ephemeropteræ 2/12: Antonio Caro und Lois Weinberger
Freitag, 21. Juni 2013 - 15:00 Uhr
TBA21/Augarten
ANTONIO CARO und LOIS WEINBERGER
Mit einer Lesung von Franziska Weinberger
Freitag, 21. Juni, 19 Uhr
Der zweite ephemeropteræ Abend mit Performances, Lesungen und Picknicks unter freiem Himmel, bei jedem Wetter von:
LOIS und FRANZISKA WEINBERGER
„Der Umgang einer Gesellschaft mit Pflanzen ist ein Spiegelbild ihrer selbst“, meint Lois Weinberger, der österreichische Künstler, der weithin als „Green Man“ bekannt ist. Seine ethnopoetischen Filme, Zeichnungen und Installationen, viele, die er gemeinsam mit seiner Partnerin, Franziska Weinberger, erarbeitet hat, vereinen verschiedene „Medien“ – vor allem Pflanzen, Samen, Pilze, im speziellen Ruderalpflanzen und Trümmerflora – und schließt die wilden, sprich vom Menschen unbeabsichtigten Naturprozesse mit ein. Lois und Franziska Weinbergers künstlerische Praxis, auch als „poetische Feldarbeit“ oder „Feldforschung“ bezeichnet, besteht darin mit einer präzisen Achtlosigkeit, verdichtete Räume für das Ungeordnete, Marginalisierte und für das Werden und Vergehen zu schaffen. Der Film Datura stramonium, der 1996 entstand und während ephemeropteræ vorgeführt wird, zeigt die Zerstörung eines vertrockneten Stechapfels im Zustand einer Vertierung. Die Datura Pflanze, die für ihre psychoaktiven Eigenschaften und tödlichen Alkaloiden bekannt ist, wird „mit laufender Kamera abgestastet - mehr oder weniger heftig - dadurch die Blätter und Äste gebrochen - ähnlich einem Wildtier, dem wir Willkür, Langeweile und Zerstörung zuschreiben”. Die Samen der Datura Pflanze werden weltweit wegen ihrer visionsfördernden Fähigkeiten von indigenen Völkern für mystische Rituale verwendet. Überlagert wird der Film, der die Beziehung zwischen Mensch/Tier/Pflanze,sowie Sprach- und Wissenssystemen und was wir generell als animalisch und wild bezeichnen, mit einem neuen Text von Lois Weinberger, der von Franziska auf der Bühne vorgetragen wird.
HOLT SAND
HOLT GEWÖHNLICHE
HOLT SCHUHE
HOLT DÄRME
HOLT SCHEIN
HOLT GLOCKEN
HOLT HUNDE
HOLT NADELN
HOLT NÄCHTE
HOLT RÖTE
HOLT AUGEN
HOLT TAUBE
HOLT MEHR
HOLT ESSIG
HOLT BITTERSÜSS
HOLT BEHAARTE
HOLT SALZ
HOLT FELSEN
HOLT GÄNSE
HOLT KNÄUEL
HOLT ZÄHNE
HOLT SCHWARZ
HOLT SIBIRIEN
HOLT SCHNEE
HOLT DREINERVIGE
HOLT MÜTTER
Lois Weinberger, geboren in Stams/Tirol 1947, arbeitet seit 2003 gemeinsam mit seiner Frau Franziska Weinberger an Kunstprojekten im öffentlichen Raum. Beide leben und arbeiten in Wien. Weinberger war von 1994 bis 1995 Professor an der Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe. Seine Arbeiten wurden 1991 in der São Paolo Biennale, 1997 in documenta X und 2009 im österreichischen Pavillon in der Venedig Biennale gezeigt.
