Angelika Loderer: Quiet Fonts

Dienstag, 24. Oktober 2017 - 18:00 Uhr

Galerie Sophie Tappeiner

Als ich über die Arbeit meiner Freundin Angelika Loderer zu schreiben begann, kam mir sofort ein bestimmtes Foto in den Sinn, das mir als Ausgangspunkt für diesen Textes dienen sollte, da es einen entscheidenden Moment in Angelikas kreativen Arbeitsprozess (und auch in meinem eigenen) einfängt. Das Bild entstand im Jahre 2006 und zeigt uns beide mit unserem Professor - Arm in Arm, stolz lächelnd - nach unserem ersten erfolgreichen Bronzeguss am Hendrix College. Mattes Licht strömt hinter uns durch die Warenhaustür in die am Rande des Campus liegende Werkstatt. Mit unseren Lederjacken, Handschuhen und Beinschützern heben wir uns farblich kaum von der erdigen Sandgrube und den matten Gussblöcken vor uns ab. Jede einzelne Oberfläche der Gießerei scheint mit Mineralerde bedeckt zu sein, einzig unsere strahlenden Gesichter stechen heraus.
Wenn ich Angelikas heutige Arbeiten betrachte, erwecken sie Erinnerungen an die besagte Gießerei im College. Ihre Objekte reflektieren die unzähligen lehrreichen Stunden in dieser Werkstatt. Sie veranschaulichen dieselben Materialien, die auch damals präsent waren und offenbaren dasselbe rohe Potential des sorgfältig gefegten Arbeitsraumes. Ihr Minimalismus entsteht nicht einfach im Atelier, vielmehr ist er elegant aus dem Raum selbst herausgearbeitet: Sorgfältig installiert und hell erleuchtet vermittelt ihre Arbeit zwischen Atelier und Ausstellungsraum. Ihre Objekte suggerieren Fragilität und Vergänglichkeit, die - ähnlich wie Land Art - zerbröckeln, abdriften, aufquellen und verschwinden könnten. In ihrer ephemersten Form verwandeln sie die Galerie in eine Zeitkapsel, während sie in ihrer resolutesten Form so unbeugsam wie eine geballte Faust sein können.
Etwas Wesentliches würde man außer Acht lassen, wenn man Angelikas Arbeiten als Kunst für Künstler bezeichnen würde. Anders als die Kunst, die andere Künstler dazu animiert ins eigene Atelier zurückzueilen verhält Angelikas Arbeit sich neutral - ganz wie die Natur selbst.
Loderers Arbeit für Quiet Fonts in der Galerie von Sophie Tappeiner ist sowohl konsequent in ihrer Entwicklung, als auch radikal in der Erweiterung des Begriffes Skulptur. Durch das Untersuchen der gegensätzlichen Naturen von Sandguss und Metall, oder vielmehr durch das Gegenüberstellen von Temporärem und Beständigem, sowie gefundenen und gestalteten Formen, grenzt ihre praktische Arbeitsweise an die philosophischen und konzeptuellen Entdeckungen des Minimalismus und der Land Art. Ihre Umkehrung von Metallguss veranschaulicht das Negativ, das zum Zusammenbrechen des Raumes rund um ein Objekt oder auch rund um eine Erinnerung führt. Für den Bildhauer steht Angelikas Herangehensweise an ihre Arbeit gleichbedeutend mit dem Atelier als klaren Arbeitsraum und die Verwendung von unverfälschten Materialien.
Das Foto konnte ich leider nicht finden, aber ich weiß, wo ich es zuletzt gesehen habe: an der Bürotür unseres Professors, gleich neben seinen kleinen Wasserfarbenkalendern, die er in den Bergen von Stehekin, Washington, malt.

- Layet Johnson


Angelika Loderer (1984 geboren, lebt und arbeitet in Wien) studierte an der Universität für Angewandte Kunst, Wien, am Wimbledon College of Art, London sowie am Hendrix College, Arkansas, USA. Ausgewählte Solo-Ausstellungen: 2017 Angelika Loderer in der Secession, Wien; 2016 Animate im Salzburger Kunstverein; 2015 Coming in Pieces im Dortmunder Kunstverein. Ausgewählte Gruppenausstellungen: 2017 Sophie Tappeiner, Wien; El Quinto Piso, Mexico City; 2016 Forum Stadtpark, Graz; 2015 Gesso Art Space, Wien; Dortmunder Kunstverein; Austrian Cultural Forum Berlin; Basis Frankfurt; 2014 Künstlerhaus KM, Graz; Kunsthaus Graz; Schwarzwaldallee, Basel. 2016 gewann Angelika Loderer den Dagmar Chobot Preis für Skulptur.

Termin

eSeL's Neugierde
Angelika Loderer, Skulptur, Eröffnung
Dienstag, 24.10.2017 18:00
bis Samstag, 25.11.2017
Galerie Sophie Tappeiner
An der Hülben 3
1010 Wien
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