Viktors Svikis, Sandro Dukic

Donnerstag, 10. März 2016 - 18:00 Uhr

Galerie Michaela Stock

VIKTORS SVIKIS | FEINSTAUB
Vernissage: Donnerstag, 10. März um 18 Uhr

Als Feinstaub bezeichnet man Teile des Schwebstaubs in der Luft, die nicht sofort zu Boden sinken, sondern eine gewisse Zeit in der Atmosphäre verweilen. Die winzigen Partikel sind mit bloßem Auge nicht wahrzunehmen. Feinstaub kann natürlichen Ursprungs sein oder durch menschliches Handeln erzeugt werden.

Beim Arbeiten mit der Kohle entsteht auch jede Menge Feinstaub. In der Galerie Michaela Stock sind in der aktuellen Ausstellung FEINSTAUB Kohlestaubbilder des lettischen Künstlers Viktors Svikis (*1978 in Riga) zu sehen. Eine Auffälligkeit in Svikis? Malweise ist seine Verfahrensweise und eröffnet eine höchst spannungsgeladene Auseinandersetzung von technischer Virtuosität und inhaltlicher Tiefe.

Der Kohlestift wird von ihm mal linear und spitz, dann auch wieder breit verwischt oder malerisch auf das in mehreren Schichten auf die Leinwand kaschierte Papier auf- oder abgetragen. Durch die locker fliegenden Pigmente lässt sich der Staub leicht verwischen, es entstehen leinwandfüllende Schattierungen in allen Grau- und Anthrazithnuancen in Kombination mit einfachen graffitiähnlichen Strichzeichnungen.

Svikis meint hierzu: ?Zuerst war der Kohlestaub ein Abfallprodukt auf dem Boden meines Ateliers, das durch intensives Zeichnen entstanden ist. Dann legte ich eine präparierte Leinwand mit kaschiertem Papier unter das entstehende Bild, um so die Spuren dieser Tätigkeit zu konservieren. Auf so eine Art und Weise mit der Kohle zu arbeiten stellt für mich die ganze Essenz der Kunst dar. Ein diskursiver, sich ergänzender Prozess, wo unterschiedliche Ebenen der Zeichenarten zum Ausdruck kommen und in ihrer Vielfalt einander ergänzen.?

Svikis ist a priori an der reziproken Beziehung der figurativen-gegenständlichen Zeichnung interessiert. Bild- bzw. zeichentheoretisch betrachtet gibt es Zeichen, die sich gegenüber allen anderen durch einen herausragenden Bezug zur Realität auszeichnen, den Index. Charles Sanders Peirce definiert: ?Ein Index ist ein Zeichen, das seine Funktion ?kraft einer Eigenschaft erfüllt, die es nicht haben könnte, wenn sein Objekt nicht existierte.?1 Ein Index ist ein Zeichen, dass die Verbindung mit dem Bezeichneten durch eine Form von direkter Verursachung erhält, wie Spuren, Markierungen oder Abdrücke.

Bei Svikis geht um den Bildwerdungsprozess, das Bildwerden selbst wird bei ihm nun zum Thema. Die Die Bilder unterlaufen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion. Das indexikalische Zeichen funktioniert, wie Peirce es bestimmt, physikalisch, als Abdruck oder Spur und setzt damit die tatsächliche, körperhafte Präsenz dessen, was es bezeichnet, voraus. Der Index von figurativen Zeichnungen wird abstrahiert und es entsteht ein kausaler Zusammenhang zwischen abstrakten und gegenständlichen Zeichnungen. Aus einer Arbeit, wo der Index (die Spur) bestimmend ist, wird eine Ikone (das Zeichen). Aus einer Abstraktion ein gegenständliches Bild und aus Zeichen eine Abstraktion die Zeichen zeichnen.

