Klaus Ehrenberger, Künstlerhaus divers / Marga Persson

Donnerstag, 19. März 2015 - 18:00 Uhr

Künstlerhaus

Klaus Ehrenberger
Künstlerhaus, Galerie
Eröffnung: 18 Uhr

Als Entdecker des Zwischenkieferknochens war Goethe ein Dilettant. Felix Mendelssohn Bartholdy wurde von dem genialen Dilettanten Carl Friedrich Zelter unterrichtet, ein Maurermeister und Bauunternehmer, und der bekannteste österreichische Künstler hat keinen anderen Abschluss als den eines Hochbautechnikers – die eine Wiener Kunsthochschule verließ er nach einem Tag und die andere nach drei Tagen. Sein Name: Arnulf Rainer.
Der verdiente Hals-Nasen-Ohren-Arzt und emeritierte Universitätsprofessor Klaus P. Ehrenberger befindet sich als einer, der sich aufgrund von Kennerschaft und als Liebhaber der Malerei einen alternativen Lebenslauf als Künstler geschaffen hat, also in bester Gesellschaft. Und nichts anderes meint das im 18. Jahrhundert eingedeutschte italienische ?dilettare?, das sich vom lateinischen ?delectare? (?sich erfreuen?) ableitet, als: Das Höchste auf alternativem Weg erreichen.
Mit dieser – seiner ersten – Ausstellung lässt uns der Künstler Klaus Ehrenberger an seiner Freude, an seinem Können und an seiner Sicht auf die Dinge, die eine genuin künstlerische ist, teilhaben. Egal ob es sich um den menschlichen Körper handelt, um unterschiedlichste Landschaften und Naturmotive oder ins Abstrakte, Ornamentale tendierende Strukturen, die Ehrenberger zeichnet, malt oder schneidet: Immer handelt es sich unverkennbar um einen ?Ehrenberger?, dem es nicht darum geht, technische Bravour zur Schau zu stellen, sondern darum, mit künstlerischer Verve ernste Begegnungen zu ermöglichen: mit der Natur, mit dem Leben, mit uns selbst.

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Künstlerhaus divers: Warum wir nicht an den Storch glauben sollten
Physische Ordnungssysteme
18:30 Uhr

?Wie der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien, einen Tornado in Texas auslösen kann.?
Dieses Phänomen wird als Schmetterlingseffekt bezeichnet und meint gegebenenfalls die erstaunlich große Sensitivität mancher komplexer, nichtlinearer Systeme bezüglich kleiner Abweichungen in ihren Anfangsbedingungen. Schon geringfügig veränderte Details in der ursprünglichen Entstehungshistorie können demzufolge zu einer völlig anderen Entwicklung im langfristigen Verlauf führen.
Diese Theorie aus dem Jahr 1963, die dem Meteorologen Edward N. Lorenz zugeschrieben wird, stellt nicht nur für das von ihm analysierte System der Wettererscheinungen einen spannenden Ansatz dar. Das gilt für verschiedenste Systeme, wie etwa auch für soziologische. So beschriebt etwa der Spielfilm ?Lola rennt? unterschiedliche Handlungsalternativen einer Beziehungsgeschichte in Bezug auf kleine zufällige Änderungen in den Anfangsphasen der konfliktträchtigen Verbindung der beiden
Protagonisten. Auch reichten eigentlich unscheinbare Details, um gar den Lauf der europäischen Geschichte - ein höchst komplexes System - zu ändern (als der Chauffeur des österreichischen Thronfolgerpaars in Sarajewo im Jahr 1914 falsch abbog und das Auto nur infolge dieses Fahrfehlers in die Schusslinie des Mörders geriet).
Dieser Ansatz kann aber auch und vor allem diverse physische Ordnungssystem des menschlichen
Körpers beschreiben, begonnen bei seinen mechanisch-funktionalen Organsystemen bis hin zu
komplexen körperlichen Abläufen, wie der Immunantwort bzw. deninnerzellulären Systemen.
Kleinste - dysfunktionale - Abweichungen führen dabei zu fatalen Folgen wie Krankheit, im physischen wie emotionalen Sinn. Spannend wird das Thema wenn scheinbar psychische Ordnungssysteme (also das momentane Empfinden) von physischen (etwa dem Hormonhaushalt) gesteuert werden.
Wir werden dabei auch die künstlerische Frage stellen, wie stabil diese Systeme der Ordnung sind,
welche Kriterien sie ausser dem Schmetterlingeffekt noch irritieren können, aber auch wie sich innere
und sogenannte äussere Systeme zueinander verhalten. Wir thematisieren was passiert, wenn
unterschiedliche Ordnungssysteme aneinandergeraten, sich die Hierarchien - die es vielleicht ohnehin nicht gibt - vermischen. Oder was passiert, wenn Ordnungssysteme nicht mehr flexibel auf Veränderungen rundherum reagieren und in Starrheit erst recht jene Veränderung provozieren, um deren Verhinderung sie eigentlich geschaffen wurden?
Denn letztendlich gilt die Theorie des Schmetterlingseffekts im Sinne der Chaostheorie für fast alle Regelkreise die ineinandergreifen und so ein größeres Ganzes determinieren. Gerade politische Ordnungssysteme sind dabei - das zeigen die aktuellen geopolitischen Entwicklungen von der Ukraine bis nach Syrien ganz deutlich - höchst komplexe Regelkreise, die einander bedingen und beeinflussen und deren Funktionieren als eine Grundvoraussetzung moderner Gesellschaften gilt.
Kommen sie ins Ungleichgewicht wird nicht weniger als das Funktionieren der Gesellschaft als Ganzes
in Frage gestellt.

