Caroline Heider: Day for Night

Donnerstag, 13. November 2014 - 18:00 Uhr

untitled Projects

Im Buch Oculus artificialis teledioptricus sive telescopium, das der Optiker, Mathematiker und Philosoph Johannes Zahn 1685 publizierte, findet sich ein merkwürdiges Bild: In der Luft schwebt ein Drache, der Strahlen auf die Augen vier staunender Männer sendet. Zahn versuchte herauszufinden, wie der Vorgang des Sehens funktioniert – und wie man ihn mit Hilfe diverser optischer Apparate beeinflussen könne. Eine Reproduktion dieses Blattes wählte Caroline Heider als eine Art Eingangsstatement zu ihrer Ausstellung „Day for Night“, die sich ihrerseits um die Manipulation – analoger – Bilder in Film und Fotografie dreht. Da erzeugen etwa die sogenannten Kokolores – aus Schichtholz ausgeschnittene Schablonen – mit Hilfe von Scheinwerfern vegetabile Schattenwürfe. Filter verändern Fotografien: So täuscht etwa der Day-for-Night-Filter Nachtlicht vor. Der sogenannte „Magic Arm“ lässt Pflanzen irgendwo im Bildhintergrund auftauchen, um Heimeligkeit zu suggerieren. Weiße Farbe zaubert künstliche Sonnenflecken auf Blätter. Spiegel, die bei Filmdrehs von Beleuchtern gehalten werden, stellen Reflexionen her. Dieses Arsenal des Theatralischen greift Heider in ihrer Installation auf: In den Fotografien, Objekten und Projektionen werden die Props zu Hauptdarstellern und treten in einen Dialog mit ihren Erzeugnissen. Zudem legt die Künstlerin eigene Arbeitsprozesse offen: Die kleinen blauen Fotogramme auf Salzpapier dienten ihr als Vorlage für die Kokolores und entstanden im Freien, durch die Belichtung des Schattenwurfs von Blättern. Doch die Arbeit verweist auf einen weiteren Aspekt der Bildproduktion, nämlich ihre Historizität: Die schwarze Tafel, von der Schauspielerinnen und Schauspieler im Notfall Texte ablesen, nannte man irgendwann „Neger“, den erwähnten Spiegelhalter „Inder“ (weil man Arbeitskräfte in Indien für günstiger hielt als ein Stativ). Diese Bezeichnungen, Überbleibsel aus längst vergangenen Zeiten, werden in der Filmindustrie umgangssprachlich bis heute verwendet, ungeachtet ihrer Abfälligkeit und ihres Bedeutungswandels. Heider verleiht damit ihrem beziehungsreichen Gewebe aus Realität und Illusion eine politische Dimension. Dr. Nina Schedlmayer

Die Ausstellung findet im Rahmen von eyes_on Monat der Fotografie Wien statt.

Termin

hAmSteR Events
Caroline Heider, Manipulation, Eröffnung, eyes on, Fotografie
Donnerstag, 13.11.2014 18:00
untitled Projects
Schleifmühlgasse 3
1040 Wien
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