Subotron arcademy: Das Spiel mit dem Virtual Other in Mind

Donnerstag, 28. März 2013 - 19:00 Uhr

RaumD / Q21

Eine psychoanalytische Sicht auf das Digitale Rollenspiel und sein heilsames, entwicklungsförderliches & Ordnung schaffendes Potenzial

Maga. Katharina Mittlböck MSc

„The infant is born with a virtual other in mind that invites replacement by some actual other in felt immediacy.“ (Braten 1993)
Gehen wir von diesen beiden psychoanalytischen Grundannahmen aus, dass zum einen der Mensch mit einer potentiellen Objektrepräsentanz ausgestattet ist und zum anderen im externalisierenden Akt der Übertragung aktuelle Interaktionsobjekte einlädt in die Rolle des einst verinnerlichten Objektes zu schlüpfen, eröffnen sich zahlreiche Möglichkeiten für Brückenschläge zum digitalen Rollenspiel.
Im psychoanalytisch therapeutischen Kontext wird der Akt der Übertragung einst verinnerlichter Objektrepräsentanzen auf die Therapeutin/den Therapeuten als Chance der Weiterentwicklung und Heilung gesehen Die Objektrepräsentanz wird externalisiert und stellt sich somit neuerlich dem Dialog. Indem die Therapeutin/der Therapeut in die ihr/ihm zugewiesene Rolle des virtual other in mind schlüpft und somit eine aktuelle Interaktion mit ihm ermöglicht, kann eine Modifizierung der Verinnerlichungen stattfinden.
Psychiater des University College London entwickelten eine Avatar Therapie für Menschen mit psychotischen auditiven Halluzinationen. Die als übermächtig und unkontrollierbar erlebten Stimmen, die die psychotischen Schübe für die Betroffenen so quälend und beängstigend machen, wurden personifiziert. Die psychotischen Patientinnen und Patienten entwarfen einen Avatar, der ihrer gehörten Stimme entsprach. Die spielerische aktuelle Interaktion mit dem – in diesem Fall – sehr problematischen virtual other in mind ermöglichte es den Versuchspersonen eine aktive, gestaltende Rolle zu übernehmen. Ergebnis war, dass deutlich weniger Stimmen gehört wurden, bzw. die gehörten Stimmen als nicht mehr so beängstigend erlebt wurden.
Was wir aus der psychoanalytischen Therapie und Theorie (z.B.: Winnicott 1979; Braten 1993; Ekstein 1994; Fonagy 2004), dem therapeutischen Rollenspiel (Moreno 2007), der Kinderspieltherapie (Axline 1989) und nun auch aus der psychiatrischen Behandlung von Psychosen (Leff et al. 2013) über das spielerische Interagieren mit dem virtual other in mind wissen, lädt ein, über die Relevanz für den Akt des digitalen Rollenspiels nachzudenken …
Der Vortrag, der sich aus einem laufenden Dissertationsprojekt speist, unternimmt den Versuch der Konstruktion einer psychoanalytischen Linse, durch die das digitale Rollenspiel in einen anderen Blick genommen werden kann, mit dem Ziel entwicklungsförderliches, psychische Ordnung schaffendes und vielleicht gar heilsames Potenzial aufzuspüren.

Kurzbiographie
Studium Pädagogik und Sonder- und Heilpädagogik, Universität Wien und Educational Technology, Donau Universität Krems. Lehraufträge an der Universität Wien, der Donau Universität Krems. Konzeption Masterlehrgang EduGaming4Prevention KPH Wien/Krems & Donau Universität Krems. Freiberufliche Tätigkeit im Bereich Online-Didaktik. Diverse Publikationen im Bereich Game Studies, laufendes Dissertationsprojekt.
Studies: Educational Science & Special Education at the University of Vienna and Educational Technology at the Danube University Krems.
Lectureships: University of Vienna, Danube University Krems, University College of Teacher Education Vienna/Krems. Conception and Management: Master’s programm EduGaming4Prevention at the University College of Teacher Education Vienna/Krems & Danube University Krems.
Freelancer in the field of online-didactics. Several publications in the field of Game Studies, current dissertation project

Termin

Nerz Techleben
Games, Präsentation, Diskussion
Donnerstag, 28.03.2013 19:00
RaumD / Q21
Museumsplatz 1
1070 Wien
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