Was ist das Künstlerhaus wert? – Was ist Gemeinschaft wert?
Im Jahr 1996 bot ein japanischer Investor 600 Millionen Schilling für Grundstück und Gebäude der Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs. Seitdem ist das Interesse am Haus gewachsen während das öffentliche und auch das ganz individuelle Interesse an der Künstlervereinigung abgenommen haben. Ist nun tatsächlich der einzig verbliebene Vermögenswert das Haus?
Das Künstlerhaus, Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs hat in seiner über 150-jährigen Geschichte viele Turbulenzen erlebt: von der selbstorganisierten, unabhängigen Künstlerschaft hin zu wechselnden Abhängigkeiten von staatlichen Institutionen, Unternehmen und Privatpersonen, von Verkaufs- und Besuchsrekorden bis hin zum wirtschaftlichen Beinahe-Bankrott und zur Teilschließung. Auch wenn es die von Präsident May (1945–1954) lakonisch benannte „Periode der Fortwurstelei“ gegeben haben mag, finden sich auch Phasen, in denen man auf wirtschaftliche Herausforderungen aktiv reagierte und geradezu kühne Konzepte entwickelte, die erfolgreich zwischen künstlerischen, gesellschaftlichen und kommerziellen Agenden balancierten. Die wichtigsten Überlegungen werden in 600 Mio. (Freunde und Komplizen) vorgestellt und diskutiert.
Im Mittelpunkt der Ausstellung 600 Mio. (Freunde und Komplizen) stehen Zahlen. Sie bilden monetäre Werte ab, die mit der Geschichte der Künstlergemeinschaft verknüpft sind. Der Untertitel hebt die Rolle von Freundschaft und Komplizenschaft als zentrale Aspekte in der Geschichte der Institution hervor, wobei Komplizenschaft in doppelter Hinsicht zu verstehen ist: zum einen im Sinne einer strategischen Verbindung, die es erlaubt, emanzipative Vorhaben durchzusetzen, zum anderen im Sinne einer Verstrickung in wirtschaftliche und politische Machtverhältnisse.
Die Ausstellung stellt die Frage, wie man im Feld der Kunst auf eine zunehmende gesellschaftliche Ökonomisierung reagieren bzw. wie eine Kunstinstitution im wirtschaftlichen Bereich agieren kann, ohne die Gemeinschaft und das Gemeinwohl aus den Augen zu verlieren? Die Ausstellung 600 Mio. (Freunde und Komplizen) untersucht die 150-jährige Geschichte des Künstlerhauses und richtet den Blick gleichermaßen in die Zukunft, indem sie fragt: was wäre wenn? So werden historische Formate – wie permanente Ausstellungen, Atelierschauen, Clubabende – reaktiviert und so führen Christian Helbock und Markus Lobner Interviews mit Freunden und „Komplizen“ des Künstlerhauses und stellen diese aus. Aus der für 2016 geplanten internationalen Schau zu Freunde und Komplizen werden vorab drei künstlerische Positionen präsentiert: Goldin + Senneby, Isa Rosenberger und Superflex.
Ausstellungskonzeption: Barbara Steiner in Zusammenarbeit mit Erwin K. Bauer / buero bauer
Kuratiert von: Barbara Steiner
Gestaltung: buero bauer (Julia Gordeeva, Rainer Stadlbauer und Stephan Göschl)
KünstlerInnen: Stella Bach, Alexandra Bolzer, Goldin + Senneby, Helmut Grill, Waltraut Gschiel, Susanne Guzei-Taschner, Harald Grünauer, Christian Helbock, Evelin Klein, Susanne Kittel-Haböck alias Suzy Smile, Ondrej Kohout, Georg Lebzelter, Gert Linke, Markus Lobner, Ina Loitzl, Claudia-Maria Luenig, Nina Maron, Miye Lee, marshall!yeti, Leslie de Melo, David Oelz, Szilvia Ortlieb, Andreas Ortag, Walpurga Ortag-Glanzer, Brigitte Pamperl, Karin Pfeifer, Tanja Prusnik, Werner Rischanek, Isa Rosenberger, Fritz Ruprechter, Roman Scheidl, Superflex, Eva S. Pusztai, Maria Temnitschka, Natalia Weiss, Jana Wisniewski, Rainer Wölzl, Christiane Wustinger, Susanne Zemrosser, Christa Zeitlhofer, Eef Zipper (Stand: 28.8. 2014)