Flows (Un)bound. Fluid Materials in Artistic and Scientific Practices

Freitag, 11. Oktober 2013 - 14:00 Uhr

Universität für angewandte Kunst

Fluide Materialien sind sowohl in künstlerischen als auch in naturwissenschaftlichen Praktiken häufig anzutreffen. Im Rahmen der Kunstproduktion werden beispielsweise flüssige Farben, Fotochemikalien oder geschmolzene Metalle eingesetzt; ferner führen künstlerische Objekte und Installationen nicht selten Materialien mit fluiden Eigenschaften in Aktion vor. Auch in wissenschaftlichen Laboratorien spielen fluide Substanzen in verschiedensten experimentellen Zusammenhängen eine entscheidende Rolle. Ob als Hilfsmittel innerhalb von Apparaturen oder als eigentlicher Gegenstand der Analyse: Suspensionen, Gele, Gase, Lösungen und dergleichen sind aus der Arbeit der Forschung kaum wegzudenken. In Labor und Atelier, in Versuch und Ausstellung, in naturwissenschaftlichen sowie künstlerischen Untersuchungen (und deren zahlreichen Schnittfeldern) kommen nicht nur feste bzw. technische Dinge wie Instrumente, Geräte, Werkstoffe oder Objekte vor, sondern auch allerlei flüssige Dinge, die sich einer konkreten Fixierung sperren.

Der Umgang mit solchen weichen, fließenden oder flüchtigen Materialien bringt besondere Herausforderungen mit sich. Dies gilt sowohl in praktischer als auch theoretischer Hinsicht: In der künstlerischen sowie wissenschaftlichen Praxis sind spezifisches Know-how und Strategien nötig, um der Wandelbarkeit, Instabilität, Formlosigkeit und Prozesshaftigkeit solcher Materialien gerecht zu werden. Ähnliches gilt für deren Theoretisierung im Rahmen aktueller Materialitätsdebatten. Das Arbeiten mit und das Nachdenken über Materialien im Fluss bilden das Hauptthema der Veranstaltung „Flows (Un)bound“. Im Zentrum stehen die ästhetischen oder wissenschaftlichen Potenziale fluider Stoffe sowie Fragen ihrer Widerständigkeit und Produktivität. Zudem wird diskutiert, inwieweit deren Eigenschaften andere Formen der Imagination und alternative Epistemologien anregen können.


Begrüßung und Einführung, 14:00 - 15:00

Dr. Alexander Damianisch (Universität für angewandte Kunst Wien)
Dr. Eugen Banauch (PEEK, FWF)
Dr. des. Marcel Finke / Roman Kirschner (Liquid Things)


Vorträge, 15:00 - 18:30


Prof. Dr. Hans-Jörg Rheinberger (Berlin):
In constant flux: Thoughts about the epistemic

Abstract:
The keynote lecture reflects about the scientific research process as well as the experimental systems and epistemic things that are central to this process. Epistemic things are fluid in a metaphorical sense: they constantly elude their final fixation. In the life sciences intersections between »hard« techniques and »soft« objects play a pivotal role. The elusiveness of epistemic things and the contact of »hard« and »soft« in scientific processes will be discussed an explained by examples.

Biografische Informationen
:Hans-Jörg Rheinberger, geboren 1946, ist Direktor des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte in Berlin. Der habilitierte Molekularbiologe widmet sich seit Beginn der 1990er Jahre der Geschichte und der Philosophie der Lebenswissenschaften. Schwerpunkt seiner Arbeit sind die materiellen Kulturen der Forschung sowie die Strukturen des Experimentierens. In seiner Schrift Epistemologie des Konkreten (2006) und andernorts plädiert er für die Erforschung der praktischen und technischen Bedingungen der Wissensproduktion. In diesem Rahmen macht er deutlich, dass Experimetalsysteme immer auch für Flüssiges, für Kreativität, Nichtwissen und unvorwegnehmbare Ereignisse offen sein müssen.


