Buchhandlung Walther König Magazine Launch: Tumult 39
Dienstag, 16. Juli 2013 - 19:30 Uhr
RaumD / Q21
Ivo Gurschler, Christopher Schlembach
Redakteure der Ausgabe
Vortragende:
Elisabeth von Samsonow, Philosophin und Künstlerin, Wien
Walter Seitter, Philosoph, Wien
Screening:
Rudolf Weidenauer, Frank Jödicke
“Correndo All’indietro Per Napoli”, 2007
anschließend Umtrunk und DJ-Set
Zum Band
Verkehr im modernen Sinn ist massenhafte, geordnete Bewegung, in der Fahrzeuge einander flüchtig begegnen, einander gerade noch genug Aufmerksamkeit schenken, um aneinander vorbei oder irgendwohin zu kommen. Er ist technisch wie die Kommunikation, in der niemand mehr miteinander redet und doch jede Botschaft an ihr Ziel kommt. Verkehr webt den roten Teppich, auf dem die Moderne voranschreitet. Er führt zu den Rändern der Welt und ins Zentrum nahezu aller Interpretationen der Gegenwart zurück. Der Verkehr mobilisiert das Imaginäre und breitet sich darin aus. Wir erfassen uns im Phantasma und in den Metaphern einer flüchtigen, flüssigen, bewegten und beschleunigten Welt, in der jeder Aufenthalt in der Gegenwart verkürzt erscheint. Die Reichweiten und Bewegungsmodalitäten verkürzen auch den Raum, lassen ihn erstarren und machen ihn vergessen.
Der TUMULT-Band zum Thema Verkehr erweitert die Perspektive auf dieses zentrale Phänomen der modernen Welt, ohne seine Struktur aus dem Blick zu verlieren. Der moderne Verkehr wird im Kontext jener großen politischer Transformationsprozesse begriffen, in denen sich zunächst die europäischen Staaten formieren. Dabei wurde Verkehr umfassender gedacht, als Mobilisierung von Menschen, Gütern und Zeichen. Sowohl die Fortschrittsphilosophie des 18. Jahrhunderts als auch die eigentliche Verkehrstheorie des 19. Jahrhunderts greifen diesen Gedanken auf. Die Erfahrung des Verkehrs kann aber auch als Schema aufgefasst werden, um natürliche, kosmische Prozesse zu beschreiben und zu erklären, womit für Charles Darwin die Verbreitung der Lebensformen auf der Erde erforschbar wird. Diesen „Außenansichten“ des Zusammenhangs von Verkehr und Natur entsprechen „Innenansichten“, in denen gezeigt wird, wie der Verkehr in die Lebensräume der Menschen eindringt und sie umgestaltet und welche technischen Vorausset-zungen etwa in der Anwendung chemischer Prozesse dem Verkehr zugrunde liegen. Die Elemente des Verkehrs bilden Fahrzeuge mit ihren infrastrukturellen, funktionalen Anforderungen. Die Gestaltung von Fahrzeugen ist aber nicht auf die Umsetzung natürlicher Zusammenhänge im technischen Rahmen beschränkt, sondern eingebettet in die Ästhetik und die Mythologie der modernen Welt.