SYMPOSIUM, Das Plakat - Ein Medium zwischen Kunst und Kommerz

Freitag, 24. Mai 2013 - 16:30 Uhr

Künstlerhaus

Seit es Plakate gibt, haben sich KünstlerInnen mit den gestalterischen Herausforderungen dieses Mediums auseinandergesetzt und es weiterentwickelt. Das Symposium behandelt wichtige Aspekte dieses oft prekären Verhältnisses von Kunst und Kommerz, von Unikat und optischer Massenware, von autonomer und angewandter gestalterischer Tätigkeit.
Dabei geht es um die Darstellung zentraler Ereignisse der Plakatkunst in den beiden vergangenen Jahrhunderten; insbesondere wird anhand von Fallbeispielen zu zeigen sein, inwiefern einerseits freie KünstlerInnen sich das Medium als Ausdrucksform aneignen konnten, andererseits aber wie herausragende kommerzielle und politische Plakatgestaltungen durch den virtuosen Einsatz formaler Gestaltungsmittel neue visuelle Ausdrucksformen ermöglichen und daher kontinuierlich mit der autonomen Gestaltung interferieren.
Dies gilt insbesondere für vielfältige Neubestimmungen der Grenzen zwischen Bild und Schrift, ein sowohl in den heutigen Bildwissenschaften als auch in der elektronischen Mediengestaltung immer wichtigeres Thema. Diese Perspektiven eröffnen einen Horizont für die Auseinandersetzungen mit der gegenwärtigen, von vielen Seiten diagnostizierten „Krise des Plakats“ als Medium, die maßgeblich durch die wachsende Dominanz elektronisch vermittelter Bild/Textkombinationen in unseren Lebenswelten verursacht ist.
Die Vorträge werden in deutscher oder englischer Sprache gehalten, zu den englischen Vorträgen gibt es zusammenfassende Übersetzungen.

Konzept und Organisation: Sergius Kodera, Georg Lebzelter

Eröffnung: Michael Pilz, Präsident des Künstlerhauses
Einleitende Worte: Sergius Kodera, Georg Lebzelter

Freitag, 24. Mai 2013
Beginn 16.30 Uhr

René Grohnert, Kunst im Plakat? – Aber nur, wenn sie nicht stört!
René Grohnert (D), Museum Folkwang, Leiter des Deutschen Plakat Museums, Essen
Hielt man es lange Zeit für opportun, bei der Erfüllung der „Aufgabe Plakat“ künstlerische Mittel zur Steigerung der ästhetischen Qualität zu verwenden, so scheint aktuell die Aufgabe des Plakats bei der Gestaltung in den Hintergrund zu geraten. Zum Glück gibt es Gestalter, die in der Lage sind, zwischen Aufgabe und künstlerischem Anspruch eine Verbindung zu konstruieren.
Diese Plakate sind schnell erfassbar, klar in der Aussage und haben weitere Ebenen, die sich dem Betrachter eröffnen, wenn er über neues „Erschließungswissen“ verfügt. Dann wird die Kunst dazu beitragen, das Plakat in seiner Wirksamkeit zu steigern.


Sergius Kodera, Post no bills: Die photographische Wahrnehmung des Plakates im urbanen Raum
Sergius Kodera (AT), Prorektor, Dekan der Fakultät Gestaltung an der New Design University, St.Pölten
Anhand einiger berühmter Fotografien (André Kertéz, Henri Cartier-Bresson) soll, in Verbindung mit Walter Benjamins Theorien zum Thema, dargestellt werden, dass die künstlerische Wahrnehmung von Plakaten im Stadtraum grundlegende Begriffe der klassischen Avantgarde beispielhaft visualisiert. Der Vortrag zeigt, inwiefern hier auch Positionen der gegenwärtigen visual studies zur fotografischen Prägung des menschlichen Körpers durch die Pose (Kaja Silverman) ablesbar sind.


Marek Freudenreich, Kapitalistischer Realismus und Grafische Prozesse
Marek Freudenreich (PL), Künstler und Plakatgestalter, 1985-2007 Professor Kunstuniversität Linz
Die Werbung ist eine Form der Erziehung – eine Erziehung zum Kommerz, die eine Art der Manipulation darstellt und Denkmuster erzeugt, die zu einer Hilflosigkeit der Individuen der Wirklichkeit gegenüber führen. Die Unbeholfenheit der Individuen und ihres Denkens gehen mit einer wirkungsvollen Naturalisation der Ideologie einher, mit einer Betrachtung der Werte des Kapitalismus in Kategorien von Tatsachen und nicht in Kategorien von Werten. Die Werbung wird zu einer denaturalisierten Umwelt. „Fische wissen nicht, dass es Wasser gibt, bevor sie gestrandet sind.“ (McLuhan)


Marta Sylvestrová, Film Poster Art under the Central State Promotion
Marta Sylvestrová (CZ), curator of the Moravian Gallery in Brno
The birth of the Czech creative film poster phenomenon in the sixties is connected with the success of the new wave in Czech cinema. In the streets, but also at film festivals and in art galleries, Czech film posters rapidly won the favor of the public for their creative imagination, and their poetic and lyrical atmosphere. These posters are characterized by the uses of collage, photomontage, witty typographic visual puns and allusions to the surrealist practice of the interpretation of dreams. Mass reproductions of works of art flooded the public urban spaces and changed them into sidewalk galleries.


