Heinrich Dunst - Little Warsaw - Kerstin von Gabain

Donnerstag, 10. April 2014 - 19:00 Uhr

secession

Heinrich Dunst, Foto Stefan Olah Heinrich Dunst, Foto Stefan Olah
Heinrich Dunst
DA
11. April – 8. Juni 2014

In seinen Rauminterventionen und Performances verhandelt Heinrich Dunst die Bedeutungshierarchien und Sinngrenzen in ästhetischen System- und Wissensordnungen und im Besonderen den Dualismus von Wort und Bild. Aus verschiedenen medialen Elementen wie ausgeschnittenen Kunststoffbuchstaben, Alltagsobjekten, gestisch-monochromen Gemälden, Projektionen oder Wänden aus Spannplatte konstruiert er dramaturgische Gefüge, die die herkömmliche Logik des Sinns entkräften. Er erreicht dies unter anderem durch paradoxe Formspiele mit Erst- und Nachrangigkeit, Einschluss und Ausrahmung, Vervielfachung und den sich verschiebenden Größenrelationen zwischen Modell und Ausstellung. Seine Setzungen kennzeichnet eine gezielt konzipierte Varianz und Offenheit von Bedeutungen. Häufig sind sie gleichermaßen als souveränes schriftliches Zeichen zu lesen, als skulpturales Objekt und Spur des Künstlersubjekts zu betrachten und im Wahrnehmungszusammenhang mit ihrer räumlichen Nachbarschaft zu verorten.

Seine Wurzeln hat der konzeptuelle Ansatz von Heinrich Dunst in der Wiener Szene der 1980er Jahre und dem für sie charakteristischen Bestreben, die abstrakte Malerei in den Ausstellungsraum zu erweitern und kontextuell zu bestimmen. Malerei und die Funktionsanalyse von Ausstellungsbestandteilen bleiben als Bezugsrahmen auch in seinen jüngsten Arbeiten wie der Ausstellung About A B order (2013, Galerie nächst St. Stephan, Wien) relevant. Dunst verleiht diesen Fragestellungen jedoch eine neue Aktualität, indem er ein mehrschichtiges Bild zeichnet und die aufgerufenen Referenzen in ihrer Eindeutigkeit hinterfragt, um so letztlich die der Kunst eigenen Voraussetzungen offenzulegen.

Heinrich Dunst, geboren 1955 in Hallein, lebt und arbeitet in Wien.

Eingeladen vom Vorstand der Secession
Kuratorin: Annette Südbeck



Little Warsaw
Naming You
11. April – 8. Juni 2014

Seit 1999 realisieren die beiden in Budapest lebenden ungarischen Künstler András Gálik und Bálint Havas unter dem Namen Little Warsaw gemeinsam künstlerische Projekte. In Filmen, Performances und Installationen beschäftigen sie sich mit Geschichte und Geschichtsinterpretation, mit kollektivem Bewußtsein und etablierten Bildsprachen und -traditionen. Die Analyse des gesellschaftlichen Umgangs mit Geschichte ist ein treibender Faktor ihrer Arbeit, wobei die Rolle des Künstlers als Produzent von Bildern, Objekten oder Situationen, die in einem (historischen) Kontext eingebettet sind oder diesen abbilden, ebenso zur Disposition steht wie die Rezeption künstlerischer Werke als dynamischer (sich sozialpolitisch ändernden Realitäten unterworfener) Prozess.

Eine von Little Warsaw bevorzugt praktizierte Strategie, um in Vergessenheit Geratenes und nicht Wahrgenommenes (wieder) in das kollektive Bewußtsein zu holen, ist die Re- bzw. Neukontextualisierung von Monumenten und künstlerischen Artefakten. Die Verlagerung, der örtliche – und damit kontextuelle – Transfer ist dabei ihre wichtigste Methode. Die physische Integrität des Objekts bleibt bei diesen temporären Interventionen stets unangetastet.

