Vortrag Winfried Menninghaus: Was heißt es, sich von einem Kunstwerk 'bewegt' zu fühlen?

Montag, 03. Dezember 2012 - 18:00 Uhr

IFK

Antike Rhetorik und Poetik haben ein Hauptziel der Künste darin gesehen, das Publikum emotional „zu bewegen“ (movere). Ästhetiken vom 17. bis zum 19.Jahrhundert haben vor allem von der Seite der Rezeption her die inhärente Lust am Sich-bewegt-Fühlen betont. Zugleich ist bis heute psychologisch ungeklärt, was es überhaupt genau heißt, von einem Kunstwerk bewegt, berührt oder erschüttert zu werden. Ist emotionales Bewegt- oder Berührtsein letztlich identisch mit emotionaler Affizierung überhaupt? Dann wäre die Kategorie nicht von Emotion im weitesten Sinn zu unterscheiden und würde keine distinkte Gefühlsqualität bezeichnen. Oder können Bewegt- und Berührtsein als spezifische diskrete emotionale Zustände mit je eigenen Profilen etabliert werden? Winfried Menninghaus präsentiert linguistische, psychologische und ästhetische Evidenzen zugunsten der zweiten Annahme. Die verwendeten Methoden schließen psychologische und linguistische Assoziationsstudien sowie empirische Studien an Filmen und Gedichten ein. Über die distinkte Kartierung der von Rhetorik und Ästhetik behaupteten Gefühlszustände hinaus zeigt der Vortrag, dass die Bewertung eines Kunstwerks als bewegend tendenziell durchweg eine positive genuin ästhetische Bewertung impliziert.


Winfried Menninghaus ist Professor am Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin.

Publikationen (u. a.): Wozu Kunst? Ästhetik nach Darwin, Berlin 2011; Kunst als "Beförderung des Lebens". Perspektiven transzendentaler und evolutionärer Ästhetik, München 2008 (= Themen Bd. 89 der Carl-Friedrich-von-Siemens-Stiftung); Hälfte des Lebens. Versuch über Hölderlins Poetik, Frankfurt/Main 2005; Das Versprechen der Schönheit, Frankfurt/Main 2003.

Termin

Uhu Diskurs
Winfried Menninghaus, Werkrezeption, Rhetorik, Vortrag, IFK
Montag, 03.12.2012 18:00
IFK
Reichsratsstraße 17
1010 Wien
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