Friederike Mayröcker - auf tönernen füssen

Donnerstag, 12. Juni 2014 - 19:00 Uhr

Akademie der bildenden Künste Wien

Anlässlich ihres bevorstehenden 90. Geburtstags würdigt die Akademie der bildenden Künste Wien ihr Ehrenmitglied mit einem Festakt.

Begrüßung | Eva Blimlinger, Rektorin
Laudatio | Elisabeth von Samsonow, Professorin für philosophische und historische Anthropologie der Kunst
Zum Werk von Friederike Mayröcker | Klaus Kastberger, Universitätsdozent Universität Wien, Institut für Germanistik, Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek
Aufführung | Beat Furrer: auf tönernen füssen für Stimme und Flöte nach einem Text von Friederike Mayröcker (2001) mit Gina Mattiello, Stimme und Elena Gabbrielli, Flöte
Eintritt frei

Die Verbindung von Stimme und Flöte zieht sich seit vielen Jahren durch Beat Furrers Schaffen. Ein Initialpunkt für die Komposition für Sprechstimme und Flöte war 1999 ein Werk zum 75. Geburtstag von Friederike Mayröcker. In auf tönernen Füssen kombiniert Beat Furrer ein Gedicht aus den späten fünfziger Jahren "Etwas wie Küsten kleefarben und Gewahrsam der Meere" mit einem berühmten Titel der Dichterin: "Arie auf tönernen Füßen" war 1998 ein Hörspiel überschrieben. Im Atmen, in geräuschhaften Plosivlauten, melodischen Floskeln treffen sich Sprache und Instrument, verschränken sich ineinander, sollen bisweilen kaum unterscheidbar sein. Eine eigene Notationsweise trennt in Ereignisschichten: Mund und Finger haben ein je eigenes System, entsprechend mehrschichtig ist das Spiel der Flöte. Sprachhafte Artikulation, Konsonanten, stimmhaftes oder geblasenes Atemgeräusch werden als Gestaltungsmittel vom Agieren der Finger und Klappengeräuschen separiert. Auch "ordinario" geblasene Töne werden mit verschiedenen Mundstellungen variiert, weitere Ebenen treten durch Überblasstufen hinzu. Entsprechend agiert die Stimme im Zwischenbereich von Flüstern und stimmhafter Sprache.

Mayröckers Text verschränkt naturhafte Bilder und Befindlichkeiten in einer Fülle von evokativen Momenten, er ist ein fortgesetztes bildhaftes Umschreiben eines Zustandes. Diesen Vorgang des sprachlichen Vorantastens, eines Beobachtens und Geschichtenerzählens, ohne dass der Gegenstand greifbar würde, bringt Furrers Komposition zum Klingen. Nach der Arbeit mit fragmentierter Sprache etwa in Narcissus (1994) geht es hier darum, dass der rezitierte Text immer verständlich bleiben soll. Zäsuren schaffen den Raum für die Flöte, sie führt Bewegungen des Sprachklangs weiter und installiert schließlich regelmäßige Muster. "Ich wollte musikalisch einen Raum zu Mayröckers suggestiv theatralischer Szenerie hinzuschaffen, ohne die Semantik des Textes zu zerstören. Dabei führen verschiedene Stufen der Stilisierung vom Sprechen hin zu elementaren Geräuschen fast zu einem Ansatz des Singens und treffen sich dort mit der Artikulation der Flöte." Das feine Abstufen diese klanglichen Übergangssituationen, einer instabilen Klanglichkeit in Stimme und Instrument führt Beat Furrer in mehreren Kompositionen weiter, gipfelnd in seinem Hörtheater FAMA, in dessen VI. Szene die Kontrabassflöte in höchster Virtuosität ein rastloses Protokoll der panischen Befindlichkeit der Protagonistin zeichnet.
(Marie Luise Maintz)

Termin

Uhu Diskurs
Vortrag, Festakt, Friederike Mayröcker
Donnerstag, 12.06.2014 19:00
Akademie der bildenden Künste Wien
Schillerplatz 3
1010 Wien
- M13a
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