ephemeropteræ 11/12: Anna Artaker, Josef Penninger

Freitag, 13. September 2013 - 19:00 Uhr

TBA21/Augarten

Photos: Hassan Khan by Graham Waite, 2008 and Hans-Ulrich Obrist by Youssef Nabil, 2012 Photos: Hassan Khan by Graham Waite, 2008 and Hans-Ulrich Obrist by Youssef Nabil, 2012
Der elfte ephemeropteræ Abend mit Performance, Lesung und Picknick unter freiem Himmel, bei jedem Wetter.
Dieses Mal mit Anna Artaker und Josef Penninger.


Für ephemeropteræ wird ANNA ARTAKER die komplexen Strukturen der Beziehung zwischen dem Sichtbaren (der Bühne) und dem Sagbaren (der Performance) visualisieren. Die Performance ist Artakers erster Bühnenauftritt. WHAT TO GET FROM WHAT YOU SEE ist eine vier-Augen-Performance: Die Anordnung zielt darauf ab, visuelle und konzeptuelle, sprachlich verfasste Erfahrung zu trennen. Besucher können sich vor Ort für ein vier Augen Gespräch mit der Künstlerin hinter einer Leinwand anmelden. Im Gespräch (max. 20 min.) beschreibt Artaker verschiedene Erfahrungen mit der bildenden Kunst ohne Bilder zu zeigen. Diese versucht sie verbal zu vermitteln, indem sie Werke beschreibt, die so in der Vorstellung ihres Gegenübers Gestalt annehmen und bildlich werden sollen. Dieser Versuch bildende Kunst in gesprochene Sprache zu übersetzen, kann visuell als Schattenspiel verfolgt werden: die Gespräche, die von außen nicht mitgehört werden können und nicht aufgezeichnet werden, sind als Schattenspiel von aussen sichtbar. Die Gesprächspartner werfen Schatten auf die Leinwand, die eine abstrahierte live Projektion für Besucher auf der anderen Seite ergeben.

Anna Artaker sucht ProtagonistInnen für ihre kommende Performance WHAT TO GET FROM WHAT YOU SEE am 13. September 2013. Melden sie sich unter www.facebook.com/TBA21 an oder sichern sie sich ihren Platz via Email press@tba21.org. Es gibt nur sechs freie Platze – first come first serve!

Anna Artakers konzeptuelle Praxis beschäftigt sich mit der Frage von „Historizität“, vielmehr mit dem in der Geschichtsschreibung Ungesagten und Ausgeschlossenen. Das Material ihrer Analysen ist meist (historische) Fotografie – oft als privilegiertes Dokumentationsmedium verstanden – und die Auseinandersetzung mit Repräsentation, Bilder und Realität, die miteinander in Verbindung stehen.
Artaker untersucht nicht nur fotografisches Bildmaterial, sondern auch andere Formen der Präsentation und Klassifikation, durch welche diese Teil einer bestimmten Historiographie werden, Dies zeigt sich in Projekten wie 48 Köpfe aus dem Merkurov Museum, der daraus entstandenen Ausstellung in der Secession und ihr aktuelles Forschungsprojekt ATLAS VON ARKADIEN. Ein Atlas funktioniert wie eine visuelle Montage, die die Konstruktion von Geschichte erforscht, die hegemonialen Ideologien dient und bietet eine Analysemethode an, die sich diesen Hierarchien wiedersetzt. Um auf Benjamins Idee des „etwas lesen das niemals geschrieben wurde“ zu verweisen, verflochten mit Aby Warburgs Mnemosyne-Atlas als Form der Kulturgeschichte durch Bilder, versammelt das Projekt zeitgenössische Themen eines vermehrt visuell gewordenen Universums des digitalen Zeitalters: „Was heißt es wenn durch digitale Kameras in Mobiltelefonen jeder Moment unseres Lebens dokumentiert und sofort im Internet veröffentlicht wird? Wie verändert sich unser Zusammenleben wenn die Funktion realer Orte als Treffpunkte von sozialen Netzwerken übernommen werden?“

Anna Artaker, geboren 1976 in Österreich, lebt und Arbeitet in Wien. Sie studierte Philosophie und Politikwissenschaften in Wien und Paris, sowie Konzeptkunst an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Derzeit ist sie unter anderem wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften an der Akademie in Wien (im Rahmen des zusammen mit Meike S. Gleim konzipierten Projekts ATLAS VON ARKADIEN).




Josef Penninger, österreichischer Genetiker, Molekularmedizin-Forscher und Gründer und Leiter des IMBA in Wien, wird mit uns in seinem Vortrag die Geheimnisse des Lebens und seiner Arbeit zu Mechanismen der Krankheitsentstehung und Heilungsmöglichkeiten auf der Ebene der Chromosomen teilen.
In The Renaissance of Biology and Genetics spricht er über den wissenschaftlichen Ansatz, Menschen nicht als „geschlossen genetische Organismen“ wahrzunehmen sondern als solche, die im ständige Austausch mit ihrer natürlichen und bakteriellen Umgebung stehen. Laut Penninger sind Bakterien die „wahrhaftigen Chemiker dieser Welt“, die komplett neue Felder der Biologie und Chemie beherbergen, die es zu entdecken gilt.
Wie auch immer, um dazu Zugang zu finden, muss sich die Menschheit wieder dem zuwenden, das die Genetiker mit dem Begriff „die Grenzgebiete dieses Planeten“ bezeichnen – tiefe Ozeane, Ozeanische Vulkane – Orte, in denen Organismen und Bakterien vorhanden sind, die während der gesamten Evolutionsgeschichte unseres Planeten unter den widrigsten Umständen zu überleben gelernt hatten. Dies alles hat zur Zusammenarbeit zwischen Penninger und des TBA21 Academy Projekts geführt. Erst vor kurzem an Board der Dardanella auf einem Trip zu den Galapogos Inseln gegangen, beschreibt der Wissenschaftler das Projekt als Forschungsplattform für einen „Ort an dem wir wahrscheinlich neue Lebensformen, eine neue Biologie finden, die[…] es uns möglicherweise erlauben die Evolution […] und vielleicht eine komplette neue Medizin der Zukunft zu definieren.“

Josef Penninger wurde 1964 in Gurten, Österreich geboren. Er studierte Medizin, Immunologie und Kunstgeschichte in Innsbruck, Österreich. Von 1994 bis 2002 war Penninger Forschungsleiter an Amgen Research Institute in Toronto, Partner der University of Toronto und des Ontario Cancer Institute. 2002 wurde er Direktor des neu etablierten Institute of Molecular Biotechnology der österreichischen Akademie der Wissenschaften, kurz IMBA, und kehrte nach Wien zurück. Zur Zeit ist Josef Penninger Professor des Departments of Immunology and Medical Biophysics an der University of Toronto, Professor für Genetik an der Universität Wien und hat eine Ehren-Professur an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, Peking Union Medical College.


ephemeropteræ 12: CHICKS ON SPEED, PETER GIDAL, DAVID ADJAYE
Freitag, 20. September 2013, 19 Uhr

Termin

Tauben Loge
Anna Artaker, Josef Penninger, Spoken Word, Performance, Musik, Literatur
Freitag, 13.09.2013 19:00
TBA21/Augarten
Scherzergasse 1a
1020 Wien
Merken
Links
Schließen
Zum eSeL Twitter Kanal


Mehr Informationen finden Sie in unserer Daten­schutz­erklärung
Schließen
Zur eSeL Facebook Page


Mehr Informationen finden Sie in unserer Daten­schutz­erklärung
Die Webanalyse durch Google Analytics wurde deaktiviert.