Our Day Will Come

Freitag, 06. November 2015 - 19:00 Uhr

Kunstraum Sellemond

Our Day Will Come. Eine Ausstellung im Kunstraum Sellemond mit Marcus Geiger, Franz Graf, Franz Vana und Erwin Wurm

?Our Day Will Come? – Unser Tag wird kommen – verlautbart der Titel einer Arbeit von Franz Graf hoffnungsfroh. Der 1954 in Tulln geborene Künstler mit ausgeprägter Liebe zur Musik, langjähriger Professor an der Akademie der bildenden Künste in Wien und Sammler der österreichischen Kunstszene formuliert in der 1989 entstandenen Arbeit mit altmodischem Radio und einer Zeichnung mit einer transparenten Vinylscheibe eine ungewisse Sehnsucht und einen kollektiven Glauben an bessere Zeiten, die sich auch heute, 26 Jahre nach Entstehen, noch nicht eingestellt haben. Einerseits scheint dieses Werk der Zukunft positiv entgegenzublicken, andererseits zerstören seine stets in einer prekären existenziellen Befindlichkeit disponierten Schwarzweiß-Zeichnungen jeglichen Hoffnungsschimmer. Franz Graf gibt seiner Sicht auf die Welt eine morbide Perspektive, wobei der Betrachter nicht sicher sein kann, ob die dunklen, im Sadomasochismus wurzelnden Arbeiten – häufig Frauenporträts – einen subjektiven Antrieb widerspiegeln, vielleicht sogar sublimieren, oder als Antwort auf eine gesellschaftliche Konditionierung entstanden sind. Während Franz Grafs Werk zu psychologischen Vertiefungen einlädt, veranlasst Marcus Geigers künstlerischer Ansatz und seine kritische Haltung gegenüber dem Kunstbetrieb, den Mechanismen und Funktionsweisen des Kunstmarktes über Verweigerungsstrategien nachzudenken, die das resistente Potenzial von Kunst betonen. In seinen häufig spröde wirkenden Arbeiten hantiert der in der Schweiz geborene Künstler (geb. 1957) mit Alltagsgegenständen und Textilien wie Frotteestoffen und Nadelfilz, deren materielle Beschaffenheit – das Weiche und das Kratzende – auch inhaltliche Dimensionen erschließen. Für die Darstellung von ausgewählten Personen wie den Sammler Michael Sellemond und den Künstler Marko Lulic als lebensgroße Porträts aus grünen und rotem Filz findet er präzise handwerkliche Lösungen, realisiert in einem zeitaufwendigen, skulpturalen Perfektionismus.

Erwin Wurm (geb. 1954), der in der Ausstellung mit drei Skulpturen vertreten ist, unterzieht Körper und Gegenstände häufig der Variationsbreite möglicher Deformierungen und spielt mit den Dimensionen und der Materialität von Dingen, die uns umgeben. Häuser auf Häusern, Würste in allen Größen, Gurken als Porträts und Autos als Fat Cars aggregieren in seinem Werk zu Kuriositätenkabinetten. Den in der Schau ?Our Day Will Come? präsentierten realitätsnahen Figuren in Hemd, Anzug und Schuhwerk hat Wurm ihre Körperlichkeit genommen und gibt sie kopflos und hohl wieder. Die dysfunktionalen Gesten, ins Absurde gezogenen Körperhaltungen und stereotypen Handlungen unterlaufen gesellschaftliche Konventionen und die Automatismen eines anerzogenen Verhaltensrepertoires. Der Künstler zeigt damit, dass das menschliche Handeln vielfach ein konditionierter Reflex ist, und alles auch ganz anders durchgeführt werden könnte. Dinge und Körper, Objekt und Subjekt verbinden sich in einer seltsamen undurchschaubaren Mésalliance, die ihren existentiellen Status einer kritischen Interrogation unterzieht.

Franz Vana (geb. 1951), der mit Franz Graf auf der Angewandten bei Oswald Oberhuber studiert hat und mit Erwin Wurm zusammenarbeitet, ist eine multimedialer Künstler und vor allem ein Meister der Wortbilder, hat sich aber auch mit Setpaintings als Kulissenmaler einen Namen gemacht. Seine abstrakt-ornamentalen Graphitarbeiten aus den 1970er-Jahren, die aus Aktzeichnungen hervorgegangen sind, verschleifen die Lust am Ornamentalen, die Liebe zum Material und das Interesse an konzeptueller Arbeit. Der steirische Schriftsteller und Psychologe Helmut Eisendle sagte über Franz Vana einmal: ?Von der Natur und seinen Erfahrungen in Tansania her hat Vana einen völlig neuen Weg eingeschlagen: Er betrachtet zuerst das Leben und zerbricht sich erst danach den Kopf darüber, mit welchen Mitteln er es ausdrücken kann. Das Resultat ist eine packende Originalität in seinen Collagen, Abstraktionen, Bricolagen und Wort-Bildmontagen. Vana schöpft aus einem reichen Lager an Ressourcen und Erfahrungen seine Wandlungsfähigkeit. Seine Bilder sprechen im Betrachter etwas tief Sitzendes an.?

Text: Angela Stief, Kuratorin

Termin

hAmSteR Events
Eröffnung, Marcus Geiger, Franz Graf, Franz Vana, Erwin Wurm
Freitag, 06.11.2015 19:00
bis Freitag, 11.12.2015
Kunstraum Sellemond
Puchsbaumgasse 1c
1100 Wien
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