Schinken #8: Doctor Zhivago
Sonntag, 28. Dezember 2014 - 12:00 Uhr
Gartenbaukino
Einheitspreis: € 9.- pro Film
Der Inbegriff eines Hollywood-Schinkens! David Leans episches Werk erzählt die bewegte Lebensgeschichte des Arztes und Dichters Schiwago vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs, der Russischen Revolution und des anschließenden Bürgerkriegs. Schiwagos individuelles Schicksal verknüpft sich mit den politischen und militärischen Ereignissen seiner Zeit, wobei Regisseur Lean die privaten Leidenschaften seines Helden, dessen Hin- und Hergezogen-Sein zwischen zwei Frauen deutlich in den Vordergrund stellt. DOCTOR ZHIVAGO war einer der größten Kassenerfolge der 60er Jahre und ist, was das Einspielergebnis betrifft - mit Stand 2014 und inflationsangepasst – immer noch an achter Stelle in der ewigen Bestenliste. Wie kaum ein anderes Kino-Opus hat der Film die gängigen Vorstellungen vom "alten Rußland" geprägt und verfestigt.
Das Drehbuch wurde von Robert Bolt nach dem gleichnamigen Roman von Boris Leonidowitsch Pasternak geschrieben. Pasternaks Roman war 1957 erschienen und wurde von der Sowjetunion als sowjetfeindliches Werk verunglimpft und bekämpft. Im Westen hingegen startete das Buch einen sensationellen Siegeszug, stand u.a. 26 Wochen auf Nummer 1 der Bestsellerliste der New York Times und wurde im Kalten Krieg zu einem Symbol für Antikommunismus - ohne dass der Autor das so wollte. Er fühlte sich auch nicht wohl damit und lehnte den ihm 1958 zugesprochenen Nobelpreis für Literatur ab.
David Lean war als apolitischer Filmemacher bekannt. Seine Adaption des Stoffes blieb zwar dem generellen Plot treu, fokussierte sich aber auf die Liebesgeschichten. Viele Kritiker hielten Lean vor, den Film zu romantisch angelegt zu haben und damit die dahinter stehenden dramatischen politischen Ereignisse und gesellschaftlichen Umwälzungen zu trivialisieren. Die von vielen als kitschig empfundene Musik mit dem zentralen Stück „Lara’s Theme“ verstärkte diese Meinungen. Gleichzeitig wurde DOCTOR ZHIVAGO sehr wohl als Meisterwerk gerühmt, das sich großer menschlicher Themen annahm: der Kampf des Individuums gegen den Staat; der Triumph des Herzens über die Vernunft; die Art und Weise, wie gute Absichten ins Verderben führen können. Dazu kam die überwältigende Kameraarbeit von Freddie Young. Bosley Crowther, der damalige Filmkritiker der New York Times, nannte die Bilder „brilliant, tasteful, and exquisite as any ever put on the screen“.
Der mit hohem Budget realisierte Film erhielt 1966 fünf Oscars und hatte fünf weitere Nominierungen.