Ausstellungsgespräch Liz Deschenes

Sonntag, 09. Dezember 2012 - 11:00 Uhr

secession

Ausstellungsgespräch mit Liz Deschenes und Florian Pumhösl
Eine Veranstaltung der Freunde der Secession

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Yael Bartana: Wenn Ihr wollt, ist es kein Traum
Fragen an Herzl und Freud

Die israelische Künstlerin und Filmemacherin Yael Bartana verhandelt in ihren Arbeiten geltende soziale Rituale und Strukturen im Allgemeinen sowie Fragen nach der kulturellen Identität ihres Geburtslandes, seiner historischen Konstruktion und den daraus resultierenden Spannungen und Konflikten im Besonderen. In der ihr eigenen poetischen Weise erzeugt sie eine Balance zwischen Faktischem und Erfundenem, Dokumentation und Propaganda, um mit einem ironischen Unterton Gewissheiten zu untergraben, Symbole auf den Kopf zu stellen und multiple neue Bedeutungen zu eröffnen.

2007 rief Bartana die Jewish Renaissance Movement in Poland (kurz: JRMiP) ins Leben, gleichermaßen politische Bewegung wie künstlerisches Projekt, die zur Rückkehr von 3,3 Millionen Juden in das Land ihrer Vorfahren aufruft. Zwischen Wirklichkeit und Fiktion oszillierend und an die kollektive politische wie gesellschaftliche Vorstellungskraft appellierend haben sowohl die JRMiP als auch die um deren Aktivitäten kreisende Filmtrilogie And Europe Will Be Stunned international für Diskussionen gesorgt und Anerkennung erlangt. Bartana zeigte die komplette Filmtrilogie erstmals 2011 – Polen repräsentierend – auf der 54. Biennale in Venedig.

Im Mai 2012 fand der erste internationale Kongress der JRMiP in Berlin statt. Die drei Tage währende Veranstaltung diente als Forum, um notwendige gesellschaftliche und politische Veränderungen in der EU, in Polen und in Israel zu diskutieren, um der Rückkehrforderung der JRMiP adäquat begegnen zu können und lud ein, diese Utopie kollektiv zu imaginieren. Der zum Kongress entstandene Film soll in der Secession zum ersten Mal gezeigt werden und zum Weiterdenken bereits ins Rollen gebrachter Ideen sowie zur Entstehung neuer Perspektiven anregen.

Yael Bartana, geboren 1970 in Kfar Yehezkel (IL), lebt und arbeitet in Tel Aviv (IL) und Amsterdam (NL).

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Liz Deschenes

„My work is in reaction to the limited scope that photography is often understood by. I think photography is capable of much more than representing a particular moment in time.“ (Liz Deschenes)

Liz Deschenes Fotografien sind konkret, selbstreflexiv und gleichzeitig geheimnisvoll. Deschenes verweist auf die Autonomie der Fotografie als künstlerisches Medium jenseits tradierter Aufgaben und Nutzungen. Seit einigen Jahren produziert sie fast ausschließlich Fotogramme – kameralos erzeugte Bilder –, deren Oberflächen die Spuren der Bearbeitung sowie der chemischen Behandlung tragen. Im Dialog mit Malerei, Skulptur und Architektur lotet Deschenes die Grenzen der Fotografie aus, stets in engem Bezug zur Fotografiegeschichte. Mit subtilen räumlichen Interventionen und ortsspezifischen Fotoinstallationen setzt sie sich in jüngster Zeit vermehrt mit den Bedingungen des Ausstellens auseinander und bietet den BetrachterInnen die Möglichkeit, nicht nur herkömmliche Sichtweisen von Fotografie, sondern auch die eigenen Sehgewohnheiten zu hinterfragen.

„The monochrome and other selfreflexive practices do not have a deep history in the photographic medium, mainly because of the medium's inherent ability to record and document.“ (Liz Deschenes) Deschenes Arbeit an einem erweiterten Fotografiebegriff bezieht sich kritisch auf die zentrale Eigenschaft der Fotografie, die (scheinbar) wirklichkeitsgetreue Wiedergabe der Realität, die seit Anfang an sowohl den Gebrauchswert der Fotografie als auch ihre künstlerische Praxis dominiert und selbstreflexiven sowie monochromen künstlerischen Strategien wenig Raum gelassen hat.

„Die Kamera gibt das Gesichtsfeld des Zyklopen wieder, nicht das des Menschen!“ (Pierre Francastel)
Deschenes eigens für die Secession konzipierte ortsspezifische Installation ist eine kritische Reflexion über fotografisches Sehen (im doppelten Sinn von „sehen“ und „gesehen werden“). Konkret spielt Deschenes auf Stereoskopie an, eine Hybridform zwischen mechanischem/apparateabhängigem und menschlichem/natürlichem Sehen, die das räumliche Sehen des Menschen simuliert und gleichzeitig Charakteristika des fotografischen zweidimensionalen Bildes beibehält. Deschenes Installationen sind ebenso subtil wie ihre Werke, die „nicht automatisch alles enthüllen“ (LD).

Liz Deschenes (*1966 in Boston) lebt und arbeitet in New York.

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Fiona Rukschcio: retaped Rape.

Fiona Rukschcio thematisiert in ihren Filmen, Collagen und Projekten weibliche Rollenzuweisungen, fremde und eigene Identitätsentwürfe sowie emotionale Grenzerfahrungen. Indem sie Recherche- und Dokumentationsmaterialien mit ihren subjektiv aufgeladenen Wahrnehmungen kombiniert, entwickelt sie eine heterogene visuelle Sprache, in der Archivmaterial und Alltagsästhetik aufeinandertreffen.

Für die Secession hat sie einen neuen Film produziert, der auf Yoko Onos und John Lennons Film Rape von 1968 basiert. Die filmische Vorlage, in der eine junge Frau vom Kameramann durch die Londoner Innenstadt und in ihrer Wohnung verfolgt wird, hat Rukschcio mit den exakt gleichen Kameraeinstellungen an den Originalschauplätzen nachgedreht, jedoch ohne Protagonistin. Durch diese Verschiebung eröffnen sich eine Reihe von Fragen nach dem Zusammenhang von Kamerasprache, Blickregime, Gewalt, aber auch nach Orten als kollektive Speicher von Erinnerungen.

Fiona Rukschcio, geboren 1972 in Wien, lebt und arbeitet in Wien.

Termin

hAmSteR Events
Ausstellungsgespräch, Liz Deschenes, Florian Pumhösl, Yael Bartana, Fiona Rukschcio, Film, Fotografie, Collage
Sonntag, 09.12.2012 11:00
secession
Friedrichstraße 12
1010 Wien
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