Heribert Friedl: Als ich den Finger aus dem gefiederten Po zog, hat es wahnsinnig angenehm nach frischem Lehm gerochen.
Samstag, 06. Mai 2017 - 10:00 Uhr
Halle für Kunst Steiermark
Für die Resultate seiner nicht-materiellen, künstlerischen Praxis benutzt Heribert Friedl seit 1996 den Begriff ?nonvisualobjects?. Unter dem Namen ?nvo | nonvisualobjects? bertreibt er gemeinsam mit dem Künstler Raphael Moser seit 2005 auch ein Label, welches für Interpretationen im Bereich des musikalischen Minimalismus steht. Bekanntheit erlangte Friedl aber insbesondere durch seine Duftarbeiten, die auf der wissenschaftlichen Erkenntnis basieren, dass wir visuelle Erlebnisse besser in Erinnerung behalten, wenn wir sie mit bestimmten Gerüchen verbinden. In der neuen, eigens für den Treppenaufgang im Inneren des Künstlerhauses geschaffenen Arbeit bringt Friedl geschichtliches Ereignis und Geruchserlebnis zusammen. Entlang des Treppenhauses hat der Künstler mit Duftstoffen die Zahl 1952 aufgetragen, die das Eröffnungsjahr des Künstlerhauses angibt.
Die Aromen der einzelnen Ziffern werden assoziativ bzw. spekulativ eingesetzt und stehen somit in einer Verbindung mit dem Ausstellungshaus. Obwohl die Gerüche vom Künstler nicht deklariert werden, fungieren sie trotzdem als Bindeglieder zwischen dem Ort und dessen Besuchern. Und da die volle Entfaltung der Duftnoten erst durch Reiben der behandelten Flächen hervorgerufen wird, wird in dieser Arbeit das olfaktorische Erlebnis – mit institutionskritischem Zwinkern – durch eine taktile Erfahrung ergänzt.
Der Titel der Ausstellung ?Als ich den Finger aus dem gefiederten Po zog, hat es wahnsinnig angenehm nach frischem Lehm gerochen.? bringt die Soundinstallation mit den Vogelstimmen im Außenraum und die Duftarbeit im Inneren des Künstlerhauses zusammen. Beide vereint, dass sie Bilder aus der Vorstellung hervorrufen. So konzentriert sich Heribert Friedls Praxis auf eine radikale Form von Kunst: das imaginäre Bild.
Heribert Friedl (*1969, Feldbach) schloss 1998 sein Diplom an der Universität für Angewandte Kunst in Wien mit Auszeichnung ab. Er ist Preisträger beim Förderungspreis für bildende Kunst in der Steiermark (1999), beim 31. Österreichischen Graphikwettbewerb (2009), des Universalmuseum Joanneum Preis (2010) sowie beim 33. Österreichischen Graphikwettbewerb (2013).