Florian Hecker, John McCracken, Jelena Juresa

Freitag, 30. Januar 2015 - 18:00 Uhr

Halle für Kunst Steiermark

31.01. – 05.03.2015
Eröffnung: 30.01.2015

Florian Hecker / John McCracken

Diese Ausstellung wird in dialogisch einander ergänzender Doppelpräsentation zweier signifikanter autonomer Einzelpositionen – jener des deutschen Künstlers und Computer-Komponisten Florian Hecker (geboren 1975 in Augsburg, lebt in Edinburgh und Wien) und jener des US-amerikanischen Bildhauers John McCracken (1934–2011) – den White Cube-Hauptraum des Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien als Erfahrungsraum multimedial prüfen und vermessen. Die skulpturalen leuchtend monochromen „Planken“ des 2011 verstorbenen Künstlers wirken in der Ausstellung zwischen Boden und Wand des Ausstellungsgebäudes, markieren gestisch Ausstellungskonzepte der Moderne auch durch die Arbeit selbst, und kennzeichnen dabei durch ihr bloßes an der Wand Lehnen eine hybride Übergangsstelle zwischen Malerei und Skulptur. McCracken sah die zu seinen Schlüsselwerken zählenden und seit Mitte der 1960er-Jahre geschaffenen „Planken“ nicht nur zwischen zwei Welten existierend – dem Boden einerseits, der für ihn die physikalische Welt stehender Objekte, Bäume, Autos, Häuser, Menschen und den Rest repräsentierte, und der Wand andererseits, die bei ihm für die Welt der Imagination, illusorisch malerischen, aber auch menschlich geistigen Raumes stand – sondern auch als kommunikative, reine Formen, die ihre eigene Oberfläche, Struktur und temporäre Präsenz stets mitthematisieren. Bezüglich der Wirkung dieser Arbeiten notierte McCracken einst in sein Tagebuch knapp: „Eine erfolgreiche abstrakte Skulptur abstrahiert tendenziell auch den sie umgebenden Raum.”

Im verschärft zusätzlich abstrahierenden Gegenzug dramatisiert Florian Hecker in seinen computer-generierten Sound-Arbeiten Raum, Zeit und auditive (Selbst-)Wahrnehmung innerhalb der “Live” -Bedingungen des Ausstellungskontexts. In einer festgelegten Abfolge entfalten sich die Strukturen über eine Konstellation von drei von der Decke abgehängten Lautsprechern. Diese zum Teil pointilistischen, scharfkantigen und äußerst dynamischen Reihen spezifischer akustischer Ereignisse rufen zugleich Sensationen, Erinnerungen und Assoziationen in raumumfassender wie unvorhersehbarer Intensität zugleich hervor. BetrachterIn, Sound und der dabei in seiner auratischen Bestimmung akustisch sich stetig verändernde Ausstellungsraum werden zu Komponenten eines Amalgams für das es, bei aller formalen und strukturellen Strenge keine ideale Perspektive zu den Kompositionen gibt.

Hecker öffnet mit seinen synthetischen Arbeiten eine phänomenale Grauzone zwischen verschiedener Konventionen musikalischer Psychologie und Psychoakustik, einen Bereich „in der die Kohärenz der Erfahrung durchbrochen wird; in dem Objekte an mehreren Plätzen zugleich existieren können, wo Ereignisse sich im Raum verwischen, der Strom von Erfahrungen auseinanderstrebt, zusammenläuft und unterbrochen wird; eine Welt, wo die Bedingungen der Objekthaftigkeit in einer Weise auf die Probe gestellt werden, die am besten als ‚halluzinatorisch‘ bezeichnet werden kann.”

Die Ausstellung Florian Hecker / John McCracken steckt in dieser Kombination erstmalig einen Rahmen ab, in der die Verschiebungen der Grenz- und Kontaktzonen, in denen Skulptur und Sound aufeinander wirken, in einem Raum, der nicht nur geometrische, architekturale sondern auch zeitliche und subjektive Strukturen aufweist, ästhetisch erfahrbar bzw. für ihre Bedingungen, Eigenschaften und Intensitäten sensibilisiert werden.

Potentiell nähern und verstärken sich die künstlerischen Positionen John McCracken´s und Florian Hecker`s so gerade an einem Punkt, an dem das Verlassen des physischen Ortes, des Künstlerhauses, der Halle für Kunst & Medien, des diskursiven, institutionellen, sozialen Erfahrungszusammenhangs oder des theoretischen Konzepts möglich scheint.

Ausstellungen / Aufführungen (Auswahl)

Florian Hecker
Formulation (FLV Project), Fondation Louis Vuitton, Paris (2014)
C.D. – (A Script for Synthesis), Performa 13 Commission, Peter B. Lewis Theater, Solomon R. Guggenheim Museum, New York (NY) (2013)
Soundings: A Contemporary Score, Museum of Modern Art, New York (2013)
Articulação, Lumiar Cité & Jardim Botânico, Lisbon (2012)
Dokumenta 13 , Kassel (2012)
Nouveau Festival, Centre Georges Pompidou, Paris (2012)
Lampo, Graham Foundation, Chicago (2011)
Tate Modern Live: Push and Pull, A Two–Day Performance Event, Tate Modern, London (2011)
Florian Hecker, Event, Stream, Object, MMK Museum für Moderne Kunst, Frankfurt (2010)
Florian Hecker, Chisenhale Gallery, London (2010,),