Karin Maria Pfeifer

Künstlerinnen: Karin Frank, Ewa Kaja, Petra Kodym, Hannah Luegmeyer, Karin Maria Pfeifer, Eva-Maria Raab, Christiane Spatt, Sula Zimmerberger

Rahmenprogramm:
22. März 2015, 16 Uhr – Künstlerinnengespräch
9. April 2015, 19 Uhr – Performance

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MARGA PERSSON: eine andere fortsetzung. Zeichnungen 2007-2011
Buchpräsentation: Der Zeit entlang / Eine andere Fortsetzung
Künstlerhaus, Erdgeschoß
19:30 Uhr

?Malerei, Zeichnen und Weben sind drei gleichwertige Medien für die Künstlerin, die sich in ihrer Arbeit früh der informellen Malerei näherte, aber immer der textilen Gestaltung verpflichtet blieb.
Denn für sie ist das einfache Prinzip der zwei gekreuzten Fäden so elementar, dass sie zuletzt in ihre Zeichnung dieses Prinzip in Serie nachvollzieht und damit rein visuelles ?Gewebe? dem Stofflichen aus Wolle, Leinen und Papier zur Seite stellt. Diese Konzentration auf den Prozess und Verlauf des Webens führt zu einer neuen Wahrnehmung von Zeit und ihrem Maß, von Ordnung und Experiment.
... Weben und Zeichnen sind zu Akten der Selbsterfahrung geworden.?
(Dr. Johannes Jetschgo, Treffpunkt Kunst im ORF 2012)

Buchpräsentation

Der Zeit entlang
Arbeiten 1987-2007
28 x 24, Hardcover, zahl. farb. Abb., 141 Seiten, deutsch - schwedisch, Euro 28,-, ISBN: 978-3-99028-422-3
Künstlerische Arbeit aus einer bestimmten Zeit zusammenzufassen und in Buchform zu präsentieren, kann mehr sein als nur eine Rückschau; es kann ein Nachspüren von in die Arbeit eingeflossener Zeit, von Deutungen und Zusammenhängen, von Dingen und Geschehnissen sein und auch ein Versuch, den Blick auf sich selbst aus einer größeren Distanz zu richten - auf das eigene Schaffen, die künstlerische Position, die Entwicklung ...
Im vorliegenden Buch bezieht sich die Betrachtung auf den Zeitraum 1987-2007, in dem die längste Zeit die künstlerische Arbeit im Atelier von der universitären Lehrtätigkeit überlagert war. Die Frage was in dieser Zeit entstanden ist, mit welchen persönlichen Zeitbezügen und Hintergründen, war Ausgangspunkt für das Projekt.

Eine andere Fortsetzung
Zeichnungen 2007-2011
32 x 24 cm, Hardcover, vierfärbig, 240 Seiten, deutsch - schwedisch, Euro 34,-, ISBN: 978-3-99028-423-0
Das Zeichnen mit Pinsel und Tusche wurde zu einem täglichen Ritual, ein Experimentierfeld für dicke, dünne Linien, sich auflösende und sich fast zur Fläche verwandelnden Strukturen auf Papier, teilweise auch auf Leinwand. Es sind Tageszeichnungen von persönlich erlebter Zeit und so, wie auch die Langsamkeit des Arbeitsprozesses, eine folgerichtige Fortsetzung und Erweiterung der künstlerischen Arbeit am Webstuhl.


Im Anschluß
Szenisch-musikalischer Leseabend

Denn »Literatur ist kein Honiglecken! Bücher machen schon gar nicht!«

Termin

Maultier Kunst
Eröffnung, Kalaus Ehrenberger, Gruppenausstellung, Marga Persson, Buchpräsentation
Donnerstag, 19.03.2015 18:00
Künstlerhaus
Karlsplatz 5
Obergeschoß
1010 Wien
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