Johanna Braun: I´m A Necromancer Not A Belly Dancer

Donnerstag, 04. April 2013 - 19:00 Uhr

Wien Museum MUSA

zur Eröffnung spricht: Thomas Ballhausen

„Wenn das Haus fertig ist, kommt der Tod“. Ein türkisches Sprichwort, das sich Thomas Mann geliehen hat um es seinem Johann Budden - brook in den Mund zulegen. Bei der Ausstellung muss man erst gar nicht so lange warten. Wie der Titel verrät, versteht sich Johanna Braun als necromancer, was soviel wie Geister- oder Totenbeschwörerin bedeutet. Nekromantie leitet sich aus dem griechi schen ???????????? (nekromanteía) ab, eine Zusammensetzung aus dem altgriechischen ?????? (nekrós) „Leichnam“, und ??????? (manteía) „Prophetie oder Mantik“. Ebenfalls auffällig ist die Wort-Verwandtschaft zur Nekrophilie (necro-romancer). Die kann man bei Braun wörtlich nehmen. Hegt doch die Künstlerin eine große Liebe fu?r die Geister der Vergangenheit, die in der Gegenwart noch ihr Unwesen treiben. Man könnte behaupten, dass sie mit eben diesen sogar unter einer Decke steckt. In dieser Ausstellung sprichwörtlich. So stellt Braun ihr Bett in den Räumlichkeiten der Startgalerie auf und lädt bei der Eröffnung Besucher ein sich mit ihr ins Bett zu legen. Als Souvenir gibt’s ein Foto. Das eigentliche Herzstück der Ausstellung bildet der Mnemosyne Bilderatlas des Unheimlichen. Des unheimlich Weiblichen um genau zu sein. Ganz in der Tradition von Aby Warburg, der seinen Atlas auch ganz passend als eine „ghost story for adults“ beschrieb. Diese Umschreibung hat sich Braun in ihrer Arbeit zum Leitspruch gemacht. Braun gibt Einblick in ihr Sammelsurium von Filmplakaten, und Trailern, Reproduktionen von alten Malereien in Postkartengröße, Zeitungsausschnitten und ihren eigenen Arbeiten. Beim ersten Anblick der Bildanordnung bekommt man den Eindruck, diese unterliege ganz einfach der puren Phantasmagorie der Künstlerin. Bei näherem Hinsehen jedoch leuchtet ein, wie es zu der einen oder anderen Verbindung kommen konnte. Die einzige Konstante in diesem Verlauf der Gedankenstränge scheint Das unheimlich Weibliche zu sein. Durch die ständige Wiederholung wird der Blick des Betrachters geschärft. Eines der theoretischen Probleme der Wiederholung und Überarbeitung ist die Frage nach Authentizität. Was ist ein Original, was eine Kopie? Die Wände sind dicht bedeckt mit Abbildungen, welche die Künstlerin zusammengetragen hat. Gerade in dieser Fu?lle an Material fallen immer wieder die leeren Stellen zwischen den überladenen Wandflächen auf. Doch gerade diese Lücken geben den Anschein als würden sie die Geister der Vergessenheit herauf beschwören. Und genau hier, zwischen den Zeilen, zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren, zwischen dem Realen und Imaginären wird Walter Benjamins Frage nach dem Authentischen, nach dem Auratischen im Werk beantwortet. Am Tagesende wird dem Betrachter auch ganz klar: Das Heraufbeschwören hat auch seine Schattenseiten.

Um Goethes Worte in Brauns Mund zu legen:
Immer neue Güsse bringen sie herein,
Tausend schwarze Flüsse stürzen auf mich ein.
Hör mich an, oh Meister, meine Not ist groß:
Die ich rief, die Geister, werd’ ich nie wieder los.
(J. W. v. Goethe: Der Zauberlehrling)

Termin

hAmSteR Events
Johanna Braun, Ausstellung, Eröffnung
Donnerstag, 04.04.2013 19:00
bis Donnerstag, 02.05.2013
Wien Museum MUSA
Felderstraße 6-8
1010 Wien
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