ephemeropteræ 6/12: Vaginal Davis, Johannes Porsch
Freitag, 19. Juli 2013 - 19:00 Uhr
TBA21/Augarten
Der fünfte ephemeropteræ Abend mit Performances und Picknick unter freiem Himmel, bei jedem Wetter.
Dieses Mal mit Johannes Porsch und Vaginal Davis.
Vaginal Davis als „Drag“, „Entertainerin“ oder „Performance Künstlerin“ zu bezeichnen, wäre reduktionistisch und vereinfachend, testet sie doch nicht nur die Grenzen von Gender, Sexualität, Rasse und Klasse sondern auch die der Performancekunst, Musik, des Punks, Kuratierens, Schreibens und der Videographie aus. So widersetzt sie sich gegen die kommerzielle Konstruktion und Ausbeutung dessen was als „queer“ betitelt wird. Inmitten der eklektischen Punkszene der 80er Jahre in L.A. hat sich Vaginal Davis Strategien angeeignet, die sich sowohl der Alltagskultur wie auch subkulturellen Bewegungen bedienen. Zunächst bekannt für ihre wilden elektronischen Queer Core Journals, im Speziellen Fertile La Toyah Jackson, entwickelt Vaginal Davis eine künstlerische Praxis die so vielschichtig ist wie die vielen von ihr beanspruchten Persönlichkeiten: Frontfrau der Latin Rockband Cholita!, durch die sie sich mit ihrem mexikanischen „Chicina“ Erbe auseinandersetzt, der evangelischen Kirchenfrau Most High Rev’rend Saint Selicia Tate, Autorin für LA Weekly und Artforum oder Dozentin an Institutionen wie Princeton und Vassar. In diesem Sinne macht Vaginal Davis ihrem Spitznamen als „Terrorist Drag“ zweifellos alle Ehre (eine Bezeichnung die auf den Spezialisten im Bereich Performance und Visuelle Kunst José Esteban Muñoz zurückgeht). In ihrer Performance Sassafras, Cypress & Indigo – Vaginal Davis, Black Screen Images and the Notion of Freakiness wird Vaginal Davis, die intersexuelle Doyenne intermedialer Kunst, die queere und schwarze Erfahrungswelt ganz in ihrem unnachahmlichen Stil durchspielen, spontan neue Wörter aus der Luft greifen und in der Manier des Elefant-im-Porzellanladens Auffassungen von Anständigkeit und Realität zerschmettern.
Vaginal Davis war sowohl als Teilnehmerin als auch Kuratorin an zahlreichen Ausstellungen beteiligt, wie etwa im Museum of Contemporary Art, Los Angeles; Palais de Tokyo, Paris; Centre d'Art Contemporain, Genf; und Hebbel Am Ufer, Berlin, weiters an Festivals wie unter anderem Pacific Standard Time, Los Angeles; Berlinale, Berlin; und Antony Hegarty's Meltdown Festival, London. Sie lehrt und spricht regelmäßig unter anderem an der Berliner Universität der Künste; Malmö Art Academy, Schweden; New York University, Department of Art and Art Professions und Merz Akademie in Stuttgart.
Johannes Porsch ist Künstler, Kurator und Autor. Im Mittelpunkt seiner Praxis steht das Narrative und wie mit dessen Vermittlung in Bild, Text, Sprache und Raum als Medium umgegangen wird. Er stellt Relationen zwischen Modi und Konditionen in der Bedeutungsproduktion her, worin er Medialität, Rezeption und ästhetische Erfahrungen verhandelt. Im Rahmen von ephemeropterae 06 tritt Porsch nicht als Schauspieler selbst auf sondern substituiert sich durch eine andere Person um vollends in den Hintergrund zu rücken. Sein Beitrag setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Das erste Fragment Vocal. Part 1. Exterior Perspective. Essential Sounds of the English Countryside. wird im ephemeropteræ Pavillon aufgeführt. Es besteht aus Appropriationen von Klangbeispielen, die in Filmen eingesetzt werden um Atmosphäre zu erzeugen. Die Zusammenstellung verwendet Klangassoziationen wie Leitmotive und Landschaft, akustische und visuelle Vorstellungen und Dauer und Aufführung der musikalischen Beispiele. Vocal. Part 2. Interior Perspective. Conversation Piece. ist ein Text, der von einem Schauspieler vorgetragen wird und kontextualisiert die Dekonstruktion eines inneren Gesprächs in den Ausstellungsräumen des TBA21–Augarten.
Johannes Porsch wurde 1970 in Innsbruck geboren und studierte Architektur an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Aktuelle Ausstellungen umfassen Johannes Porsch, Salzburger Kunstverein (Einzelausstellung) und Counter-Production, Generali Foundation, Wien (Gruppenausstellung), 2012. Weiters ko-kuratierte er 2010 die Ausstellung Transitory Objects, TBA21, in Wien.
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