Das System Mode / Revisited ? (Psycho-)Analytische Zugänge

Freitag, 24. Juni 2016 - 15:00 Uhr

MAK

Im Rahmen der Ausstellung MODE-UTOPIEN. Haute Couture in der Grafik

Le style est l?homme même. Georges-Louis Leclerc. Comte de Buffon
Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren. Karl Lagerfeld

Wenn auch der Modebegriff alle menschlichen Lebensbereiche betrifft, so findet er doch in Bezug auf Kleidung seine sinnfälligste Bedeutung. Ausgehend von bestimmten Formen der Körperpflege und der Körperbearbeitung, die einen der ursprünglichen Übergänge von Natur zu Kultur markieren, stellt Kleidung einen fundamentalen Faktor der Identitätsbildung und Identitätssicherung in ihren individuellen und kollektiven Dimensionen dar. Abgesehen von bestimmten Kleiderformen mit konservativem und ritualisiertem Charakter ist die Art, sich zu kleiden, an Kurzlebigkeit gebunden und damit der Macht des Begehrens geschuldet, das sich grundsätzlich als Begehren des anderen und nach dem anderen erweist. Indem also Mode stets Veränderung sucht und nach dem Neuen strebt, ist sie von einer Dynamik zyklischer Bewegungen beherrscht, der nicht selten das Wort revolutionär beigefügt wird. Als Ausdruck eines jeweiligen Zeitgeistes ist Mode an der Gestaltung eines bestimmten Bildes vom Menschen im Rahmen kultureller Räume und Epochen beteiligt, verweist dabei auf gesellschaftliche Unterschiede und steuert bzw. reflektiert weitgehend das Rollenverhalten der Geschlechter.

Unter den Theorien der Mode haben in letzter Zeit die ?Fashion Studies? besondere Bedeutung erlangt. Als einen Ausdruck postmoderner Mentalität konstatieren sie eine ?post-modische? Kleidungskultur, die dem normierend-unterdrückenden Modecharakter emanzipatorische Tendenzen entgegenstellt. Damit ist der etablierte und institutionalisierte Modebetrieb im Sinne von Haute Couture und ?Prêt-à-porter? mit Modephänomenen als Ausdruck singulärer Extravaganzen oder eines normierungsmächtigen Street-Style konfrontiert, von welchen er nicht unbeeinflusst bleiben kann. Eine solche Bewegung kann dann auch ein neues Dandytum hervorbringen, das eine auf Markencodes zentrierte Mode bis zum Spott ironisiert.

Neben literarischen Reflexionen und im Anschluss an philosophische, psychologische und soziologische Theorien der Mode hat auch die Psychoanalyse in den Generationen nach Freud ihre Fragen und Antworten in den thematischen Komplex eingebracht, um nicht zuletzt den Sexualtrieb als bedeutsamsten Beweggrund zur Entstehung von Kleidung und die erotische Signalwirkung der Mode in den Vordergrund zu stellen. Einen besonderen und von der Psychoanalyse nicht unbeeinflussten Aufschwung erlebte die theoretische und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Kleidung und Mode durch den französischen Strukturalismus, wobei vor allem Roland Barthes die Kleidung semiotisch analysierte und sie als besonderes Sprachsystem in die Reihe der Alltagsmythen einfügte.

In diesem Symposium soll versucht werden, den gegenwärtigen Stand der Modeforschung zu ermitteln und aktuellen Tendenzen der Kleidungskultur aus den Blickwinkeln verschiedener Disziplinen kritisch nachzugehen.

Programm
FREITAG, 24. Juni 2016

15:00 Uhr
Begrüßung
Christoph Thun-Hohenstein, Direktor, MAK
August Ruhs, Wiener Psychoanalytische Akademie

15:30?16:30 Uhr, Moderation: Beate Hofstadler (Wiener Arbeitskreis für Psychoanalyse)
Elisabeth Skale: ?Die heimlichen Motive des Modeschöpfers?

17:00?19:00 Uhr, Moderation: Barbara Karl (Kustodin MAK-Sammlung Textilien und Teppiche)
Thomas Oláh: ?Die nackte Zukunft?
Anna-Lisa Dieter: ?Diwan-Dichtung: Orient, Mode und Psychoanalyse in der Horizontalen?


Eine Kooperation der Wiener Psychoanalytischen Akademie und des MAK

Termin

Uhu Diskurs
Symposium, Mode, Psychoanalyse
Freitag, 24.06.2016 15:00
MAK
Stubenring 5
1010 Wien
-Vortragssaal
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