Ästhetik des Widerstands: Der Streit um den ästhetischen Blick

Dienstag, 18. März 2014 - 19:00 Uhr

IG Bildende Kunst

„Das Verhältnis zu den Verhältnissen. Zur Geschichte der Arbeiterbildung.“
Vortrag von Lisa Sinowatz

Ausschreibungsprojekt

Ausstellung und Veranstaltungsprogramm zum Roman
„Die Ästhetik des Widerstands“ von Peter Weiss
initiiert von
Julia Lazarus und Moira Zoitl

Projektbeteiligte:

Aesthetic of Resistance Reading Group (London), Akademie einer anderen Stadt (Knobloch/Vorkoeper), Dorothee Albrecht, Iris Andraschek, bankleer, Daniela Brahm/Les Schliesser, Yvon Chabrowski, Fred Dewey, Heiner Franzen, Christine de la Garenne, Erik Göngrich, Mathilde ter Heijne, Naomi Hennig, Ralf Hoedt, annette hollywood, Halina Kliem, Ralo Mayer, Warren Neidich, Julia Lazarus, Hubert Lobnig, Lizza May David, Matthias Mayer, Manoa Free University, Jana Müller, Kirsten Palz, Andrea Pichl, Stefan Römer, Isa Rosenberger, David Rych, Judith Siegmund, Melissa Steckbauer, trafo.K, Jan Verwoert/Federica Bueti, Bettina Vismann, Simon Wachsmuth, Franziska Wildt, Sabine Winkler, Andreas Wutz, Moira Zoitl, u.a.


Die Ästhetik des Widerstands

„Ich gehöre nicht zu den Autoren, die ihre Kunst von ihrem gesellschaftlichen Leben trennen, und die der Kunst eine autonome Existenz zusprechen. Auch ich bin ... davon überzeugt, dass die größte Qualität der Kunst in ihrer Fähigkeit liegt, in die Wirklichkeit einzugreifen, um diese zu verändern.“ Peter Weiss(1)

Peter Weiss (* 1916 bei Potsdam; † 1982 in Stockholm) war ein deutsch/schwedischer Schriftsteller, Künstler und Experimentalfilmer. Der Roman „Die Ästhetik des Widerstands“, 1975, 1978 und 1981 in drei Bänden veröffentlicht, gilt als sein schriftstellerisches Hauptwerk. Es entwickelte sich in den 80ern2) zum Kristallisationspunkt politisch-ästhetischer Diskussionsveranstaltungen und wurde angesichts seiner außergewöhnlich breiten Rezeption auch als der „letzte gemeinsamen Nenner“ der Linken bezeichnet. Eines der Kernanliegen der Triologie bildet die Reflexion des Verhältnisses von Kunst und Politik, eine Fragestellung, die bis heute immer wieder neu verhandelt wird.3)

Der Roman liefert dabei weniger einen Beitrag zur ästhetischen Theorie, sondern eher die Ausarbeitung einer ästhetischen Pädagogik. In diesem Sinne ist das Buch ein Bildungsroman, in dem junge Arbeiter eine widerständige Praxis durch die Wechselhaftigkeit der Geschichte erlernen, sich aber auch eine ästhetische Kultur aneignen, die die politische Ausbildung ergänzen soll und ihr vielleicht sogar vorausgeht.4)

Eine der zentralen Thesen des Romans von Peter Weiss ist, dass sich durch die Auseinandersetzung mit Werken der Bildenden Kunst und der Literatur neue Modelle für die politische Aktion und für ein Verständnis des Sozialen entwickeln lassen. Die jungen Protagonisten des Romans, dessen Handlung sich von den späten 30er Jahren bis zum Zweiten Weltkrieg spannt, treffen sich immer wieder in Museen und Galerien um gemeinsam Kunstwerke zu betrachten und diese im Hinblick auf den politischen Kampfes der Unterdrückten neu zu interpretieren.

In dem Buch geht es also um die Ausbildung von politischen Überzeugungen und den Gewinn von neuen Erkenntnissen durch das Lesen und Interpretieren von Kunst, letztendlich also um das Erlernen und Sammeln von in der Gegenwart anwendbarem Wissen und politischem Verständnis durch die selbstbestimmte Rezeption der Kulturgeschichte. Damit knüpft Peter Weiss an die Ideale und Ideen der Arbeiterbildung an, die möglicherweise – wenn auch unter anderen Vorzeichen – eine Fortsetzung finden in der gegenwärtigen Praxis des selbstbestimmten Lernens.

Mit der Ausstellung und dem begleitenden Programm zu dem Buch „Die Ästhetik des Widerstands“ in der Galerie IG-Bildende-Kunst wollen wir die dem Roman zugrunde liegenden Themen in der Gegenwart neu verorten und der Frage nachgehen, inwieweit die in Peter Weiss´s Roman aufgestellten Thesen für das künstlerische und das politische Feld auch heute noch Gültigkeit haben. Mittels einer breit angelegten Einladung, die sich an Bildende Ku?nstler_innen, als auch Schriftsteller_inen, Kritiker_innen und Kuratoren_innen richtet haben wir Personen die sich in ihren Arbeiten bereits mit dem Werk von Peter Weiss beschäftigt haben, eingeladen einen Beitrag zu gestalten.

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1 Antwort auf einen Offenen Brief von Wilhelm Girnus, 1965
2 Volksuni ’80. Bilder und Texte, Berlin/W 1981
3 Gerhard Scheit in „Diese bebende, zähe, kühne Hoffnung“. 25 Jahre Peter Weiss: Die Ästhetik des Widerstands. St. Ingberg: Röhrig, 2008
4 Fredric Jameson, aus der Einführung in der englischen Ausgabe von „Die Ästhetik des Widerstands“

Termin

Uhu Diskurs
Vortrag, Buchvorstellung, Jens Kastner, Widerstand, Peter Weiss
Dienstag, 18.03.2014 19:00
IG Bildende Kunst
Gumpendorfer Straße 10-12
1060 Wien
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