Jirí Kovanda
Dienstag, 26. Februar 2013 - 19:00 Uhr
Galerie Krobath
Als Zusatzgegenstände, die Kovanda in Kombination mit den Podesten zu Kunstwerken transformiert, dienen Holzteile, Papier, Glas, ein Stuhl, ein Shirt, ein Pflanzenblatt, Spielzeugautos oder etwa ein Liebesgedichtband. Diese werden in ironischer Weise miteinander verbunden, so dass nicht die Podeste als Hilfsobjekte dienen sondern in umgekehrter Weise die einzelnen Gegenstände und Materialien die Podeste unterstützen. So befindet sich etwa am Boden inmitten des Galerieraums ein Shirt, dessen Ärmel von zwei Podesten plattgedrückt werden. Einerseits drücken die Podeste das Kleidungsstück fest, andererseits halten die Shirtärmel die Podeste unterstützend in die Höhe. Kovanda bricht dadurch mit den Gesetzen einer konventionellen Ausstellungslogik und lotet die Grenzen physischer Möglichkeiten aus. Die weiteren vier Podeste werden ebenso von unten her gestützt, durch Spielzeugautos als Lastenträger, einem Stuhl oder von Holzbrettern.
Die Art und Weise, wie Kovanda seine Objekte gestaltet, erweckt Sehnsucht oder Begehren nach etwas neuem oder anderen. Psychoanalytisch betrachtet entsteht dadurch ein psychischer Antrieb zur Behebung eines subjektiven Mangelerlebnis verbunden mit dem Aneignungswunsch eines Gegenstandes oder Zustandes, um diesen Mangel auszugleichen. Diese Definition würde auch mit Kovandas Kunstverständnis einhergehen . Nach Jacques Lacans Theorie handelt es sich bei Begehren auch um eine sexuelle Wunschkomponente, die bei Kovanda durch das Buch mit Liebesgedichten angedeutet wird. Dass die Sehnsucht nach Ersatzgegenständen für Mangelerlebnisse meist nicht wirklich eingelöst werden kann, zeigt sich in den fragilen Podestobjekten, die ihre spezielle Lage bzw. Schräge nur durch die Unterstützung weiterer Versatzstücke im Raum einnehmen können, als Einzelteile aber nicht in dieser räumlichen Konstellation funktionieren würden. Die Verstörung, die diese Objekte hervorrufen, verstärkt das künstlerische Potential von Kovanda, der in den 1970er Jahren durch subtile Performances selbst im Alltagsbild Irritationen hervorrief und nun durch seine künstlerischen Objekte in einem Ausstellungskontext Unbehagen erzeugt.
Walter Seidl