Borjana Ventzislavova - We are part of a collection

Dienstag, 24. Mai 2016 - 19:00 Uhr

Bäckerstrasse 4

Borjana Ventzislavova, Study of Causality, 2016 (Claudia Slanar, Kuratorin) Borjana Ventzislavova, Study of Causality, 2016 (Claudia Slanar, Kuratorin)
Kuratorin Dessislava Dimova

Wir freuen uns die Vernissage von ?We are part of a collection? – die zweite Einzelausstellung von Borjana Ventzislavova am 24. Mai 2016 in der bäckerstrasse4 anzukünden.

Anlässlich der Ausstellung wird die Künstlerin die Galeriefassade in Spiegelfolie hüllen um somit eine Barriere zu kreieren, die undurchsichtig und gleichzeitig der Straße und dem Passanten zugewandt ist – glänzend und unvollkommen, einladend und einschüchternd zugleich. Entlang der oberen Kante der Fassade wickelt sich ein Stacheldraht, der die Assoziation eines undurchdringbaren Zauns hervorruft.

Ventzislavovas Intervention fasst einige ihrer früheren künstlerischen Themen zusammen – Grenzen und Migration, kollektive Träume und der Einfluss sozialer und politischer Veränderungen sowohl auf unser Selbstbild, als auch auf unsere Tätigkeit und Verantwortung.
In ?We are part of a collection? wendet Borjana Ventzislavova dieselbe pseudo-soziologische, jedoch tief menschliche Herangehensweise an, welche schon für ihre früheren Arbeiten charakteristisch ist. Interviews, Fragebögen und Umfragen werden vereint mit ihrer meist fotografie- und filmbasierten Arbeit und schaffen eine Art poetisches Dokument, eine wahre Momentaufnahme unserer Zeit. Diesmal wendet die Künstlerin diese poetisch-soziologischen Methoden an sich selbst an und untersucht den Schnittpunkt ihrer eigenen Vergangenheit und Gegenwart.
Der Titel der Ausstellung ist einem Lied der bulgarischen Dark Wave Kultband ?Nova Generacia? (Neue Generation) entnommen. ?We are part of a collection? ist eine Geschichte des Erwachsenwerdens gegeben durch Topografie eines Ortes, der inspiriert ist von Sofia in den späten 80er und frühen 90er Jahren, wo Borjana ihre Jugend verbrachte – in der Zeit um den Mauerfall in Berlin.

?Thank you for the Flowers?, beispielsweise, ist eine verträumte und doch düstere Fotoserie, deren Titel wiederum auf einen Song aus jener Zeit zurückgreift. Fragmente von Blumensträußen sind als Materialisierung einer Erinnerung zusammen mit Objekten von persönlicher und generationsspezifischer Bedeutung dargestellt, wie Haarsträhnen, Rollschuhe oder die Tonbänder einer Audiokassette.
Die Ausstellung erzählt auch von einer Generation, die sich zu mindestens zwei Orten zugehörig fühlte, stets geplagt von einem Zwischenzustand, von dem ?Hier? und ?Dort?. Borjana Ventzislavova hat diesen Zwischenzustand bereits in früheren Arbeiten untersucht, wie zum Beispiel in ?That thing? (2013 bis heute) oder ?Mind the Gap? (2013). In der Ausstellung ist dieser Zustand anhand der der persönlichen Geschichte der Künstlerin zu erkennen – eine Bulgarin in Wien, deren Jugend von einer konstanten Vorstellung und Prognose einer ?besseren? Welt bestimmt war. (Die Optionen waren Kommunismus oder der Westen.)
Die Fototapete ?Lovejoy? (2016), benannt nach dem Kometen, der dafür bekannt ist große Mengen an Alkohol und Zucker im All freizusetzen, ist die Abbildung eines Sternenhimmels auf dem ein Neon-Pentagramm angebracht ist. Träume und Symbole sind hier wild gemischt, wie in der Fantasie einer jungen Person, die um 1989 aufgewachsen ist.
Ferne Galaxien, Fortschrittsversprechen und Jenseitsvorstellungen treffen auf den Zusammenbruch von Ideologien: Was sind die Träume eines Kindes, in einer Welt, die aufgehört hat zu träumen? Borjana Ventzislavovas Arbeiten tragen die Last dieser Melancholie mit erfrischendem Optimismus, Gelassenheit und sogar einem Sinn für Komik und das Absurde.

Der unsicheren Gegenwart ihrer Jugend wurde mit westlicher Pop-Musik und westlichem Kino Abhilfe geschaffen, wodurch sie Trost fand in der Enttäuschung beider Seiten des Eisernen Vorhangs. Die Installation "West Music in West Park" (2013-2016) enthält eine Karaoke-Anlage, die mittels der Musik einen Eindruck über die Vielfältigkeit kultureller Referenzen von damals bietet. Für dieses Stück hat die Künstlerin Songs aufgenommen, die in den meisten Karaoke Playlists nicht zu finden sind – es ist der Soundtrack ihrer Jugenderfahrungen – bulgarischer Alternativrock, westlicher New Wave, Punk, Pop, russischer Alternativrock und Kinderlieder.

?Study of Causality? (2016) ist eine Fotoserie, in der Orte aus ihrer Jugend in Sofia den Portraits von Menschen (in ihrer professionellen oder privaten Umgebung aufgenommen) gegenübergestellt sind, mit denen Borjana Ventzislavova durch ihre Arbeit verbunden ist: Kuratoren, Direktoren und Sammler aus verschiedenen Gesellschaftsschichten. Unter ihnen befinden sich, zum Beispiel, der österreichische Kulturminister Josef Ostermayer und Stella Rollig, die Direktorin des Lentos Museums. Der Begleittext ist eine Collage von Gedanken der Künstlerin und Zitaten der Portraitierten über ihr künstlerisches Schaffen. Die Arbeit kann als Metapher für die gesamte Ausstellung gesehen werden - der Topos der Begegnung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Erinnerung und Wirklichkeit, des persönlichen und beruflichen Lebens und verschiedener Länder, die Borjana Ventzislavovas Reise darstellen.
Fotomaterial für diese Serie wurde freundlicherweise zur Verfügung gestellt von: Nely Nedeva-Voeva (Foundation Dimit?r Voev - Nova Generacia), Nedelcho Hazarbasanov und Nikola Mihov.

Text: Dessislava Dimova

Termin

hAmSteR Events
Eröffnung, Interventin, Fotoserie, Borjana Ventzislavova
Dienstag, 24.05.2016 19:00
bis Freitag, 29.07.2016
Bäckerstrasse 4
1010 Wien
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