Mithu Sen - A°void

Dienstag, 02. September 2014 - 19:00 Uhr

Galerie Krinzinger

Mithu Sens Muttersprache Bengali zählt zu den meistgesprochenen Sprachen der Welt und wird von über 200 Millionen Menschen genützt. Als Mithu Sen vor über einem Jahrzehnt nach Neu Delhi kam, wurde sie in der Hauptstadt mit der Vorherrschaft der englischen Sprache konfrontiert. Als junge Künstlerin schrieb sie Gedichte in ihrer Muttersprache, ein künstlerischer Ausdruck ihrer Gedanken, der in Delhi einen Neuanfang fand. Der Auslöser zu ihrer geänderten Wahrnehmung von Sprache und Schrift war eine irrtümliche Übersetzung eines ihrer Gedichte von Bengali auf Englisch, bei der es zu einer Sinnentfremdung ihrer Worte kam. Mit der neuen Unsicherheit in ihren Ausdrucksmöglichkeiten wurden ihre Gedichte zunehmend von Leerstellen geprägt und von jeglicher Semantik befreit.

Mithu Sen ist eine international anerkannte zeitgenössische indische Künstlerin und vor allem für ihre Zeichnungen - meist erotische Darstellungen- bekannt. Sie gewann den Skoda Preis 2010 in Indien. Ein Jahr davor verbrachte sie für eine Residency in den Krinzinger Projekten mehrere Monate in Wien. Die Ausstellung A ° Void in der Galerie Krinzinger bewegt sich in der ungewöhnlichen Medienkombination von Performance, Zeichnung und Installation.

Mithu Sens Performance I am a Poet wurde erstmals 2013 (Jul-Nov.)in London bei Word. Sound. Power, einer Kooperation des Tate Modern Project Space und der Khoj International Artist?s Association vorgeführt. Sie liest dabei aus ihrem gleichnamigen Gedichtband laut vor. Es sind asemische Schriften, die inhaltlich keinen Sinn ergeben. So findet Mithu Sen einen Zugang zu ihrem Unbewussten, den sie durch lautliche und motorische Mittel ausdrückt. Die Performance ist eine Befreiung der Sprache, die sonst strukturiert und hierarchisch ist.
Die transparenten Seiten des Buches mit zarten Schriftzeichen versehen, werden in einer Lichtinstallation ausgestellt, wo abwechselnd Schatten und Licht auf die Seiten einfallen, sodass es dem Zufall überlassen ist und der Positionierung des Betrachters vor diesen Blättern was sich zu erkennen gibt. Auch hier geht es um das Verborgene, das sich nur zeitweise zu erkennen gibt. Ebenso symbolisieren diese flüchtigen Zeilen ein Vanitas Bild des Menschen, dessen Kommunikation bei dieser Ausstellung im Mittelpunkt steht.

Der Reichtum eines mehrsprachigen Raums, wie ihn Indien mit über 120 aktuell gezählten Sprachen besonders darstellt, stellt die Gesellschaft auch vor eine große Herausforderung. In einer globalisierten Welt droht der Verlust lokaler Dialekte mit ihren Eigenheiten wie dem Klang der Sprache oder speziellen Ausdrücken. Es gilt den spontanen, kreativen und emotionalen Anteil des Sprechaktes zurückzugewinnen. Mithu Sen lässt den unstrukturierten, spontanen, emotionalen Tönen freien Lauf.
Diese Performance soll um die Welt reisen, wobei sie an jedem Ort Zuschauer dazu auffordert ihre Gedichte vorzulesen und auf einem Tonband aufzunehmen, sodass sich schlussendlich eine große Sammlung von Stimmen zusammenfügt. Es ist ein Gewinn für die marginalisierten Stimmen der Gesellschaft, denen man sonst nicht Gehör schenkt.


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Galerie im Parterre

Termin

hAmSteR Events
Eröffnung, Mithu Sen, Performance, Renate Graf
Dienstag, 02.09.2014 19:00
bis Donnerstag, 25.09.2014
Galerie Krinzinger
Seilerstaette 16
1010 Wien
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