Die Rückseite des Sehens + Shelter

Dienstag, 06. November 2012 - 19:00 Uhr

das weisse haus

© Ulrike Königshofer © Ulrike Königshofer
Einzelausstellung: „Die Rückseite des Sehens" von Ulrike Königshofer
Eröffnung: Dienstag, 06.11.2012, 19h, Künstler/innengespräch: 18h

Aus der eigenen Wahrnehmung kann man nicht heraustreten, es gibt keine Anschauung „dahinter“. Wie wahr sie ist, kann darum aus Prinzip nicht festgestellt werden. Diese Abgeschiedenheit, die subjektive Endgültigkeit der eigenen Empfindungen machen es schwierig als auch interessant, diese selbst zu hinterfragen. Die Ausstellung „Die Rückseite des Sehens“ tut dies und blickt sozusagen hinter die Wahrnehmung.
Der wahrnehmende Körper ist mit einer Black-Box vergleichbar: All die Vorgänge, die in ihm passieren, sind für das Subjekt prinzipiell nicht erlebbar. Die Empfindungen von etwas verweisen ausschließlich auf dieses andere etwas, sie sagen uns nichts über sich selbst - so können wir ein Objekt sehen, aber wir können nicht das Sehen sehen. Das Dazwischen klammert sich selbst aus, als wäre es einfach nicht vorhanden. Für uns entsteht der Eindruck, wir könnten durch unseren Körper wie durch ein Fenster hindurch auf die Welt zugreifen.
Diese Außenwelt selbst aber gelangt nicht in unseren Verstand, sie ist Ding und nicht Empfindung. Hier findet ein Prozess statt, der Empfindungsqualitäten wie Farbigkeit oder Geschmack erst erzeugt, so ist etwa Geschmack keine messbare äußere Eigenschaft eines Stoffes sondern vielmehr eine des wahrnehmenden Sinnesorgans. Es sind dies letztlich Entitäten, die durch die Betrachtung entstehen und ohne sie überhaupt nicht existieren.
http://www.ulrikekoenigshofer.at/

***

Gruppenausstellung: „Shelter" von SOSka group gemeinsam mit Ilya Budraitskis, Sophie Thun, Adrien Tirtiaux und Anna Witt
Eröffnung: Dienstag, 06.11.2012, 19h, Künstler/innengespräch: 18h

Gespräch zwischen Ilya Budraitskis und Mykola Ridnyi, SOSka group, zum Thema: „Can we hide from the crisis? Capitalism, Shelters and Escapes." am Samstag, 15.12.2012

Zu verschiedenen Zeiten brachte politische Propaganda eine ganze Gesellschaften erfassende Furcht vor Kriegsgefahren und einen Kult der Verteidigung hervor. Selbstgebaute Schutzräume und öffentliche Bunker sind die Produkte gesellschaftlicher Panik und Denkmäler für die historischen Spannungen des Kalten Krieges und die Gewalt des Zweiten Weltkriegs. Unterirdische Anlagen in Städten, auf dem Land oder im Wald sind ein Massenphänomen, in dem sich öffentliche Angst und Privatsphäre verbinden. Hitlers Bunker, in dem er auch starb, ist ein architektonisches Symbol dieses Typs des Schutzraums eines geschichtlichen Moments: Er steht für den Sturz und das ehrlose Ende des Diktators.
In modernen Kriegen, wie sie heute geführt werden, ist diese symbolische Wirkung durch den gewachsenen Einfluss und die breite Verfügbarkeit von Massenmedien noch größer. Schutzräume in verschiedenen Ländern sind Erscheinungen oder Überreste dunkler Phasen der Geschichte, die auf ganz bestimmte Weise politische Situationen verdeutlichen. In wechselnden Lagen bewahren sie Spuren wirtschaftlicher und politischer Katastrophen, die mit dem Verlust von Machtausdehnung, Wohlstand und Herrschaft einhergehen. (SOSka group)

Die Arbeit "Der siebte Flakturm" von Adrien Tirtiaux ist Teil eines zwei Jahre andauernden Projekts, das sich mit Wiens Flaktürmen, sechs massiven Türmen, die während des 2. Weltkrieges rund um das Zentrum der Stadt gebaut wurden, beschäftigt. Sie dienten der Unterstützung der Fliegerabwehreinheiten und dem Schutz der Bürger vor Bombenangriffen.