ANTONIO CARO
Antonio Caro ist wahrscheinlich einer der bekanntesten und einflussreichsten zeitgenössischen kolumbianischen Künstler. Der Theoretiker Luis Camnitzer beschrieb Caros Strategie als „visuelle Guerilla“, die sich dem sinnbildlichen Zusammenstoß des Globalen und Lokalen, Flora und Fauna, des Heiligen und Politischen widmet. In seinem Werk thematisiert der Künstler aus Bogotá die gängige Ausgrenzung der indigenen, stammes-spezifischen und subalternen Geschichte(n) zu Gunsten einer unternehmerisch und staatlich geförderten Darstellung des modernen Kolumbiens (bekannt ist vor allem seine Arbeit von 1976 Colombia im Stil des ikonischen „Coca Cola“ Schriftzugs). Die Performance Axiote Preserve für ephemeropterae basiert auf dem wertvollen, natürlich in den Tropen vorkommenden Rohstoff, der pikant aromatischen tropischen Pflanze Achiote oder Bixa Orellana, umgangssprachlich Lippenstiftbaum genannt. Der Farbstoff der Pflanze, ein natürliches rotes Pigment, genannt annatto, wird industriell genutzt um Lippenstift herzustellen aber auch für die rituelle Körperbemalung indigener Stämme zum Zwecke der Ahnenverehrung und inneren Reinigung. Der Stamm der Yawalapiti im brasilianischen Amazonasbecken bereitet Urucum oder Achiote Färbemittel rituell zur Köperbemalung während der Quarup Zeremonie zu, die mehrere Tage zu Ehren des Todes eine wichtigen Person abgehalten wird. In diesem Paradoxon der sich gegenüberstehenden Lebenswelten, der lang gehaltenen rituellen Praktiken und der industriellen Ausbeutung und Reglementierung, entfaltet sich Caros politisch-ästhetische Praxis. In seiner Performance im TBA21–Augarten wird Caro das Publikum einladen an seinem Körper/bemalungs/reinigungsritual teilzunehmen.
Antonio Caro, geboren in Bogotá, Kolumbien 1950, lebt und arbeitet in Bogotá. Seine konzeptuelle Praxis beinhaltet Fotokopien, Installationen im öffentlichen Raum, Vorträge, Poster und Materialien, die in Beziehung zu indigenen kulturellen Praktiken stehen, die mit kulturellen Konstruktionen und Repräsentationsstrukturen innerhalb der sozialen und politischen Rahmenbedingungen in Kolumbien spielen.
ephemeropteræ sind 12 Spoken Word Performances im ephemeropteræ Pavillon, entworfen von David Adjaye.
Performances ab 19 Uhr. Freitag von Juni bis September im Augarten. Freier Eintritt.
ephemeropteræ sind Insekten, die nur einen Tag lang leben.
Aus der Gegenperspektive - neue ephemeropteræ werden täglich geboren.
ephemeropteræ sind kuratiert von Daniela Zyman & Boris Ondrei?ka.
STAY TUNED ON THE NEW ephemeropteræ BLOG: ephemeropterae.tumblr.com
PROGRAMM JUNI - SEPTEMBER 2013
ephemeropteræ 02: ANTONIO CARO, LOIS WEINBERGER
Freitag, 21. Juni 2013, 19 Uhr
ephemeropteræ 03: ERICK BELTRÁN, BERNARDO ORTIZ
Freitag, 28. Juni 2013, 19 Uhr
ephemeropteræ 04: CERITH WYN EVANS, SUSAN STENGER
Freitag, 5. Juli 2013, 19 Uhr
ephemeropteræ 05: JOHN GIORNO
Freitag, 12. Juli 2013, 19 Uhr
ephemeropteræ 06: JOHANNES PORSCH, VAGINAL DAVIS
Freitag, 19. Juli 2013, 19 Uhr
ephemeropteræ 07: CHRISTIAN FENNESZ, EDGAR HONETSCHLÄGER (in Zusammenarbeit mit und im Filmarchiv Wien)
Freitag, 26. Juli 2013, 19 Uhr
ephemeropteræ 08: KUNST UND... / ART AND...
Freitag, 23. August 2013, 19 Uhr
ephemeropteræ 09: DAVID ADJAYE, CLÉMENTINE DELISS, HASSAN KHAN
Freitag, 30. August 2013, 19 Uhr
ephemeropteræ 10: BLIXA BARGELD
Freitag, 6. September 2013, 19 Uhr
ephemeropteræ 11: ANNA ARTAKER, ROMAINE MORETON
Freitag, 13. September 2013, 19 Uhr
ephemeropteræ 12: CHICKS ON SPEED, PETER GIDAL
Freitag, 20. September 2013, 19 Uhr