videoskulpturen und Installationen. Während Datenträger zunächst in Form von Magnetbändern wie U-Matic- und VHS-Kassetten vorlagen, wurden sie zunächst durch optische Träger wie CDs und DVDs und später durch elektronische Datenträger wie USB-Sticks abgelöst. Als Ergebnis der sich schnell ändernden Technologie und des schnellen Zerfalls der Materialien ist Medienkunst äußerst kurzlebig. Aufgrund der zunehmenden Dringlichkeit und des stetigen Wachstums der Sammlung wurde in den Jahren 2014-2016 ein Konservierungsprojekt durchgeführt. Es bildet die Grundlage für die Weiterentwicklung des konservatorischen Umgangs mit der Medienkunstsammlung. Die einzelnen Schritte des Projektes und die Herausforderungen für die Restaurierungsabteilung werden in der Präsentation vorgestellt.

Claudia Slanar
Im Virtuellen Einrichten?

Das Ursula Blickle Video Archiv wurde 2007 von der Blickle Stiftung, der Kunsthalle Wien und der Universität für Angewandte Kunst als Forschungsplattform für Videokunst der 1990er und 2000er Jahre mit Fokus auf Österreich und Deutschland eingerichtet. 10 Jahre später ist es mehrfach übersiedelt, gewachsen und geschrumpft. Langsam aber sicher werden sich die ersten ?realen? Objekte des Archivs nicht mehr lesen, gespeicherte Files nicht mehr öffnen lassen. Im Virtuellen jedoch, dem immer so gedachten existentiellen Ort, kann es weiter bestehen und wirft – ganz dem ?archivarischen Impuls? folgend – dieselben Fragen auf wie damals: Was? Wozu? Für wen? – In Zeiten von kulturpolitischen Einsparungen und Mäzenen-Pleiten gilt es ebenso diese beiden Fragen aufzuwerfen: Wieviel? Wie lange (noch)?

Marlies Surtmann
Archiv in Bewegung. Performancekunst und ihre Weiterschreibung

Performancekunst arbeitet mit der Präsenz der Körper, sollte diese Kunstform nicht auch über die Körper erhalten, vermittelt und tradiert werden können? Braucht sie neben den medialen Übertragungen auch den physische Wissenstransfer? Die Übertragung eines vergangenen Ereignisses in die Gegenwart und Zukunft bleibt immer fragmentarisch. Kann die Re-interpretation als Begriff für die Archivierung dienlich sein, um auch Raum für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Original zulassen zu können? In diesem Redebeitrag gebe ich einen Einblick in Überlegungen und Versuche rund um das Archiv im Kunstraum Niederoesterreich.

Veronika Liebl

Ars Electronica verfügt über eines der weltweit umfangreichsten Archive zur digitalen Medienkunst der letzten 38 Jahre. Es umfasst ein Archiv mit Dokumentationen zum Ars Electronica Festival seit 1979, das Archiv des Prix Ars Electronica mit den Einreichungen der KünstlerInnen, sowie Dokumentationen zu Projekten des Ars Electronica Futurelab und zu Ausstellungen des Ars Electronica Center und Export. Ein Teil des gesamten Archivbestandes konnte bereits aufgearbeitet, digitalisiert und in das Online Archiv eingepflegt werden.

Gerda Lampalzer

Das lebendige Archiv wählt aus, begleitet und kontextualisiert. Da Medienkunst besonders an das Vermögen und Unvermögen der Technik gekoppelt ist, sind Fehlerkulturen und Möglichkeitszuwachs Teile des Kontexts und müssen mit dem Werk miterzählt werden. Unter Umständen zwingt uns der fortschreitende Zwang zur Transformation der Formate und der damit verbundene Verlust (an Werken und Auflösung) immer mehr dazu, die Begleiterzählungen zu erweitern.

Andrey Smirnov
Utopie reinterpretiert. Die Reaktivierung von Klangmaschinen aus den 1920er Jahren

Bei der Reaktivierung von Projekten und den damit verbundenen Technologien aus den 1920er-Jahren stoßen Forscher immer wieder auf das gleiche Problem: die physische Realisierung avancierter Ideen und Konzepte ist auf Grund mangelnder Technologien zur Realisierung oft fehlerhaft. Diese Projekte spiegeln den Drang in die Zukunft wider und hatten nicht den Anspruch eine Arbeitsmaschine zu bauen. Die einzige Möglichkeit solche Projekte zu realisieren ist die Anpassung der Hardware an den derzeitigen Status quo. Wird damit die Authentizität des Originals zerstört?Vielleicht gibt uns die Tatsache, dass unser ?Heute? die ?Zukunft? unserer Vorgänger darstellt, ein Recht auf Reinterpretation, um Sammlungen zu aktivieren und kreative und kuratorische Prozesse zu entfalten?

Eveline Wandl-Vogt

Serena Cangiano
Re-programmed Art. Open Sourcing als Strategie der Bewahrung und Nachstellung

In den sechziger Jahren schuf die Künstlergruppe ?Gruppo T? Kunstwerke, die das Publikum zu aktiven Nutzern machte. Durch die Organisation eines Workshops und einer Ausstellung, das Projekt Re-Programmed Art: ein offenes Manifest, das darauf abzielte, eine Gruppe von Künstlern und Designern aus Italien und der Schweiz in einen Open-Source Reprogrammierung Prozess von Kunstwerken der Gruppo T einzubinden. Künstler sollen die Arbeiten von Gruppo T durch die Programmierung interaktiver Verhaltensweisen mit Open-Source-Technologie erweitern und die Dokumentation unter Creative Commons licenses freigeben, um Reproduzierbarkeit und Erweiterungen durch andere Autoren zu gewähren.

Termin

Uhu Diskurs
Symposium, Medienkunst, Vermittlung
Montag, 18.12.2017 11:00
Medienwerkstatt Wien
Neubaugasse 40a
1070 Wien
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