Albanien hat rund 750.000 Bunker, die alle in den 40er Jahren unter der Herrschaft von Enver Hoxha, der bis zu seinem Tod 1985 Diktator war, erbaut wurden. Hoxha hat mehrere, verschiedene Formen des Kommunismus ausprobiert—zuerst durch ein Bündnis mit dem jugoslawischen Staatspräsidenten Tito, dann durch die Anlehnung an Stalin und nach dessen Tod an Mao (der die Erbauung der Bunker mitfinanzierte, die mehr kosteten als die französische Maginot-Linie). Die offizielle Begründung für die Erbauung der Bunker lautete, dass diese zum Schutz vor Angriffen aus Jugoslawien, Griechenland, der USSR und Italien entstanden seien. Es scheint jedoch so, als dienten sie zur Kontrolle der Bevölkerung durch das Hervorrufen eines latenten Angstzustandes. Man kann sagen, dass die Bunker tatsächlich überall sind – als sie erbaut wurden, rechnete man einen Bunker auf vier Albaner. Sie befinden sich in Feldern, Gärten, an Straßenrändern, am Strand, in der Mitte von Städten. Offiziell gehören sie immer noch dem Verteidigungsministerium. Die Kosten der Zerstörung sind so hoch, sodass sich die Albaner die Bunker zu ihrem eigenen Zweck nutzen, zum Beispiel als Lagerräume, Hütten, manchmal Häuser oder sogar als Grundmauer für Hotels.
Es ist die Aneignung dieser Kriegsobjekte (die ironischerweise nie einen Krieg sahen), das die Künstlerin Sophie Thun am meisten interessiert.

Die Arbeit "Vivos" von Anna Witt beschäftigt sich mit dem ästhetischen und inhaltlichen Erscheinungsbild eines privaten Unternehmens, der Vivos Group - dessen Thema der Bau eines weltweiten Netzwerks an Untergrund Bunkern ist. Es handelt sich um eine persönliche Analyse des Firmenprofils und wirft Fragen zum empfindlichen Gleichgewicht zwischen Realität und Fiktion auf.

http://www.soskagroup.com/


Extra: "Feiern bis der Arzt kommt" von Sebastian Vonderau
Eröffnung: Dienstag, 06.11.2012, 19h, Künstler/innengespräch: 18h

Durch die im eigentlichen Sinne unsachgemäße Kombination der elektronischen Komponenten einer Leuchtstoffröhrenschaltung transformiert sich eine herkömmliche Leuchteinheit zu einer Installation mit lebendigen Eigenschaften. Zum Einen entsteht ein Blitzrhythmus, der jeder logischen Abfolge entbehrt und so ein faszinierendes Eigenleben entwickelt. Zum Anderen steuert jede Einheit durch ihre unsachgemäße Benutzung ihrer verfrühten Zerstörung entgegen und entwickelt einen Lebenszyklus, der seine Eigenschaft aus der Verschwendung seiner eigenen Substanz für einen Zeitraum der rücksichtslosen Lebendigkeit generiert. Der von seiner Plastikhülle befreite Starter blitzt violett, die Leuchstoffröhre in einem kaltweißen Licht. Die beiden Bauteile scheinen zu kommunizieren. Da sich kein nachvollziehbares Muster einstellt, bekommt jene Kommunikation einen mysteriösen Charakter.

***

Zusatzveranstaltungen:

Samstag, 24.11.2012, 17h: Dan Graham's "Rock My Religion" Revisited: Ein kontextualisiertes Screening mit Lesungen, Sound und Arbeiten u.a. von Jason Underhill und Kazimierz Jankowski, kuratiert von Bettina Brunner. Im Rahmen der VIENNA ART WEEK.
Samstag, 15.12.2012, 15h: Gespräch zwischen Ilya Budraitskis und Mykola Ridnyi, SOSka group, zum Thema: „Can we hide from the crisis? Capitalism, Shelters and Escapes.", das weisse haus 5 Jahres- & Weihnachtsfeier im Anschluß!

Termin

eSeL's Neugierde
Ausstellung, Eröffnung, Ulrike Königshofer, SOSka group
Dienstag, 06.11.2012 19:00
bis Freitag, 14.12.2012
das weisse haus
Hegelgasse 14
1010 Wien
Merken
Links
Schließen
Zum eSeL Twitter Kanal


Mehr Informationen finden Sie in unserer Daten­schutz­erklärung
Schließen
Zur eSeL Facebook Page


Mehr Informationen finden Sie in unserer Daten­schutz­erklärung
Die Webanalyse durch Google Analytics wurde deaktiviert.