Katharina Grosse, James Welling

Dienstag, 09. Mai 2017 - 19:00 Uhr

Galerie nächst St. Stephan

KATHARINA GROSSE
10. Mai – 17. Juni 2017

Wir freuen uns, neue Bilder von Katharina Grosse zu zeigen, es ist ihre fünfte Einzelausstellung in der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder.

Katharina Grosse vertritt mit ihrem Werk seit den frühen 1990er Jahren eine der relevantesten internationalen Malereipositionen. Ihr Werk und Denken kennzeichnen ständige Erneuerung und variable Perspektivierung, sie zielt auf eine systematische Befragung und Erweiterung des Malereibegriffs ab. ?Malerei ist die direkteste Übertragung von Denken in Handlung?, sagt Katharina Grosse unlängst in einem Interview mit Louise Neri, ?meine Bilder sind der direkte physische Niederschlag meines Denkens.? Zunächst mit Pinsel und breiten Bürsten, seit 1998 vorwiegend mit der Spraypistole, arbeitet sie daran, Malerei als relationale, raumbezogene, performativ grundierte Erscheinung auf Grundlage radikaler Subjektivität kenntlich zu machen.

Vor allem die offensive Eroberung von Raum und Architektur mit Malerei hat dem Werk der Künstlerin eine Flexibilität und Unverwechselbarkeit gleichermaßen gegeben. Es geht ihr nicht darum, Malerei durch eine Überschreitung des Leinwandformats zu erweitern, vielmehr ?poppen? Bilder überall auf. Im oben erwähnten Interview formuliert Grosse: ?Das gemalte Bild ist ein Realitätsbeitrag, der dem Netzwerk anderer Bilder zugeführt wird. (?) Farbe ist nicht an Raum gebunden, sie ist von Ort, Oberfläche oder Gegenstand völlig unabhängig. Das sind die springenden Punkte meiner Arbeit: Wie ich es fertigbringe, Malerei als komplexe Muster emotionaler Information zu entwickeln, als Malerei, die überall auftauchen kann.? So zuletzt u. a. raumgreifend im Internationalen Pavillon der Biennale Venedig 2015 oder ihrer ortsspezifischen Intervention für die Rockaway! series des MoMA PS1 2016 am Fort Tilden, New York.

Der Ausgangspunkt von Grosses Arbeiten – seien sie ortspezifisch oder Studioarbeiten – ist referenzlos. Fasziniert von einem Bild, das keinerlei Identität anbietet, von einem Vorzustand, der gerade genug hervorbringt, um zu verstehen, dass ein Muster oder eine informative Struktur entsteht, wird hier die Erfahrung mit einer Art ?vorsprachlichen? Denkens erforscht. Die Malerei ist an der Oberfläche bzw. im Raum offen und aufnahmefähig für unzählige Ereignisse, die während des Malprozesses auftauchen. In gezielter Konzentration bringt Grosse mit ungemischter Acrylfarbe immer wieder neue Strukturen und Verfahren, die aus der Malaktion herrühren, auf die Leinwand, deren Potenzial mit Schablonen verdeutlicht und perspektivisch dimensioniert wird. Das Ergebnis ist eine betörende, überwältigende Malerei, die der Betrachtung unzählige Möglichkeiten der Rezeption bietet.

KATHARINA GROSSE geboren 1961 in Freiburg, Breisgau, lebt und arbeitet in Berlin. Ihr wurde 2003 der Fred-Thieler-Preis, 2014 der Oskar-Schlemmer-Preis - Großer Staatspreis für Bildende Kunst Baden-Württemberg und 2015 der Otto-Ritschl-Kunstpreis verliehen.

Neben Einzelausstellungen im MoMA PS1, Long Island, dem Museum Frieder Burda, Baden-Baden, dem Nasher Sculpture Center, Dallas, dem Museum Kunstpalast, Düsseldorf, dem MASS MoCA, Massachusetts, dem Kunstmuseum Bonn, dem Palais de Tokyo, Paris und anderen, nahm Grosse an den Biennalen von Sydney, Taipeh, New Orleans und zuletzt 2015 an der Biennale Venedig teil.

Werke von Katharina Grosse befinden sich unter anderem in Museumssammlungen wie dem Nasher Sculpture Center, Dallas, dem Centre Pompidou, Paris, im Kunsthaus Zürich, im Kunstmuseum Bonn, in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München, im Museu Serralves, Porto, im Sprengel Museum Hannover, im Arken Museum für moderne Kunst, Kopenhagen, in der Sammlung des De Pont Museums, Tilburg, der FNAC Sammlung, Frankreich, der Gallery of Modern Art, Queensland, und der Magasin 3 Stockholm Konsthall, Stockholm.


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Im LOGIN:
JAMES WELLING
Metamorph

10. Mai – 17. Juni 2017

James Welling ist international einer der experimentierfreudigsten Fotografen, der unterschiedlichste Werkserien geschaffen hat. Fasziniert von den ästhetischen, konzeptuellen und materiellen Voraussetzungen seines Mediums arbeitete er mit analoger Schwarz-Weiß-Fotografie, Fotogramm, Farbfotografie mit handgemachten Filtern, in jüngerer Zeit mit Digitalfotografie und lotet dabei das Farbpotential von Photoshop und Tintenstrahldruck aus.

