Berlinde De Bruyckere, Wilhelm Lehmbruck

Donnerstag, 07. April 2016 - 19:00 Uhr

Leopold Museum

ACHTUNG ! Die Eröffnung findet am Donnerstag, 7.4.2016 statt

BERLINDE DE BRUYCKERE
Suture
08.04. – 05.09.2016

Die belgische Künstlerin Berlinde De Bruyckere (geb. 1964) zählt mit ihren eindrücklichen Skulpturen, die den menschlichen Körper in seiner rohen Schönheit und Verletzlichkeit in den Fokus rücken, zu den international bekanntesten Bildhauerinnen der Gegenwart. In scheinbar zeitlosen Figuren setzt sich De Bruyckere mit existenziellen Fragestellungen von Leben und Tod sowie Schmerz und Leid auseinander und betont die Verankerung der menschlichen Existenz im fleischlichen Körper.

Entgegen dem Verständnis des Körpers als fixe Entität scheinen die fragmentierten Leiber ihrer wächsernen Skulpturen – die einen geradezu unheimlichen Realismus aufweisen – einem ständigen Prozess der Transformation zwischen Werden und Vergehen ausgesetzt. So gelingt es der Künstlerin ihre Fragestellungen vor dem Horizont der Finalität menschlichen Lebens zu artikulieren, ebenso wie die Tatsache anzusprechen, dass jeder Körper Metamorphosendurch persönliche, soziale und politische Prozesse ausgesetzt ist. Den Formationen und Deformationen des menschlichen Körpers als Ort historischer Einschreibungen nimmt sich De Bruyckere mit ihren Skulpturen an, indem sie sich nicht nur von aktuellen Medienbildern, sondern auch von der klassischen Ikonografie der Kunstgeschichte inspirieren lässt, die sie mit ihrer Arbeit für die Gegenwart aktualisiert.

Die erste umfassende Einzelausstellung der Künstlerin in Wien – die durch die Präsentation zentraler Arbeiten und Werkserien aus den letzten zwei Jahrzehnten besticht – gleicht damit einer Interpretation allgemein menschlicher Erfahrungswerte über die Darstellung von Leiblichkeit. Zusätzlich bildet das Leopold Museum, mit seinem Fokus auf Kunst der Wiener Moderne, einen einmaligen Resonanzraum für die Personale: Denn vergleichbar den Bestrebungen von De Bruyckere trachteten auch die Künstler der Wiener Moderne danach, »das Fleisch zu erkennen« (Werner Hofmann) und gingen hierbei »vom Figurativen in die Defiguration«, um »Leben und Tod, Eros und Thanatos, Lustprinzip und Todestrieb zu verschränken.« (Jacques Le Rider).
Kuratorin: Stephanie Damianitsch


WILHELM LEHMBRUCK
Retrospektive
08.04. – 04.07.2016

Wilhelm Lehmbruck (1881?1919) zählt zu den bedeutendsten Künstlern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das Leopold Museum widmet dem einflussreichen Erneuerer und Wegbereiter der modernen europäischen Bildhauerkunst eine erste umfassende Retrospektive in Österreich, bestehend aus rund 50 Skulpturen sowie zirka 90 Gemälden, Zeichnungen und Radierungen.

Die Ausstellung spürt Lehmbrucks künstlerischer Entwicklung von den Jahren an der Kunstgewerbeschule (1895?1899) sowie als Student der Düsseldorfer Kunstakademie (1901?1906) bis hin zu seinen bekanntesten Arbeiten nach. Sie skizziert seinen Weg vom »suchenden«, unterschiedlichste Einflüsse verarbeitenden Frühwerk bis zur Etablierung seiner originären skulpturalen Sprache. Diese deutete sich bereits vor seiner Übersiedlung nach Paris im Jahr 1910 durch den Bruch mit dem Formenkanon seines bis dahin von akademischen Konventionen geprägten Verständnisses von Skulptur an und führt ihn zu einer experimentelleren und abstrahierteren Formensprache, die seine Pariser Zeit zwischen 1910 und 1914 maßgeblich kennzeichnet. Nicht nur die Omnipräsenz der Werke von Auguste Rodin und Aristide Maillol in Paris, auch Lehmbrucks persönliche Begegnungen und Freundschaften mit zeitgenössischen Kollegen wie Alexander Archipenko, Constantin Brâncu?i oder Amedeo Modigliani feuerten diese originäre Werkgenese an. Ausgewählte Werke von ihnen sind ebenso in der Schau zu sehen wie Arbeiten von George Minne, Käthe Kollwitz, Ernst Barlach und Egon Schiele.

Zu Lehmbrucks bedeutendsten Exponaten zählen jene, die während des Ersten Weltkrieges bis zu seinem Freitod im Jahr 1919 entstanden sind. Sie spiegeln die Sensibilität und Zerbrechlichkeit von Lehmbrucks Charakter sowie seine zutiefst auf Humanität begründete Haltung wider und zeichnen sich durch eine Introversion der Gebärden bei gleichzeitiger starker innerlicher Beseeltheit der Figuren aus. Es sind Gefühlszustände wie Verzweiflung, Trauer, Scham oder Melancholie, die die In-sich-gekehrten Körper aufladen und ihnen einen besonderen Ausdruck suggestiver Körpervorstellung verleihen.

Auf diese intuitive, seelische Kraft des plastischen Formens bei Lehmbruck verwies in seiner Dankesrede zum Lehmbruck-Preis im Jahr 1986 auch Joseph Beuys, dessen Werk am Abschluss der Schau in Dialog zu Arbeiten von Lehmbruck gesetzt wird. Die Gegenüberstellung der beiden Künstler, die insbesondere im Bereich der Zeichnung hinsichtlich der Aspekte des Flüchtigen und Unabgeschlossenen eine hohe Ähnlichkeit aufweisen, unterstreicht einmal mehr die über seine Zeit hinausweisende Wirkkraft Lehmbrucks. Auch aus gegenwärtiger Perspektive ist sein OEuvre nicht nur kunsthistorisch von größter Relevanz, sondern in Anbetracht weltpolitischer Ereignisse von höchster Aktualität.
Kurator: Hans-Peter Wipplinger

Termin

eSeL's Neugierde
Eröffnung, Berlinde De Bruyckere, Wilhelm Lehmbruck
Donnerstag, 07.04.2016 19:00
bis Montag, 05.09.2016
Leopold Museum
Museumsplatz 1
1070 Wien
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