Stephan Bundi, Vom Künstlerplakat zum Plakatkünstler
Stephan Bundi (CH,) Graphic Designer AGI, Art Director ADC, Dozent
Das Künstlerplakat ist in erster Linie eine künstlerische Selbstdarstellung, im Gegensatz zum Werk des Plakatkünstlers, der sich zugunsten der Botschaft zurücknimmt. So oder so, über seinen wirtschaftlichen, kulturellen oder ideologischen Zweck hinaus bildet das Plakat als Zeitzeichen einen wichtigen Beitrag zur visuellen Kultur. Eine kurze Geschichte des Schweizer Plakats zeigt, wie der Beruf des Plakatkünstlers entstanden ist. Anhand aktueller Arbeiten werden Chancen und Risiken der digitalen Plakatgestaltung und Produktion aufgezeigt.



Samstag, 25. Mai 2013
Beginn 16 Uhr


Bernhard Denscher / Kunst und Werbung: Interferenzen und Divergenzen in der stilistischen Entwicklung
Bernhard Denscher (AT), Historiker, Leiter der Kulturabteilung der Stadt Wien
War das Bildplakat lange Zeit stark von künstlerischen Trends geprägt, so hat die Bildsprache der Werbung doch eine eigenständige Entwicklung genommen. Waren Historismus, Jugendstil, Expressionismus oder Konstruktivismus noch stilprägend für viele Plakatentwerfer, so entwickelten Grafikdesigner ab den 1950er Jahren zunehmend eigenständige Umsetzungen. Die visuelle Kraft der Werbung wurde so mächtig, dass von ihr wiederum die Kunst, wie etwa die Pop-Art, beeinflusst wurde.


Paul Coldwell, The poster – public and private sites
Paul Coldwell (UK), artist, professor of Fine Art at the University of the Arts London
This lecture will consider the idea of the poster as that category of artworks that operates between public and private spaces and how the boundaries between commercial and fine art are merged taking particular examples to illustrate differing strategies and approaches. Printmaking itself provides an ideal meeting place between commercial and fine art, the print workshop supplying the needs of both.


Julia König, Die Plakatwertungsaktion der Stadt Wien ab 1951
Julia König (AT), Leiterin der Plakatsammlung Wienbibliothek im Rathaus
Mit der Plakatwertungsaktion hatte das Kulturamt eine Prämierungsaktion ins Leben gerufen, deren Ziel es war, den Geschmack der Auftraggeber und des Publikums zu bilden, die Qualität der gedruckten Plakate zu heben und das Erscheinungsbild der Stadt, das wesentlich von Plakaten geprägt war und ist, zu beeinflussen.


Peter Stasny / Zur Konstruktion von Identität zwischen Kunst und Werbung: Joost Schmidts Plakat für die Bauhaus-Ausstellung von 1923
Peter Stasny (AT), Kunst- u. Kulturwissenschaften, New Design University St. Pölten
Der Vortrag untersucht Joost Schmidts Beitrag zur Konstruktion der visuellen Identität des Bauhauses, in einem Spannungsfeld zweier weltanschaulicher und gestaltungstheoretischer Stränge, die für die Auseinandersetzungen unter den Mitgliedern des Bauhauses der Jahre 1922/23 charakteristisch sind: der eine ist der spiritualistisch-individualistische von Itten, Klee, Schlemmer und Kandinsky, der andere der materialistisch-kollektivistische, techno-sozio-biologische von Moholy-Nagy bzw. mehr produktions- und materialökonomische von Josef Albers. In dieser Polarität erweist sich die Janusköpfigkeit der Moderne als Dialektik zwischen dem unumkehrbaren Prozess der Aufklärung und dem Widerspruchspotenzial romantischer Subjektivität.


Christian Maryška / Typografie als visuelle Strategie. Historische Schriftplakate vor dem Hintergrund einer typografischen Renaissance
Christian Maryška (AT), Kulturwissenschaftler und Plakatexperte der Österreichischen Nationalbibliothek
Die Geschichte des Plakats beginnt mit reinen Textplakaten von Buchdruckern. Die Geschichte des modernen Plakats ist die Geschichte eines Text / Bild-Mediums. Textplakate gibt es allerdings bis in die heutige Zeit. Entweder puristische Schriftposter als reine Informationshäppchen in Form von avisueller Kommunikation oder kunstvoll arrangierte Typoplakate, die durchaus Bilder visualisieren und eine ornamentale Architektur evozieren können. Das Revival der Typografie ermöglicht für das Medium Plakat neue Gestaltungsmöglichkeiten.


Yossi Lemel, Explosive Ideas
Yossi Lemel (IL), artist, designer
In my talk I will take the audience on a personal voyage that starts in a small town in Silesiain southern Poland: to the roots of my father and my mother, who are both Holocaust survivors. My family history was the basis for two documentary poster exhibitions in Poland and Germany and it had a crucial impact on the themes of my social political work. My engagement with the global issues of human and civil rights, with crimes against the environment, and the nuclear problem, has lead me to work on the Israeli-Palestine conflict.

Termin

Uhu Diskurs
Freitag, 24.05.2013 16:30
bis Samstag, 25.05.2013
Künstlerhaus
Karlsplatz 5
Obergeschoß
1010 Wien
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