Welling studierte ursprünglich Malerei und, angeregt durch Merce Cunninghams Dance Company, ein Jahr lang Modern Dance in Pittsburg. Er machte den Abschluss am California Institute of the Arts in Los Angeles und fertigte zunächst Skulpturen, Videos und Gemälde, bevor er sich ausschließlich der Fotografie zuwandte. In der Werkserie Choreograph, auf der das im LOGIN gezeigte Video basiert, überlagern sich zum einen diese performativen und malerischen Ursprünge sowie die Frage nach Skulptur und Körper im Raum, zum anderen Wellings fotografische Erfahrungen im Skulpturengarten des Museums of Modern Art, New York, und seine Architekturfotografien der Häuser von Marcel Breuer, Mies van der Rohe, Philip Johnson und anderen.

?Als Rohmaterial für die Serie dienten von ihm oder seinen Assistenten angefertigte Schwarz-Weiß-Fotografien von Tanzperformances, Landschaften und Architektur, die er in die verschiedenen Farbkanäle Rot/Grün/Blau-Modus von Photoshop transformierte und miteinander zu unvermuteten Amalgamen zusammenstellte. Die fotografische Option zur Einebnung von Zeit trieb Welling (?) mit Mitteln des Stiles und des Sujets, nun durch die technische Integration von ihm und seinen Assistenten mit Kamera bis Mobiltelefon aufgenommener Bilder auf ein neues Niveau. Auch produzierte er bei über zwölf Tanzkompanien in Los Angeles, Ottawa und New York zusätzliches Material. Diese Collage unterschiedlicher Interessens- und Einflussgebiete stellte für Welling eine neuerliche Befreiung dar, indem er bereits berührte Felder wie Architektur oder das Landschaftsbild auf der fotografischen Terra incognita des Tanzes reaktivierte. (?)
Beständig seine eigene Geschichte ein-, aus- und überblendend manifestiert sich Wellings Werk als strukturell offenes und dynamisches Archiv über Fotografie, dessen Grundparameter sich, ähnlich der Funktion menschlicher Erinnerung, aus der jeweils berührten Gegenwart immer neu formulieren. Welling führt uns in das ewig zwischen Malerei und Fotografie klaffende Vakuum und lädt uns ein, den Raum zwischen Ich und Bild wie zwischen dem Eigenen und dem Andren zu erforschen.?
(Heike Eipeldauer)

Die Ausstellung im LOGIN, seine fünfte Einzelpräsentation in der Galerie, begleitet James Wellings umfangreiche Werkschau im Kunstforum Wien, 5. Mai – 16. Juli 2017. Die Zitate sind dem Ausstellungskatalog auf S. 121 und 127 entnommen.


JAMES WELLING geboren 1951 in Hartford, Connecticut, lebt und arbeitet in New York. Er nahm 1992 an der Documenta IX in Kassel und 2008 an der Whitney Biennale in New York teil. Das Wexner Center for the Arts, Columbus, Ohio, organisierte 2000 eine Retrospektive, weitere Stationen: Museum of Contemporary Art, Los Angeles, und Baltimore Museum of Art.

Ausgewählte Einzelausstellungen: Stedelijk Museum voor Actuele Kunst (S.M.A.K.), Gent (2017), Brandywine River Museum, Chadds Ford, Pennsylvania (2015), Art Institute of Chicago (2014), Fotomuseum Winterthur (2013), Cincinnati Art Museum (2013), Hammer Museum, Los Angeles (2013), Centro Galego de Arte Contemporánea, Santiago de Compostela (2013), The Wardsworth Atheneum Museum of Art, Hartford, Connecticut (2012), MK Gallery, Milton Keynes, Großbritannien (2012), Contemporary Art Gallery, Vancouver (2012), The Minneapolis Institute of Arts (2010), Hudson River Museum, Yonkers, New York (2006), Palais de Beaux-Arts, Brussels (2002), Sprengel Museum, Hannover (1999), Kunstmuseum Luzern (1998), Carnegie Museum of Art, Pittsburgh (1998), Kunstmuseum Wolfsburg (1994), Kunsthalle Bern (1990)

Ausgewählte Museumssammlungen: Centre Pompidou, Paris; Hammer Museum, Los Angeles; Kunstmuseum Wolfsburg; Los Angeles County Museum of Art; The Metropolitan Museum of Art, New York; Museum of Contemporary Art Chicago; Museum of Contemporary Art, Los Angeles; Museum of Fine Arts, Boston; The Museum of Modern Art, New York; Solomon R. Guggenheim Museum, New York; Tokyo Metropolitan Museum of Photography; Vancouver Art Gallery; Wadsworth Atheneum Museum of Art, Hartford, Connecticut; and the Whitney Museum of American Art, New York.

Termin

eSeL's Neugierde
Katharina Grosse, James Welling, Eröffnung
Dienstag, 09.05.2017 19:00
bis Samstag, 17.06.2017
Galerie nächst St. Stephan
Grünangergasse 1
1010 Wien
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