Total Automation Filmprogramm 1: Human Post Human

Mittwoch, 11. Mai 2016 - 20:00 Uhr

Metro Kinokulturhaus


11/5 2016
20:00
Programm 1: Human Post Human

Die Faszination vom Fliegen und der Möglichkeit von Zeitreisen wurde in der Literatur sowie auch im Film seit jeher thematisiert. Der Traum von einer besseren Welt und einem perfekten Menschen nicht minder stark. Meist in der »Ästhetik der Destruktion« und »der seltsamen Schönheit der rächenden Verwüstung« wie Susan Sontag in ihrem Essay von 1965 beschreibt. In der Erschaffung friedlicher und besinnlicher Welten, vermag Katharsis offenbar weniger Platz zu finden als im Kino des Utopischen bzw. Dystopischen. Es sind die Katastrophenphantasien in denen Zuflucht gesucht wird. Denn in untergehenden Welten, wärmenden Laserstrahlen unbekannter Flugobjekte und fremder Waffen, mit wissenschaftlich erweckten Untoten, oder Hand in Hand mit Cyborgs und Robotern und in mitten von Bildern der Zerstörung strahlt das rein Gute, die Hoffnung, die Liebe, die Rettung und der Friede umso befriedigender.

Sticky Drama
Jon Rafman, 2015 | 4:50 min
Sticky Drama stellt eine Version der physischen Welt dar, obwohl es eine fantastische und futuristische ist, die untrennbar mit dem Virtuellen verbunden ist. Der Cyborg erzählt auf tragische Weise Details seiner damaligen Verwandtschaft; ein junger Krieger trägt die romantische Poesie eines Internet-Memes vor; ein Wahrsager und ein Söldner kommunizieren mithilfe von vernetzten Avataren; Imaginierter Raum, Cyberspace und Metaraum – alle kommunizieren untereinander, beeinflussen sich gegenseitig und verdichten sich unmerklich zu einer neuen Traumrealität.

Metropolis
Fritz Lang, D 1926 | 153 min | s/w, dt. ZT, 35mm
Buch: Thea von Harbou, Fritz Lang (ucr.) | Kamera: Gunther Rittau, Karl Freund | Spezialeffekte: Eugen Schufftan | Bauten: Otto Honte, Erich Kettelhut, Karl Vollbrecht | Mit: Brigitte Helm, Gustav Frohlich, Alfred Abel, Rudolf Klein-Rogge, Theodor Loos, Fritz Rasp, Heinrich George, Olaf Storm

Metropolis, die Zukunftsstadt. Monumental, beeindruckend, zweigeteilt. Die Oberstadt als Heimat der Reichen und die Unterstadt als die der versklavten Arbeiter. Eine Zwei-Schichten-Gesellschaft, die unter Automation zu Höchstleistungen gezwungen wird und dabei nur auf einer Seite Opfer bringt. Unzufriedenheit, Klassenkampf, Aufstand und Menschlichkeit als Antrieb einer ersehnten Veränderung, in der der künstliche Mensch als Lösung und die Maschine als Feind zerstört werden. Metropolis ist einer der berühmtesten, aber auch umstrittensten Werke der Filmgeschichte, dessen Rezeption damals und heute nicht verschiedener sein könnte. Von Faschismusnähe und Klischeehaftigkeit abgesehen, waren es auch die Kosten des Filmes in Höhe von über fünf Millionen Reichsmark, die für Diskussionen sorgten, und Metropolis bis heute zu den umgerechnet teuersten deutschen Produktionen machte.
Total Automation

1921 schrieb Karel ?apek in seinem utopischen Kollektivdrama R.U.R. erstmals von Robotern. In den 1930er-Jahren sprach Sigmund Freud vom Menschen als Prothesengott. Heute avancieren wir als Schöpfer von Ersatzteilen selbst zu Werkzeugen, die unter der Kontrolle von Maschinen stehen. Von der Zähmung des Feuers bis zur Erweiterung und Vervollkommnung der eigenen Organe durch Technik haben der Mensch und seine Maschinen im globalen System der automatisierten Moderne somit ihren eigenständigen Status verloren.

Was uns Film seit Anbeginn dessen Produktion als Fiktion vor Augen führte, erreicht uns im Zeitalter der erweiterten technischen Reproduzierbarkeit nicht mehr nur als Werk der Kunst, sondern als Teil eines übertechnisierten Alltags. Die Schöpfer sind zu Werkzeugen der Erzeugenden und somit selbst zum Werk der Erzeugung geworden: selbstlernende Algorithmen, Roboter, mechanische Kommunikationshilfen, lebenserhaltende Maßnahmen, lebensberaubende Gefahren, webbasierte Vernetzungskanäle, virtuelle soziale Räume. Wir schweben auf (Daten)Clouds und fühlen uns verloren, wenn sie mal nicht sind – eine Mensch-Technik-Beziehung begründet auf Abhängigkeit.

Doch wie weit geht sie? Die Automatisierung hat unzählige Formen angenommen. Was bei Henrik Galeen, Fritz Lang oder Stanley Kubrick noch als spekulative Filmfantastik galt, ist zur Teilrealität geworden. Künstlich geschaffene Prothesen haben eine Autonomie erlangt, ein Eigenleben entwickelt und damit auch die traditionelle Objekt- und Subjekt-Trennung in Frage gestellt.

Total Automation widmet sich in drei zusammenhängenden Programmen dieser Entwicklung sowie den sie begleitenden Bildern, Ängsten, Utopien und Dystopien. Mit einer Collage aus historischen Werbefilmen, wissenschaftlichen Dokumentationen, experimentellen Filmarbeiten zeitgenössischer Künstler/innen und ausgesuchten Spielfilmen der Filmgeschichte soll die Automatisierung und das in ihr verborgene Übernatürliche, Magische und Irrationale dort eine Projektionsfläche finden, wo schon immer ein anderer Blick auf die Welt definiert wurde – in der Maschine Kino.

Kurator/innen: Anne Faucheret (Kunsthalle Wien), Tomá? Mikeska (Filmarchiv Austria)

Mit einem Ticket für das Filmprogramm Total Automation erhalten Sie in der Kunsthalle Wien ein Ausstellungsticket zu The Promise of Total Automation für EUR 2.
Termine

Mi 11/5, 20 Uhr
Do 12/5 & Fr 13/5, jeweils 18 Uhr
Filmprogramm: Total Automation

Mi 11/5, 18 Uhr
Kurator/innenführung mit Anne Faucheret and Tomá? Mikeska
?In Kooperation mit Filmarchiv Austria

Termin

Flimmer Ratte
Screening, Film, Automation
Mittwoch, 11.05.2016 20:00
Metro Kinokulturhaus
Johannesgasse 4
1010 Wien
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