Subotron arcademy: Nicht Sexy! – Betrachtungen zu Geschlechterrollen, Sexualität und sexueller Diversität im Videospiel

Freitag, 25. Oktober 2013 - 19:00 Uhr

RaumD / Q21

Mag.Dr.des. René Schallegger
Deputy Head of Department of English and American Studies, Alpen-Adria-Universitaet Klagenfurt

In zunehmendem Maße kann bei Videospielen im Mainstreambereich eine Tendenz hin zur Miteinbeziehung romantischer, sogar sexueller Beziehungen beobachtet werden, die den traditionell stark ausgeprägten Gewalt-Fokus thematisch ergänzen oder seltener sogar auch konterkarieren. Es wird deshalb nötig, sich mit den Darstellungen von Geschlechterrollen, Sexualität und sexueller Diversität in diesen Artefakten auseinanderzusetzen, um Probleme, die sich aus diesen Entwicklungen für die Ästhetik, Mechanik und den sozio-kulturellen Kontext solcher Spiele ergeben, zu identifizieren und mögliche Lösungen vorzuschlagen.
Im ersten Teil dieser Betrachtungen wird durch eine Zusammenschau theoretischer Zugänge und praktischer Erfahrungen von Designern zum naturgemäß schwierigen Umgang mit zwischenmenschlichen und körperlichen Beziehungen im Videospiel eine Grundlage geschaffen, um in einem zweiten Schritt das Potenzial, aber auch die inhärenten Hemmnisse des sonst so flexiblen Mediums für eine grundlegende Hinterfragung und Neuverfassung von Geschlechterrollen und Körperlichkeiten am und vor dem Bildschirm auszuloten. Abschließend werden einige aktuelle Videospiele und solche aus jüngster Vergangenheit auf ihren Umgang mit den Themen Sexualität und besonders sexuelle Diversität untersucht (“The Last of Us”, “Dishonored”, “Remember Me”, u.a.), wobei besonderes Augenmerk auf “Mass Effect 3? gelegt wird, das zur Zeit unter den Mainstream-Spielen wohl als einsames best-practice-Modell gelten kann.
Dass dennoch auch in diesem Spiel ein implizit vorurteilsbehaftetes Darstellungsregime – besonders zwischenmännlicher Beziehungen – festgestellt werden kann, soll beispielhaft veranschaulichen, wie die vielzitierten Kräfte des Marktes, die Weigerung der Spieleindustrie eine sich stetig wandelnde Demographie der Spielenden anzuerkennen, und die weit verbreitete Selbstzensur der Studios als Reaktion auf unterschiedliche politische und kulturelle Vermarktungs- und Rezeptionskontexte leider immer noch eine wirklich freie Exploration gelebter Sexualität, sowie alternativer geschlechtlicher Identitäten und Verhaltensmuster im Medium verhindert, und schlussendlich damit wohl auch die vollständige Entwicklung des Videospiels hin zu einer anerkannten Kunst- und Ausdrucksform unnötig verzögert.

Kurzbiographie
Geboren 1977, Studium in Anglistik/Amerikanistik und Französisch mit Schwerpunkt Literaturwissenschaft an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und der Anglia Ruskin University, Cambridge/UK. Diplomarbeit (Mag. phil.) im Fach Englische Literaturwissenschaft zum Thema „Voices of Authority – A Postmodern Reading of BABYLON 5“ (2002). Promotionsprojekt (Dr. phil.) mit dem Titel „Joyful Games of Meaning-Making: Role-playing Games and Postmodern Notions of Literature“ (2013). Forschungsfocus sind Postmoderne-Theorie, Game-, Comics-, TV-, und Film Studies, vor allem im Bereich der British und Canadian Studies. Seit 2013 Post-Doc-Assistent für British-, Canadian- und Game Studies am Institut für Anglistik und Amerikanistik der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

Termin

Uhu Diskurs
Games, Präsentation, Diskussion
Freitag, 25.10.2013 19:00
RaumD / Q21
Museumsplatz 1
1070 Wien
Merken
Links
Schließen
Zum eSeL Twitter Kanal


Mehr Informationen finden Sie in unserer Daten­schutz­erklärung
Schließen
Zur eSeL Facebook Page


Mehr Informationen finden Sie in unserer Daten­schutz­erklärung
Die Webanalyse durch Google Analytics wurde deaktiviert.