Dragan Zdravkovic: Hibernation Mode
Ein in den Ruhezustand („hibernation mode“) versetzter Rechner ist von der Energiezufuhr vollständig abgetrennt. Erst beim Einschalten des Rechners wird das zuvor auf der Festplatte gespeicherte Abbild des Arbeitsspeichers wieder in diesen geladen, sodass an gleicher Stelle weitergearbeitet werden kann.
Der 1969 in Belgrad geborene Maler, Performance-Künstler, Bühnenbildner und Akademie-Professor Dragan Zdravkovic sieht sich selbst seit einiger Zeit in einen Zustand dieser Art versetzt: mehrere Jahre nach der Demokratisierung Serbiens (2000) wurde ihm klar, dass sich das Tempo und die Intensität der damals erwarteten (politisch-sozialen …) Änderungen „auf nahezu Null“ reduziert haben. Und während er bis dahin wertvolle Lebensjahre in aussichtslose Ideen und Wünsche investiert habe, sei ihm zugleich der viel wesentlichere Blick auf die eigene innere Welt abhanden gekommen.
Seither versucht Zdravkovi? Orte und Situationen zu „portraitieren“, die abseits aller hyperenergetischen Ströme und Tempi liegen – „places of melodic silence and eternal play“. Die Bestandteile seiner „Portraits“ findet er dabei durchwegs in seinem nahen Umfeld, in den Massenmedien ebenso wie in der Welt der Werbung – Dinge, die ihm wichtig sind, weil sie den Gemeinplatz der Wahrnehmung repräsentieren. Mittels geringfügiger Veränderungen und ungewohnter Zusammenstellungen nimmt er diesen Dingen ihre ursprünglichen Bedeutungen und Funktionen, transformiert sie in „non-objects”, um sie „essentially space and time of the mental picture, spiritual and innermost self“ werden zu lassen.
Zdravkovi? bedient sich neben einer der Montage verwandten Technik letztlich der (fotorealistischen) Malerei, um seine „Portraits“ auszuformulieren. „Selbst wenn alle seine Gegenstände der ikonischen Sprache der Massenmedien angehören, die Zdravkovi? auf die Leinwand zwingt, wobei er sich dem Stil der jüngsten Generation der Leipziger Schule annähert, ist ihm bewusst, dass auch das sterilste und schematischste fotografische Vorbild auf der Oberfläche einer Leinwand zu atmen beginnt.“ (Lj. Gligorijevic)
Die Galerie white8 hat auf der Art.Fair in Köln im November 2012, zwischen 2006 und 2012 entstandene Arbeiten (Öl und Acryl/Leinwand) von Dragan Zdravkovi? gezeigt und bringt im März 13 die erste Solo-Schau dieses international anerkannten Künstlers nach Wien.
- Lucas Gehrmann