1 Charles Sanders Peirce, Schriften zum Pragmatismus und Pragmatizismus, H: Apel, Frankfurt/Main 1991, S. 363


SANDRO DUKIC | KING`S GAMBIT
Vernissage: Donnerstag, 10. März um 18 Uhr

Das zwei wöchige Performanceprogramm, das unter dem Titel APPROPRIATION | PERFORMANCE lief, wurde von der Galerie Michaela Stock im Mai 2015 initiert. Die Geschichte der Kunst ist auch immer eine Geschichte der Vermittlung und Aneignung, der Vor- und Nachbilder mittels Zitate, Plagiate und Kopien. Es ging nicht nur darum die künstlerischen Aneignungen und Transformationen zu ermitteln, sondern um eine bestimmte kulturelle Implikation oder Institutionalisierung von Kunst, letztlich das System, dessen Teil das Vor-Bild ist, zu finden. Es blieb den jeweiligen KünstlerInnen überlassen, wie die Performance später in den Galerieräumen dokumentiert/gezeigt werden soll.

Aus diesem Grund fand die Performance King`s Gambit des kroatische New-Media-Künstler Sandro Dukic im Kunsthistorischen Museum in Wien statt. In der Mitte des Raumes (Saal XII, Gemälde der Holländer und Flamen des 17. Jhs.) sitzen zwei Personen an einem Tisch (schwarzer Holztisch und zwei schwarze Stühle von Bernardo Bernardi) und spielen stillschweigend Schach. Nach dem Ende des Spiels stehen beide Männer auf und gehen aus dem Raum.

Die Performance hinterfragt den persönlichen Dialog zwischen den Freunden, der schon vor langer Zeit begonnen hatte. Die Künstler Sandro Dukic und Slaven Tolj findet hier zu einer Kontextualisierung und inneren Ruhe in der Mitte des Raumes des Kunsthistorischen Museums mit alle seiner kulturellen Bedeutung und Symbolik. Das Schachspiel und zugleich das Meditieren im Saal XII bringen auch einen Diskurs über Kunst und Wissen in Bezug zu den heutigen Medien und der zentrale Rolle der Verwertung und Weiterverwendung der Dokumentation.

In der Galerie wird nun King`s Gambit als eine Kombination aus Performance Dokumentation und einem Künstlerbuch präsentiert. (...) Fascinated by classical art Dukic had often visited the Kunsthistorisches Museum during his stay in Vienna where he especially enjoyed the hall featuring Dutch Baroque paintings. It is in this hall, whose present paintings are symbols of the beginning of civil society, where he had decided to carry out a performance in which he would play a round of chess with artist Slaven Tolj. The image of these contemporary artists playing chess in a historical, and from today?s point of view, somewhat anachronistic space, seems surreal – but the synergy accumulated and evolved from this surprising clash of asceticism and opulence, of the spiritual and the materialistic, was undeniable.

A game of chess demands concentration and sharpness of thought, and still, at the same time allows a certain state of meditative thought which enables us to transcend from the time we live in. Relationships between the past and present, arts and science, the contemporary and the classical, the center and the province are the subject of the silent dialogue translated between the artists through this game of chess.
The sight a chess game taking place in the middle of a hall full to the brim of Baroque-era paintings with appropriate gilded frames is simultaneously surreal and symbolic, and with its iconological signal and juxta positioning it intensifies the force of individual intellectual and transcendent thought which does not view life as tragedy – rather, it inclines to spiritual instead of material values. (...)
Mladen Lucic, Textauszug von Outworn Structures, Pula, 2015

Ein besonderes Dankeschön an:
Kunsthistorisches Museum Wien, Sabine Haag, Stefan Weppelmann, Ilse Jung, Anne Campman

Termin

hAmSteR Events
Eröffnung, Viktor Svikis, Sandro Dukic
Donnerstag, 10.03.2016 18:00
bis Samstag, 30.04.2016
Galerie Michaela Stock
Schleifmühlgasse 18
1040 Wien
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