Ihr Beitrag für den ungarischen Pavillon auf der Venedig Biennale 2003 bestand darin, die berühmte Nofretete-Büste aus dem Ägyptischen Museum in Berlin temporär mit einem Körper aus Bronze zu versehen, den die Künstler in Budapest angefertigt hatten (The Body of Nefertiti, 2003). Die Vereinigung der historischen und zeitgenössischen Skulpturen fand unter Ausschluß der Öffentlichkeit im Museum statt und dauerte nur wenige Stunden; in der Ausstellung dagegen zeigten die Künstler den (kopflosen) Körper zusammen mit einen Film, der die eigentliche künstlerische Intervention dokumentierte.

Isolation Exercise (2005), die Rekonstruktion der gleichnamigen Performance des ungarischen Künstlers Tamás Szentjóby von 1972, und Spiel der Wandlungen (2010), die Wiederaufführung einer Performance von Jochen Gerz ebenfalls von 1972, sind Beispiele von Reenactments und Rekonstruktionen von künstlerischen Arbeiten, mit denen Little Warsaw die Rezeption von historischen Kunstwerken in einem aktuellen Kontext und die Bedeutung der gemeinsamen Präsenz von Künstler und Publikum untersucht.

András Gálik (*1970) und Bálint Havas (*1971) leben und arbeiten in Budapest.

Eingeladen vom Vorstand der Secession
Kuratorin: Jeanette Pacher



Kerstin von Gabain
Raver geht ins Archäologiemuseum
11. April – 8. Juni 2014

Kerstin von Gabains Arbeiten gehen oft ungewöhnliche und überraschende Liaisonen ein. Für ihre Ausstellung City of broken furniture in der Galerie des MAK 2013 präsentierte sie Möbel als "Patienten", die sie mit Verbandsmaterial "behandelte" und einer Fotoserie von Möbeln aus der MAK-Sammlung gegenüberstellte. Diese Fotos sind, wie es in der medizinischen Dokumentation des letzten Jahrhunderts üblich war, mit Krankheitsbezeichnungen und Klassifizierungen betitelt, wie Syphilis oder 6 Verbrecher. 2011 inszenierte sie in einer in Tokyo entstandenen Fotoserie gebrauchte Futons und Matratzen in der Art von Nobuyoshi Arakis Bondage-Fotos. Auch ihren eigenen Körper setzt von Gabain immer wieder für lakonische oder provokative Statements über Klischees oder als Bildwitze ein.

Ihr charakteristisches Bild- und Formenrepertoire wie Lautsprechertürme, Banner und Diashows prägt von Gabains ältere Installationen und Interventionen, die oft aus vorgefundenen und schlichten Materialien bestehen. Die Künstlerin arbeitet mit verschiedenen Formen von Aneignung, sei es von subkulturellen Praktiken oder der Umgestaltung von Möbeln und ganzen Räumen, die auf diese Weise in überraschenden Analogien und in unerwarteten Momenten resultieren. Ihre Fotografien, die in ihrem Schaffen zunehmend eine Rolle spielen, erzählen von solchen skurrilen Situationen.

Im Grafischen Kabinett der Secession zeigt von Gabain neue Arbeiten, die sie für die Ausstellung entwickelt hat und die auf ihren vorangegangenen Arbeiten aufbauen. Analoge Schwarzweiß-Fotografien, die an archäologische Bestandsaufnahmen erinnern, kombiniert sie mit einigen skulpturalen Arbeiten. Auf manchen Aufnahmen sind Gipsabgüsse von fragmentierten Körperteilen zu sehen, während die Künstlerin auf weiteren Fotos ihren Körper in einem performativen Spiel mit den prothesenhaften Gipsobjekten erweitert. Dabei untersucht sie kulturelle und soziale Paradigmen und transformiert diese in künstlerische Konzepte.

Kerstin von Gabain, geboren 1979 in Palo Alto (USA), lebt und arbeitet in Wien.

Eingeladen vom Vorstand der Secession
Kuratorin: Bettina Spörr

Termin

eSeL's Neugierde
Eröffnung, Heinrich Dunst, Little Warsaw, Kerstin von Gabain
Donnerstag, 10.04.2014 19:00
bis Sonntag, 08.06.2014
secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
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