Prof. Dr. Friedrich Weltzien (Hannover):
Fluid Aesthetics - Aesthetics of the Fluid

Abstract:
This keynote lecture plunges into the visual arts of the last 100 years, and addresses the diverse interactions between philosophical concepts of the fluid and artistic practices. Form-dissolving processes such as liquefaction possess a metaphorological potential. In the lecture these destabilizing processes shall be brought together with productive and form-bestowing phenomena such as wave interference, cohesion, and diffusion. Starting with Stéphane Leduc’s »Jardins Chimique« in the early 20th century and closing with Herwig Weiser’s polymedia works from the early 21st century, the lecture discusses aspects in aesthetics and art that are closely connected to the notion of liveliness.

Biografische Informationen:
Friedrich Weltzien, geboren 1967, ist Kunsthistoriker und Kulturwissenschaftler. Seit 2013 ist er Lehrstuhlinhaber für Kreativität und Wahrnehmungspsychologie an der Hochschule Hannover. 2011 habilitierte er mit der Arbeit Fleck - Das Bild der Selbsttätigkeit, in der er sich hauptsächlich mit den sogenannten Klecksografien von Justinus Kerner befasste. Er hat sich wiederholt mit der Materialität und Produktivität von fluiden Substanzen (Farben, Tinten) auseinandergesetzt und die Stellung spezieller künstlerischer Praktiken zwischen Ästhetik und Naturwissenschaft diskutiert. Sein Hauptaugenmerk liegt dabei auf Fragen des Zusammenhangs von Materialität, Imagination und Wahrnehmung.


Evelina Domnitch / Dmitry Gelfand (Amsterdam):
Mesoscopic Ripples in the Neural Sea

Abstract:
The lecture gives insights into the work of the Evelina Domnitch and Dmitry Gelfand who strikingly fuse artistic practice and scientific experiment. The artist duo began their pursuit with a dismissal of fixative and recording media in favour of dynamically transforming liquids, gases, and force fields propagating through these fluid environs. They will talk about how this orientation toward the fluid lead to imploding sonoluminescent bubbles, acoustically levitated droplet lattices, and prismatic condensation trails of subatomic charges. Using examples from their own oeuvre, they demonstrate to what extent their work takes place at the slippery frontier where quantum behaviour arises on macroscopic scales.

Biografische Informationen:
Das Künstlerduo Evelina Domnitch und Dmitry Gelfand lässt in ihren Arbeiten auf eindrucksvolle Weise künstlerische Praxis und naturwissenschaftliches Experiment ineinanderfließen. Kunst verbindet sich mit Physik, Chemie und Astronomie. Vor allem natürliche Phänomene wie Lichtwellen, Elektrolyse, Sonoluminiszenz oder kosmische Strahlung sind Beobachtungsgegenstände ihrer ästhetischen Versuchsanordnungen. Um solche Phänomene und ephemere Prozesse sichtbar zu machen, nutzen sie verschiedenste fluide Mittel wie etwa Wasser, übersättigte Gasgemische oder Silikonöle. Die Kunst von Domnitch und Gelfand zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass sie die entsprechenden Phänomene unmittelbar vor den Augen der Betrachtenden erscheinen lässt und somit eine direkte Beobachtung aktiver Materialien möglich gemacht wird.


Podiumsdiskussion, 18:30 - 19:30


Epistemologies of the Liquid in Art and Science

Im Anschluss an die drei Vorträge wird eine Podiumsdiskussion mit den eingeladenen ReferentInnen stattfinden. Das Gespräch wird circa eine Stunde dauern; nach der Hälfte der Zeit wird die Diskussion für Fragen aus dem Publikum geöffnet.


Kontakt
Die Veranstaltung wird organisiert vom PEEK-Forschungsprojekt „Liquid Things. Artistic Research on Active and Transitive Materials“ (Dr. des. Marcel Finke, Roman Kirschner)

Der Besuch der Veranstaltung ist kostenfrei. Um Anmeldung wird gebeten.
Anmeldung über Eventbrite: http://flowsunbound.eventbrite.com

Vorträge und Diskussion finden in Englischer Sprache statt.

Termin

Uhu Diskurs
Symposium, Material, Prozess, Produktion
Freitag, 11.10.2013 14:00
Universität für angewandte Kunst
Oskar Kokoschka Platz 2
1010 Wien
- Aktsaal
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