John McCracken
Orange County Museum of Art, Newport Beach, Kalifornien (2015, solo)
Works from 1963-2011, David Zwirner, New York (2013, solo)
Die Berliner Weltverbesserungsmaschine, Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Berlin (2013)
John McCracken, Henry Moore Institute, Leeds (2012, solo)
John McCracken, Castello di Rivoli – Museo d’Arte Contemporanea, Turin (2011, solo)
New Works in Bronze and Steel, David Zwirner, New York (2010, solo)
John McCracken, Inverleith House, Royal Botanic Garden Edinburgh (2009, solo)
Donald Judd & John McCracken: Selected Sculpture, John Berggruen Gallery, San Francisco (2006)
John McCracken, Stedelijk Museum voor Actuele Kunst (S.M.A.K.), Ghent (2004, solo)

Kuratorenführung: 12.02.2015, 18:00
Vortrag: Robin Mackay 26.02.2015, 19:00
Katalog in Vorbereitung

***

Jelena Jureša MIRA, Study for a Portrait

31.01. – 05.03.2015
Eröffnung: 30.01.2015 18:00
Raum C

Jelena Jureša
MIRA, Study for a Portrait

Jelena Jureša (geboren in Novi Sad, lebt in Ghent) ist eine vorwiegend in und mit den Medien Fotografie und Video arbeitende Künstlerin. Ihr Hauptinteresse gilt Fragen kultureller Identität, der Erinnerung, der Geschichte und den Grenzen der Repräsentation des fotografischen Bildes: Der Fokus ihrer Arbeit ist das Portrait, mit dem sie das Verhältnis zwischen Betrachtenden und Betrachteten über ein Verständnis des portraitierten Subjekts und grundsätzlicher über die problematisierende Fragestellung, was das Bild vermittelt oder eben auch nicht vermittelt, erforscht. Das fotografische Bild dient hierbei als Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Befragung des Portraits, unabhängig des schlussendlich verwendeten Mediums – Fotografie, Video oder als audio-visuelle Installation.
In der im Untergeschoß des Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien gezeigten „MIRA, Study for a Portrait“ handelt es sich um eine Arbeit über Abwesenheit, welche die Form des Portraits wählt, um die Fragilität von Erinnerung und zugleich das Verhältnis zwischen dem Medium der Fotografie als auch Wahrnehmung allgemein zu erforschen. Es handelt sich um ein Langzeitprojekt auf mehreren Ebenen, wobei die Künstlerin sich minutiös mit der Geschichte eines Landes, einer Familie und dabei im Besonderen einer Frau widmet. Die Arbeit besteht aus einer Videoinstallation, mehreren Fotografien und 12 Lithografien. Beim Ansehen der Videos (2 Videos, jeweils 40 Min.) werden den Betrachtenden neue Lesarten des fotografischen und bewegten Bildes und des Ortes als Medium des Aufnehmens und Auslöschens neuer Bedeutungen ermöglicht. Obwohl sich der erste Teil der Arbeit an der real historischen Zeit und ihrer objektiven Dauer und an bekannten historischen Fakten orientiert, werden sie durch eine persönliche Geschichte gebrochen, welche Jureša in den Vordergrund rückt. Die Videoinstallation zeichnet das Leben von Mira und ihrer Familie von Geburt bis zu ihrem Tod über Fotografien und Videoaufnahmen, die Orte kennzeichnen und mit Erinnerungen mancher der portraitierten Charaktere korrespondieren, nach. Der erste Teil des Films wiederbelebt die Familiengeschichte ihrer Eltern, David und Minka: Davids jüdische und Minkas muslimische Wurzeln, das Bosnien vor dem zweiten Weltkrieg, die Mühen Davids Familie, beider Beitritt zu den Partisanen, ihr Aufeinandertreffen, ihre Trennung, Minkas beinahe tödliche Verwundung und ihre Jahre bis zu Miras Geburt.
In der Rekonstruktion von Miras Portrait wurden nur wenige Archiv-Aufnahmen benutzt. Das spezifische Narrativ in Kombination mit Jurešas Fotografien zeichnen ihr Leben ästhetisch behutsam und subtil nach: Ihre Kindheit, ihr Leben in Belgrad, in Sarajevo, die Geburt ihrer Kinder, ihre Ehe und Scheidung, ihre Arbeit im Altenheim bis zu ihrem tragischen Tod im Jahr 1990, als sie bei einem Verkehrsunfall in der Nähe von Pakrac starb, wo sehr bald den Krieg in Kroatien verkündende Unruhen ausbrachen und der Zerfall des einstigen Jugoslawiens begann.

Ausstellungen (Auswahl)

Memory of Violence – Dreams of the Future 1914–18/2014 / Prigušena egzistencija - The Subdued Existence, Museum Of Contemporary Art Vojvodina, Novi Sad (2014)
Jelena Jureša. Mozarts, Zvono Gallery, Belgrad (2010, solo)
namaTRE.ba 4 - namaTRE.ba, Trebinje (2010)
What It Feels Like for a Girl, Museum Of Contemporary Art Vojvodina, Novi Sad (2009, solo)

Termin

nicht in wien
Hecker, McCracken, Mackay, Graz, Sound-Installation, Jelena Juresa
Freitag, 30.01.2015 18:00
bis Donnerstag, 05.03.2015
Halle für Kunst Steiermark
Burgring 2
8010 Graz
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