Kathi Hofer: New Year´s Resolutions

Donnerstag, 16. Januar 2014 - 18:00 Uhr

Galerie Gabriele Senn

Kathi Hofer, Whim, Sentiment, Chance, 2013, C-Print, gerahmt Kathi Hofer, Whim, Sentiment, Chance, 2013, C-Print, gerahmt
Auf lange Sicht sind wir alle tot

In ihrer Ausstellung "New Year’s Resolutions“ in der Gabriele Senn Galerie setzt Kathi Hofer bei einer saisonalen Stimmung gesteigerter Zukunftserwartung an und verknüpft subjektive Projektionen mit kollektiven Ritualen der Wunschproduktion. Sie entwirft ein Setting, in dem sie reale Gegenstände – Geschenkverpackungen, Gefäße, Display- und Dekorobjekte – mit fotografischen Reproduktionen derselben Gegenstände kurzschließt. Dabei setzt sie einen Loop der Zeichen in Gang, für den man den komplexen Gedanken Walter Benjamins in Anschlag bringen könnte, nämlich dass "das reproduzierte Kunstwerk in immer steigendem Maße die Reproduktion eines auf Reproduzierbarkeit angelegten Kunstwerks wird“. Benjamin zieht mit dieser vertrackten These in seinem berühmten und viel zitierten Aufsatz den Schluss, dass sich das Kunstwerk aufgrund der technischen Reproduzierbarkeit erstmals von seinem parasitären Dasein am Ritual befreien würde. Nun führt Kathi Hofer, den Reproduktionsstatus der Fotografie reflektierend, genau dieses Ritual, von dem sich die Moderne so mühevoll verabschiedet hat, wieder ein, um eine Form sozialer Partizipation zu beschreiben, nicht ohne auf ihre Tücken zu verweisen. Die magischen Praktiken des Wünschens sind eben auch regulative Anrufungen des Selbst, die guten Vorsätze oft nur Spekulationen, deren Realitätsferne nicht selten zu kreativen Formen der Prokrastination, des Aufschubs und des Laissez–faire verleitet.

Im Objekt des Geschenks manifestiert sich indes eine Tauschbörse für soziale und affekthafte Beziehungen, denn im Ritual des Schenkens, das im Verpacken den Rest eines schöpferischen Handgriffs in sich trägt, nehmen Beziehungen Gestalt an. Kathi Hofer verleiht diesem Transfer vom Ritual in die Form besondere Aufmerksamkeit, indem sie sehr präzise Stillleben komponiert, in denen sie verpackte Geschenke, Kaffeetassen und Displays der Arbeitsorganisation wie Papier- und Bleistiftbehälter zusammenstellt und mit ihren fotografischen Aufnahmen kombiniert. Die leeren Tassen sind mit Begriffen und Slogans bedruckt, die John Maynard Keynes’ makroökonomischen Schriften entstammen. Keynes, der sich als Ökonom während der Großen Depression rechnerischen Langzeitprognosen verweigerte, vertrat den Standpunkt, dass wir über die Zukunft keine sicheren Aussagen treffen könnten, denn, so schrieb er 1937: "We simply do not know“. Die Keynesianische Abstraktheit der Zukunftserwartung in Relation zum gegenwärtigen Stand der Dinge spiegelt sich in Kathi Hofers Bildern und Assemblagen, die erst in ihrer spezifischen Konstellation von Begehren, Tausch und Wunschproduktion konkrete Bedeutungen erlangen. Eva Maria Stadler und Kathi Hofer

Termin

hAmSteR Events
Eröffnung, Kathi Hofer
Donnerstag, 16.01.2014 18:00
bis Samstag, 08.03.2014
Galerie Gabriele Senn
Schleifmühlgasse 1a
1040 Wien
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