Luca Faccio: Common Ground

Dienstag, 21. Januar 2014 - 19:00 Uhr

Künstlerhaus

Pyongyang, North Korea, 2013 ? Luca Faccio Pyongyang, North Korea, 2013 ? Luca Faccio
Seit dem Waffenstillstandsabkommen von 1953 zwischen Nordkorea und den USA sind über 60 Jahre vergangen, dass Korea definitiv geteilt, Familien zerrissen und die kulturellen Bande zerschnitten wurden. „Derzeit kennen wir vor allem eines, das die beiden Länder gemein haben: die Grenze entlang des 38. Breitengrads“, sagt der in Wien lebende Fotokünstler Luca Faccio, der seit 2005 insgesamt sechs Reisen nach Nordkorea unternommen hat. Dabei ist es ihm immer wieder gelungen, neben den offiziell gestatteten Aufnahmen von Monumenten und Masseninszenierungen auch unbewachte Momente des Privaten festzuhalten: Menschen in der U-Bahn, beim Spaziergang, während der Paraden, porträthaft aus der Nähe inmitten und außerhalb der Räume der Repräsentation.

Faccios Blicke neben und hinter die Kulissen des offiziellen Selbstbildes Nordkoreas führten ihn zur Ergründung der Frage, was von der jahrhundertealten Kulturgeschichte Koreas nach dessen gewaltsamer Teilung im Norden wie im Süden geblieben sein könnte. Lassen sich hinter den die Länder trennenden Fassaden von sozialistisch-militärischer Chuch’e-Propaganda hier und ökonomischer Wachstumsideologie da Gemeinsamkeiten finden, die so etwas wie einen „common ground“ beider Nationen bilden?

2013 ging Luca Faccio mit seiner Foto- und Videokamera dieser Frage daher auch in Südkorea nach. In der Ausstellung und in dem sie begleitenden Buch Common Ground zeigt er Bilder von Städten und Landstrichen beider Koreas sowie Fotoporträts ihrer Bewohner, die ihren Entstehungsort für Außenstehende oft nicht zu erkennen geben. Neben- bzw. hintereinandergestellt erblicken wir in diesen Fotoreihen Menschen, die nur über sich selbst etwas aussagen.

„Generell stelle ich den Menschen möglichst vorurteilsfrei in das Zentrum der Betrachtung und lasse vor allem auch die Umgebung sprechen, innerhalb der diese Menschen abgebildet werden“, sagt Luca Faccio über seine Arbeit, mit der er sich nicht allein an die Welt der „schönen Künste“ richten will, sondern die vor allem auch dorthin gelangen sollen, wo er seine Bilder eingefangen hat: zu den Menschen in der Welt. „Daher arbeite ich als Fotokünstler ebenso wie als Pressefotograf auch mit der Absicht und dem Ziel, Pressefotografie und Fotokunst auf möglichst einen Nenner zu bringen.“

So spiegelt das Foto- und Videoprojekt Common Ground auch keinen Romantizismus wider, der an eine kurzfristig realisierbare konfliktfreie Wiedervereinigung Koreas glaubt. „Ebenso wenig möchte ich den Betrachtern auf jene sozialen und politischen Fragen, die ich mir selbst im Hintergrund stelle, Antworten liefern, sondern vielmehr einen Raum öffnen zum Reflektieren verschiedener Aspekte, die in den Bildern angeschnitten sein können. Eine Prise Ironie darf dabei bisweilen enthalten sein.“

In der Ausstellung werden ca. 100 Fotoarbeiten sowie mehrere Videoarbeiten aus den Jahren 2007 bis 2013 gezeigt.


Parallel zur Ausstellung erscheint die Publikation:
Luca Faccio - Common Ground
Mit Texten von Marco Ansaldo, Rainer Dormels, Luca Faccio, Eugen Freund, Lucas Gehrmann, Alexandra Grimmer, Johannes Holzmann, Lee Loc Hyun, Peter Moser, Eva Schlegel, Thomas Seifert, Hannes Swoboda.
224 Seiten, zahlreiche Abbildungen in Farbe, Deutsch / Englisch, Hardcover, 29 x 24 cm, Euro 38,-
Verlag für moderne Kunst, Nürnberg 2014, ISBN 978-3-86984-474-9

Kurator:Lucas Gehrmann


Luca Faccio, 1969 in Genua geboren, lebt seit 1995 in Wien. Er ist Absolvent der Schule für künstlerische Fotografie (F. Kubelka) und der Akademie der Bildenden Künste (E. Schlegel). Fotoarbeiten/Reportagen u.a. aus Bosnien, Afghanistan, Irak, Syrien, China, Nord- und Südkorea. Seit 1996 zahlreiche Publikationen und Ausstellungen, u.a. Image Transfer Pyongyang-Wien, International Cultural Center Pyongyang, 2006, und Kunsthalle Wien, 2007.

www.luca-faccio.com

Termin

hAmSteR Events
Eröffnung, Fotografie, Luca Faccio
Dienstag, 21.01.2014 19:00
bis Sonntag, 23.02.2014
Künstlerhaus
Karlsplatz 5
Obergeschoß
1010 Wien
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