Anna Mitterer, Claus Mayrhofer Barabbas

Montag, 13. Mai 2013 - 19:00 Uhr

Wien Museum MUSA

(c) die Künstlerin/Markus Wörgötter (c) die Künstlerin/Markus Wörgötter
Anna Mitterer: be-tas-tni Liminal Reflections

In der Sprache der Navajo bedeutet „be-tas-tni“ soviel wie „Spiegel“. Die in der aktuellen Ausstellung von Anna Mitterer präsentierten Werke befassen sich alle mit einem zentralen Thema im OEuvre der Künstlerin: der Auseinandersetzung mit Sein und Schein. In ihrer neuesten Arbeit BE-TAS-TNI fotografiert sie Roy Pete, einen Navajo Medizinmann aus Arizona, den sie in Wien kennengelernt hat. Wenn wir heute Bilder einer „Rothaut“ sehen, sind wir uns sehr wohl der Geschichte des Genozids und Ethnozids bewusst, den die Ureinwohner Nordamerikas durch die Euro-Amerikaner erlitten haben. Wir kennen auch die frühen, von Weissen getätigten Fotografien, welche das Bild des ehrwürdigen, in einer modernen Welt vom Aussterben bedrohten Indianers transportieren, oder das eines wilden, naturnahen Kriegers abseits der „Zivilisation“ – oder wiederum jene Arbeiten, die, von einem ethnologischen Gesichtspunkt aus, die Merkmale eines bestimmten Stammes darzustellen versuchen.
Was wir in Bildern sehen, hängt immer stark vom Kontext ab, in dem wir sie erleben und in dem sie uns präsentiert werden. Anna Mitterer zeigt uns in den Räumlichkeiten der Startgalerie fünf großformatige, höchst ästhetische fotografische Arbeiten, die auf den ersten Blick zwar frühen Indianerportraits ähneln, bei näherer Betrachtung jedoch zum Reflektieren u?ber die Rolle und Auswirkung tradierter Darstellungscodices und Repräsentationsformen anregen.
Darüberhinaus wird das konstruierte Set, der gestaltete Kontext, besonders hervorgehoben, was ebenfalls an den gleichzeitig entstandenen Tuschearbeiten, Mise en abyme, ersichtlich ist. Sie sind von der Dokumentation des Übergangs von „wild“ zu „zivilisiert“ der SchülerInnen an der Carlisle Indian Industrial School in Pennsylvania inspiriert, welche bis 1918 rund 12 000 junge IndianerInnen aus ganz Amerika „assimiliert“ hat.
In einem ganz anderen Kontext, nämlich dem nachempfundenen Hollywood der 1950er-Jahre, reflektiert auch der Film Tagline – An Imitation, dessen Dialog eines glamourösen Paares ausschließlich aus einer Folge von Werbeslogans besteht. Anhand der melodramatischen Kommunikation mit reinen Worthülsen werden klischeehafte Geschlechterrollen und innerste menschliche Sehnsu?chte hinterfragt.
Die aufwendig gestalteten und stark kontextualisierten Sets Anna Mitterers bilden Schwellen zu anderen Welten – in denen wir letzten Endes Spiegel unserer Gesellschaft, unserer Blicke und unserer selbst wiederfinden.
Suzanne Krizenecky

***


Claus Mayrhofer Barabbas: Gegenwelten eines Grenzgängers

Claus Mayrhofer Barabbas (1943-2009) war ein Grenzgänger. Mit fünfzehn Jahren verließ er das Gymnasium, um Künstler zu sein, nannte sich – im Gedenken an den biblischen Rebellen – Barabbas, durchstreifte langhaarig und bunt gekleidet mit Padhi Frieberger die Wiener Szene. Im Ausstellungsgeschehen der sechziger Jahre sorgte er nicht nur mit seiner unkonventionellen Malerei sondern auch mit kompromissloser Musik für Aufsehen, war er doch auch Mitbegründer der legendären Avantgarde-Jazz-Formation „Masters of Unorthodox Jazz“.

Mit seinem Monumentalgemälde – von 50 Metern Länge und knapp vier Metern Höhe – „The Big Bang“, das 1975 im Wiener Künstlerhaus ausgestellt wurde, erreichte er hier zu Lande den Höhepunkt seiner Rezeption. Aufgrund persönlicher Probleme verließ er Österreich jedoch in den achtziger Jahren, lebte in Bali und ab Beginn der neunziger Jahre in Australien, wo er bis zu seinem Tod 2009 blieb. Sein malerisches Oeuvre geriet nach Jahren der Absenz nahezu in Vergessenheit. 2011 wurde „The Big Bang“ im Keller des Künstlerhauses aufgefunden und einem Schatz gleich ans Tageslicht befördert. Aus diesem Anlass – und auch aufgrund des siebzigsten Geburtstages des Malers – wird erstmals sein komplettes Werk gewürdigt.

Die Ausstellung skizziert das Schaffen des Künstlers, beginnend in den sechziger Jahren, die er als Protagonist der Galerie zum roten Apfel im Kontext der Wiener Avantgarde rund um Walter Malli, Richard Pechoc und Karl Anton Fleck verbrachte; ein Schwerpunkt gilt der Malerei und Grafik der siebziger Jahre, die von einer kleinteiligen Ornamentik zu einer psychedelischen Musterhaftigkeit von starker Dynamik und kraftvoller Farbigkeit führen, abschließend wird ein Streiflicht auf die Werke der Bali- und Australienzeit geworfen, deren feines Kolorit und mildes Licht die exotischen Eindrücke der Südseeinsel und Australiens widerspiegeln.

Das vor 38 Jahren geschaffe Objekt, „The Big Bang“ wird vom 22. März bis 7. April 2013 im Künstlerhaus zu sehen sein.

Termin

hAmSteR Events
Anna Mitterer, Claus Mayrhofer Barabbas, Fotografie, Film, Zeichnung, Malerei, Eröffnung
Montag, 13.05.2013 19:00
bis Donnerstag, 06.06.2013
Wien Museum MUSA
Felderstraße 6-8
1010 Wien
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